Trotz hoher Steuerausfälle bei Bund, Ländern und Gemeinden Finanzminister Eichel schließt Steuererhöhungen aus
Trotz sinkender Einnahmen in Bund, Ländern und Gemeinden hat Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) Steuererhöhungen kategorisch ausgeschlossen. "Dann höre ich Reden von Steuererhöhungen - das ist natürlich absoluter Unsinn in einer solchen Situation", sagte Eichel im ZDF-Morgenmagazin. Er reagierte damit auf Aussagen der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD), die höhere Steuern in Betracht gezogen hatte, um die Steuerausfälle in Bund, Ländern und Kommunen zu kompensieren. Nach einem Bericht des Bundesfinanzministeriums sanken Steuer- und Verwaltungseinnahmen des Bundes im ersten Halbjahr 2002 um 5,5 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Steuereinnahmen - Höhere Ausfälle als erwartet
Regierung will an Steuersenkung festhalten
Die Präsidentin des Deutschen Städtetages, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), sagte, viele Städte stünden angesichts der Steuerausfälle vor dem finanziellen Kollaps. Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hatte angesichts der Lage bereits am Mittwoch eine Haushaltssperre verhängt. Eichel betonte jedoch, wie geplant an der Steuerreform und damit an der Politik der Steuersenkungen festhalten zu wollen: "Wir werden zum 1. Januar die nächste Stufe der Steuersenkungen haben." Eine weitere Steuersenkung werde es dann im Jahr 2005 geben. Es sei jedoch klar, dass die Politik mit dem zu erwartenden Ausfall an Steuereinnahmen umzugehen habe.
Sinkende Einnahmen, steigende Ausgaben Nach dem Monatsbericht des Finanzministeriums betragen die Einnahmen des Bundes in den ersten sechs Monaten 93 Milliarden Euro und damit 5,5 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Die Steuereinnahmen seien sogar um 6,4 Prozent auf 81,6 Prozent gesunken. Zugleich sind die Ausgaben um 4,4 Milliarden Euro über die des ersten Halbjahres 2001 auf 126,7 Milliarden Euro angestiegen. Daraus ergibt sich nach den Angaben eine Finanzierungslücke von 33,6 Milliarden Euro. Daraus könnten jedoch keine Rückschlüsse auf den weiteren Jahresverlauf gezogen werden.
Eichel bleibt ruhig Eichel zeigte sich nicht beunruhigt durch die Zahlen: "Damit haben wir ja im Prinzip gerechnet." Bereits nach der Steuerschätzung vom Mai sei klar gewesen, dass es ein schwieriges erstes Halbjahr geben werde und ein beschleunigtes zweites Halbjahr: "Das werden wir, denke ich, auch so sehen." Das Auf und Ab bei den Steuereinnahmen werde durch die konjunkturelle Entwicklung bestimmt. Es sei die Aufgabe der Finanzpolitik mit solchen Steuerausfällen umzugehen. Steuererhöhungen seien allerdings nicht der richtige Weg.
Steuerausfälle treffen besonders Gemeinden
Nach Roths Worten treffen die Steuerausfälle insbesondere die Gemeinden. "Entgegen allen Erwartungen ist die Gewerbesteuer nach einer aktuellen Umfrage des Deutschen Städtetages im ersten Halbjahr 2002 um weitere 13,6 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum abgerutscht", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Im Zeitraum zwischen April und Juni habe der Rückgang sogar 19,2 Prozent betragen. Ohne eine tief greifende Reform der Gemeindefinanzen könnten die Städte nicht überleben.
Eichel macht Kohl-Regierung verantwortlich
Eichel sagte, die Verantwortung für die Finanzmisere der Kommunen liege bei der Vorgängerregierung: "Wir haben, nachdem in den früheren Jahren die Gewerbesteuer zu reinen Großbetriebssteuer verkommen ist, gerade im vergangenen Jahr eine Reihe von Veränderungen gemacht, die gerade das Gewerbesteueraufkommen stabilisieren." Mit der Steuerreform der rot-grünen Regierung hätten die Ausfälle der Kommunen nicht das Geringste zu tun. Es sei jedoch klar, dass die Gewerbesteuer ein Problem für viele Städte sei. "Wir brauchen eine Reform der kommunalen Einnahmeseite, damit sie verstetigt, damit sie unabhängig wird und wir brauchen auch weniger Ausgaben, deshalb wollen wir Sozial- und Arbeitslosenhilfe zusammenführen."
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