Frankreichs Öko-Energie im Schatten der Reaktoren von Angelika Nikionok-Ehrlich
Während in diesem Sommer Zwischenfälle in französischen Atommeilern Schlagzeilen machten, hat sich in Frankreich ein Energiezweig gemausert, der noch vor zehn Jahren nicht ernst genommen wurde: die erneuerbaren Energien.
33 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2007, 220.000 neue Arbeitsplätze sind laut nationaler Umwelt- und Energie-Agentur Ademe in den vergangenen Jahren in diesem Bereich entstanden. Zwar wird in Frankreich seit Langem Strom aus Wasserkraft erzeugt, andere erneuerbare Energiequellen haben jedoch erst seit Einführung der gezielten Förderung eine Chance bekommen.
Vor allem die Windkraft erfuhr dadurch einen enormen Aufschwung: Die installierte Leistung hat sich in den vergangenen drei Jahren jeweils verdoppelt. "Bis Ende des Jahres erwarten wir an die 3600 Megawatt (MW) installierte Gesamtleistung, das heißt etwa 1000 MW, die neu hinzukommen", sagt Marion Lettry, Windkraftverantwortliche beim Erneuerbaren-Verband SER. Deutsche Firmen sind schon seit längerem als Lieferanten, Entwickler und Betreiber in Frankreich aktiv.
Deutschland als Vorbild Nun haben auch die großen französischen Konzerne wie EdF und die fusionierte GdF-Suez den Markt für sich entdeckt. GdF-Suez avancierte gar durch Aufkäufe zum größten Windkraft-Betreiber.
Vorbild für die französische Regenerativbranche ist Deutschland mit seinem System der Einspeisevergütung. Bereits 2001 führte die französische Regierung Tarife für Strom aus den verschiedenen erneuerbaren Energieträgern ein, die Bedingungen wurden dann durch einen Erlass im Juli 2006 erheblich verbessert.
Zwar wurde die Verordnung kürzlich wegen eines Formfehlers außer Kraft gesetzt, doch hat der zuständige Minister Jean Lous Borloo zugesichert, die Regelungen schnell wieder auf den Weg zu bringen.
Solarzellen aus der Provence Die Investitionssicherheit hat Frankreich zu einem attraktiven Markt gemacht, zahlreiche ausländische Firmen sind dort präsent: In der Windkraft unter anderem Gamesa, Vestas, General Electric, wie auch die deutschen Hersteller Enercon, Nordex oder Siemens. Den Zuschlag für das erste französische Offshore-Projekt bei einer Ausschreibung erhielten ebenfalls deutsche Unternehmen: Enertrag will zusammen mit Prokon Nord das 105-MW-Projekt vor der Normandieküste realisieren.
Die Solarenergie ist auf dem Sprung aus der Nische. Zwar waren Ende vergangenen Jahres lediglich 70 MW Fotovoltaik installiert. Aber das war doppelt so viel wie 2006. "Der Markt ist endlich in Gang gekommen", sagt der Chef des einzigen französischen Solarzellenproduzenten Photowatt Eric Laborde.
Bis 2012 will die Branche 1100 MW, bis 2020 gar 5400 MW erreichen. Dass dies keine Utopie bleibt, dafür wollen auch die Konzerne sorgen: Schon ist die Regenerativ-Tochter von EdF dabei, Freiflächenanlagen zu bauen, etliche Projektierer stehen in den Startlöchern, und ein internationales Konsortium unter Beteiligung der deutschen Solon plant sogar eine Zellenproduktion in der Provence
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