In der vergangenen Woche konnten wir ein Jubiläum feiern: Einjährige Talfahrt von Nasdaq und Neuer Markt. Allerdings bleiben die bei einer Jubiläumsfeier üblichen Champagnerflaschen diesmal im Kühlschrank, und auch der Kaviar wurde wieder abbestellt. Auf dem Börsenparkett herrschte Friedhofsstille, traurig drückte man sich die Hand und ging seiner Wege. "Eigentlich kann alles nur noch besser werden", war hier und dort zu hören, doch stimmt das wirklich?
Nun, machen wir uns nichts vor: Ich kenne keinen Börsianer, mich eingeschlossen, der vor einem Jahr mit einer derart dramatischen Entwicklung rechnete. Sicher, die Börse war Anfang 2000 überhitzt und mit einer scharfen Korrektur haben wir auch alle gerechnet, aber einen solchen Ausgang hat keiner erwartet.
Doch nachdem der Neue Markt in Frankfurt gute 80 Prozent von seinen Höchstkursen eingebüßt hat, scheint in der Tat die Hoffnung berechtigt zu sein, dass "eigentlich alles nur noch besser werden kann". Viele Neue Markt-Aktien notieren aktuell unter ihrem Buchwert, soll heißen, die Aktien sind weniger wert als das Unternehmen in seiner Bilanz an Vermögensgegenständen stehen hat.
Dass sich so ein Zustand nicht über einen längeren Zeitraum halten lässt, dürfte jedem von uns klar sein. Früher oder später werden sich die Aktionäre wieder auf die fundamentalen Daten konzentrieren und verwundert feststellen, dass es viele Aktien praktisch geschenkt gibt. Doch wann genau dies der Fall sein wird, lässt sich nur sehr schwer voraussagen. Aktien, die unter ihrem Buchwert notieren, sind im wahrsten Sinne des Wortes Substanzperlen. Hätten Sie jemals gedacht, dass wir am Neuen Markt Substanzperlen kaufen können?
Jede Krise trägt den Keim von etwas Neuem in sich, so auch die Krise am Neuen Markt. Der katastrophale Kursverfall gibt uns heute die einmalige Möglichkeit, Aktien zu kaufen, die erstens unter ihrem Buchwert notieren und zweitens zu Unternehmen gehören, die jungen und dynamischen Wachstumsbranchen zuzurechnen sind. Wollen Sie sich diese Chance wirklich entgehen lassen?
Was spricht dagegen, dass wir schon bald eine Art "Wachablösung" an den Märkten sehen werden? Das Geld, das bis jetzt in den scheinbar sicheren Hafen der Old Economy, in Anleihen und Festgeld geflossen ist, wird genauso schnell seinen Weg zurück an die Wachstumsbörsen dieser Welt finden.
Sobald sich das wirtschaftliche Klima stabilisiert und die Anleger wieder Vertrauen in das Wirtschaftswachstum fassen, werden die Werte der New Economy ganz oben auf der Kaufliste stehen. Denn New Economy steht für rasantes Wachstum, für Fantasie und Zukunft; kaum ein traditionelles Unternehmen aus der Old Economy kann hier auch nur annähernd mithalten. Und somit spricht meiner Ansicht nach auch nichts dagegen, dass wir schon bald einen fallenden Dow Jones und steigende Nasdaq-Kurse erleben werden. Über die Entwicklung der Börse wird derzeit viel spekuliert, doch noch nirgends konnte ich die Prognose finden, dass der Dow Jones bis zum Jahresende deutlich an Niveau verliert, während die Nasdaq kräftig zulegt.
Fazit: Auch wenn es im Moment nicht danach aussieht, halte ich einen Dow Jones-Stand zum Jahresende von 7.000 und einen Nasdaq-Kurs von 4.000 Punkten für realistisch.
Ihr Bernd Förtsch
19.03.2001 15:10
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