EM.TV-Gründer Haffa räumt Vertrauensverlust ein
München (Reuters) - Der Gründer und Vorstandschef der EM.TV & Merchandising AG, Thomas Haffa, schließt persönliche Konsequenzen aus der Krise des angeschlagenen Münchener Medienunternehmen nicht aus. Falls es nicht gelänge, das Vertrauen von Analysten und Investoren zu gewinnen, "werde ich wohl über die Konsequenzen nachdenken müssen", sagte Haffa im Interview mit dem am Montag erscheinenden Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Eine Frist habe er sich aber nicht gesetzt. Ein EM.TV-Sprecher schloss nicht aus, dass das Unternehmen den 45- Prozent-Anteil an der Tele München Gruppe (TMG) für weniger als den Kaufpreis von 800 Millionen DM an den Mehrheitseigentümer Herbert Kloiber zurück geben werde. Kloiber sagte dem Magazin "Focus", er wolle nicht mehr als 600 Millionen DM zahlen.
Dem "Spiegel" zufolge ist nach Florian Haffa, dem Bruder von Thomas Haffa, nun ein weiterer EM.TV-Vorstand zurückgetreten. Ulrich Goebel, der für den Bereich Business Affairs und damit für das Controlling zuständig ist, habe das Unternehmen bereits verlassen. Der Sprecher sagte, Goebel sei im Urlaub, und lehnte eine weitere Stellungnahme ab. Florian Haffa hatte vor einer Woche seinen Rücktritt aus dem Vorstand erklärt. EM.TV hatte damals seine Gewinnprognosen für das laufende Jahr drastisch gesenkt. Statt mit einem Vorsteuerergebnis von 525 Millionen DM rechnet EM.TV nur noch mit 50 Millionen DM Gewinn. Der Aktienkurs brach seitdem drastisch ein. Am Freitag ging die Aktie mit 7,18 Euro aus dem Handel, nachdem das Papier im Februar ein Jahreshoch von 120 Euro markiert hatte.
Bei der Rückabwicklung des Verkaufs der Beteiligung an der TMG des Münchener Filmkaufmanns Kloiber schließt EM.TV einen Kaufpreis von unter 800 Millionen DM nicht mehr aus. Sprecher Michael Birnbaum verwies darauf, dass nach dem Kauf der Anteile der Fernsehsender "tm3" verkauft wurde, der EM.TV immerhin 137 Millionen DM eingebracht habe. Der "Focus" zitierte Kloiber, er sei höchstens bereit, 600 Millionen DM zu bezahlen. "Von der Differenz bei solchen Geschäften lebe ich seit Jahren. Das habe ich immer so gemacht", sagte Kloiber dem Blatt zufolge. Er und Kirch gelten als größte Wettbewerber auf dem Filmrechtemarkt in Deutschland.
Der Verkauf von TMG kann nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstagausgabe) erst nach Abschluss der eingehenden Prüfung bei EM.TV durch Kirch über die Bühne gehen. Nach dieser richtet sich die exakte Beteiligungshöhe an EM.TV, die der Konzern für seinen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen "Junior TV" erhält. Der Vereinbarung zwischen Kirch und Haffa zufolge sind dies bis zu 16,74 Prozent. Die Unternehmensprüfung soll bis spätestens Mitte Februar abgeschlossen sein. Kloiber sagte, es habe bisher keine Gespräche über die Rückgabe gegeben, "schon gar nicht mit Kirch". Dagegen hatte es in Branchenkreisen geheißen, bei den Verhandlungen sei es zu Auseinandersetzungen über den Kaufpreis gekommen.
Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag hat der Verband der in der Formel Eins vertretenen Hersteller dem Organisator der Rennsportserie, Bernie Ecclestone (70), ein konkretes Angebot gemacht, sich mit mehr als 25 Prozent an der Formel Eins zu beteiligen. "Ecclestone ist daran interessiert, dass die Hersteller einen maßgeblichen Einfluss bekommen", sagte DaimlerChrysler-Vorstand Jürgen Hubbert dem Blatt. Mit 25 Prozent seien die Hersteller nicht zufrieden. An dem Anteil von 50 Prozent, den EM.TV an der Formel-Eins-Holding SLEC hält, hatte sich Kirch kürzlich mit 49 Prozent beteiligt. EM.TV hat daneben eine Option auf weitere 25 Prozent. Sprecher Birnbaum sagte, EM.TV gehe es letztlich um die Vermarktungsrechte.
Dem "Spiegel" zufolge gibt es Überlegungen, die bisherige ProSieben-Tochter Merchandising München (MM) in EM.TV einzugliedern. Das sei attraktiv, unterschrieben sei aber noch nichts, sagte Thomas Haffa dazu. Die Kirch- Manager Dieter Hahn und Jan Mojto sprachen Haffa in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" das Vertrauen aus. "Wir und Leo Kirch glauben, dass Herr Haffa seine Aufgaben in Zukunft hervorragend lösen kann", sagte Mojto. Er sei einer der besten Kenner des Kindermarktes im Fernsehen und des Merchandising-Geschäfts. Hahn ergänzte, es sei vielleicht "ganz gut, wenn man mal weniger an den Börsenkurs als an das Geschäft denkt".
Haffa gestand in dem "Spiegel"-Interview Management-Fehler ein: "Wir haben die Faktoren der Bilanzierung nicht tief genug betrachtet. Wir haben in der Phase der Akquisition den Fehler gemacht, dass wir operativ nicht so mitgehalten haben, wie es angesichts der Dimension unserer Investitionen nötig gewesen wäre. Mit dem neuen Finanzvorstand Rolf Rickmeyer, der Florian Haffa abgelöst hatte, hätte EM.TV "die Krise nicht mit dieser Wucht getroffen", sagte Haffa. In Branchenkreisen war heftig kritisiert worden, dass sich der EM.TV-Chef nicht für das Missmanagement entschuldigt habe.
Haffa sagte in dem Interview weiter, er habe im Laufe der vergangenen drei Jahre EM.TV-Aktien verkauft. In den ersten zwei Monaten 2000 habe er zudem "ein kleines Paket von 200.000 Stück an einen strategischen, institutionellen Investor" veräußert. Der Gesamtwert der Transaktion habe sich auf rund 40 Millionen Mark belaufen. Am Montag hatte er gesagt, er könne sich nicht an den Zeitpunkt erinnern. Haffa hält 62 Millionen EM.TV-Aktien.
http://de.news.yahoo.com/001210/71/180mj.html
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