Finanz und Wirtschaft 10.01.2007
J. C. Martinez, CEO Esmertec «Bereinigung ist abgeschlossen»
Herr Martinez, die Esmertec-Aktien sind in zwei Tagen 12% gestiegen. Was steckt hinter der offenbar neuen Zuversicht der Anleger? Möglicherweise denken die Anleger an das Motto: Keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Ich stehe zu meinen Aussagen vom November: Wir rechnen mit einem Jahresumsatz von über 24 Mio.$.
War die Verunsicherung unter den Beschäftigten gross, als die Aktien im August 2006 mit 3.61 Fr. auf ein historisches Tief sackten?
Seit drei Monaten hat sich die Situation diesbezüglich verbessert. Das ist sehr wichtig. Wir beschäftigten viele Techniker. Diese suchen einen stabilen Arbeitgeber. Der steigende Aktienkurs ist ein weiteres Signal, dass es mit dem Unternehmen wieder in die richtige Richtung geht.
Inwiefern haben die Probleme der Vergangenheit belastet?
Die Kunden haben auf die Veränderungen kaum reagiert. Die Medienberichte haben aber innerhalb des Unternehmens schon einige Verunsicherung ausgelöst.
Es gibt unterschiedliche Signale aus der Industrie. Motorola musste soeben die Gewinnprognosen revidieren.
Einzelne Meldungen sollten nicht überbewertet werden. Der Branche geht es gut, und ich bin sicher, dass Motorola, weltweit der zweitgrösste Mobiltelefonhersteller, in den nächsten Wochen bereits wieder mit erfreulicheren Nachrichten aufwartet.
An der Elektronikmesse CIS in Las Vegas gab sich Nokia Anfang Woche mit Blick auf die Entwicklung der Multimedia-Mobiltelefone zuversichtlich. Das ist eines der Stammgeschäfte von Esmertec.
Die Leute wollen mehr und mehr Angebote in ihren Mobiltelefonen. Die Wachstumsraten in diesem Bereich sind attraktiv. Für uns ist der breite Massenmarkt aber ebenfalls interessant.
Im dritten Quartal 2006 wurden gleich viele Mobiltelefone mit einer Esmertec-Software ausgeliefert wie im ersten Halbjahr. Halten die hohen Wachstumsraten an?
Allein im dritten Quartal wurden 18 Mio. Geräte verkauft. Bis zu diesem Quartal haben wir insgesamt 78 Mio. Einheiten plaziert. Unsere Auftragsbücher sind weiterhin voll.
Wird das Lizenzverrechnungsmodell grundsätzlich verändert?
Wir sind daran, das Modell nach den Regeln der IFRS zu prüfen. Wir stehen in engem Kontakt mit unserer Revisionsgesellschaft. Ich tendiere darauf, in Zukunft neue Verträge als Bestellungseingang zu verbuchen. Das Thema ist jedoch nicht abschliessend geklärt.
Mit den Abschreibungen, die 2006 zu einem hohen Verlust führen werden, hat Esmertec reinen Tisch gemacht. Bedeutet das, dass der Gewinn künftig nun schneller wächst und umso höher ausfallen wird?
Wir haben die Kosten pro Quartal um 2 Mio. $ gesenkt. Das bringt im laufenden Jahr einen entsprechenden Effekt. Nach den Vorgaben von IFRS haben wir zudem versucht, alle Risiken im Geschäftsjahr 2006 auszuräumen – daher der grosse Verlust im ersten Halbjahr. Klar ist: 2007 wollen wir keine negativen Überraschung mehr.Interview: Beat Hebeisen
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