Irrsinn Lkw-Maut
Tausend Beamte haben nichts zu tun
Von ALEXANDRA HEYDE und JENS LEHMANN Ratlos: Verkehrsminister Manfred Stolpe hat neuen Ärger mit der Lkw-Maut Die Behörde, die das Bezahlsystem für Lkw kontrollieren soll, ist schon voll besetzt Lkw-Maut: Tausend Beamte haben nichts zu tun
Da waren das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) und Verkehrsminister Manfred Stolpe (67, SPD) wohl ein bisschen zu schnell: Obwohl der Mautstart auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, hat das Amt schon eine Überwachungsstelle eingerichtet. In der Abteilung 4 sollen knapp 1000 Mautpolizisten das Lkw-Bezahlsystem kontrollieren. Nur: Bis heute haben sie in ihrem Aufgabenbereich nichts zu tun. Sie warten auf die Maut.
Hintergründe • Maut-Einnahmen: Zwei Manager warten auf das Geld • Maut-Testphase: Spediteure machen nicht mehr mit BAG-Sprecher Detlev Junker wiegelt ab: „Von Langeweile kann keine Rede sein. Die Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale in Köln und in elf Au-ßenstellen, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Derzeit beteiligen sie sich am Aufbau des Mautsystems, machen Probefahrten und erklären Spediteuren die Maut. Der Rest unterstützt Kollegen bei der Kontrolle von Gefahrguttransportern oder wird bis zum Mautstart in anderen Bereichen des Bundesamts eingesetzt, zum Beispiel im Innendienst.“
Und der Steuerzahler muss für die Beschäftigungstherapie im BAG aufkommen. Allein in diesem Jahr verschlingt die gesamte Behörde (1500 Mitarbeiter) Millionen.
Laut Kapitel 1205 des Bundeshaushaltsplans sind Ausgaben in Höhe von 44,7 Millionen Euro vorgesehen, 2004 werden es sogar 49,2 Millionen Euro sein.
„Ein großer Teil der Kosten wäre auch ohne die neue Abteilung angefallen“, so Junker, „denn rund 700 Mitarbeiter waren bereits beim BAG beschäftigt und sind für die Maut nur von ihren bisherigen Dienststellen abgeordnet worden.“ Unter dem Strich bleiben knapp 300 Neueinstellungen.
Hintergründe Die verrücktesten Pannen bei der LkW-Maut Brummi-Fahrer sauer: Neue Maut-Brücken zu niedrig Werden jetzt alle Auto-Fahrer abgezockt? Maut-Chaos: Verkehrsminister Stolpe kämpft um sein Amt Wir brummen Euch was! Wirbel um Pkw-Maut Wann die Mautpolizisten endlich zum Einsatz kommen, ist weiter offen. Wenn die Maut endlich eingeführt wird, erhält der Geschäftsführer des Betreiberkonsortiums Toll Collect, Michael Rummel, trotz aller Pannen eine satte Prämie. Laut „Spiegel“ hat er Anspruch auf eine Million Euro. Rummel solle das Geld zusätzlich zu seinem Gehalt bekommen. Allerdings muss Rummel bis dahin seinen Job behalten.
Die Telekom-Führung fordert angesichts der Pannen bei Toll Collect personelle Konsequenzen. Anfang nächster Woche soll laut „Spiegel“ über eine Auflösung von Rummels Vertrag verhandelt werden. Unterdessen kündigte Minister Stolpe an, möglichst hohen Schadensersatz für Maut-Ausfälle einzufordern.
Stolpe: „Wir werden uns die Vertragsstrafen ansehen und wir werden über Einnahmeausfälle reden“.
|