„Öl und Gas müssen fließen – und zwar so effizient wie möglich“. Mit diesem Leitspruch agiert der in Wien ansässige Anbieter von Öl- und Gasfelddienstleistungen, der in Russland und Kasachstan aktiv ist. Jüngst meldete C.A.T. oil die Ausweitung bestehender Verträge, was die Investoren frohlocken und beherzt zugreifen ließ. Der Kurs der im SDAX enthaltenen Aktie schoss über das bisherige Jahreshoch 2009.
Das Papier setzte damit die in Summe sehr positive Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf fort, nachdem der Kurs der seit 2006 an der Börse notierten Firma im Dezember 2008 mit 1,60 Euro sein bisheriges Allzeittief markierte und damit vom Allzeithoch im April 2007 bei 25,59 Euro um fast 94% abgestürzt war. Ausgehend vom Tief folgte jedoch eine deutliche Gegenbewegung, und mit einem Plus von mehr als 200% seit Jahresbeginn ist C.A.T. oil der bis dato zweitbeste Wert im SDAX. Mit dem jüngsten Aufwärtsimpuls kletterte die Aktie zudem über das bisherige Jahreshoch von 5,49 Euro, was aus charttechnischer Sicht für weiter anziehende Notierungen sprechen könnte. Die nächste Hürde ergibt sich aus dem 23,6%-Fibonacci- Retracement der übergeordneten langfristigen Abwärtsbewegung bei 7,26 Euro. Eine dynamische Fortsetzung der Erholung könnte in den nächsten Monaten zudem das 38,2%-Fibonacci-Retracement bei 10,76 Euro in den Fokus rücken lassen.
Neue Aufträge
Dazu müssten aber weiter positive fundamentale Nachrichten folgen. So, wie in der vergangenen Woche die Ausweitung bestehender Verträge für sogenannte Sidetrack-Drilling-Dienstleistungen. Damit erhöhte C.A.T. oil das Auftragsvolumen für das Geschäftsjahr 2009 um rund 14 Mio. Euro auf etwa 228 Mio. Euro. Wie der Konzern erläuterte, bleibt das Sidetrack Drilling damit weiterhin das am schnellsten wachsende Geschäft im Unternehmen. In diesem Bereich bietet es „Reparaturbohrungen“ an, mit denen, ausgehend von einem bestehenden, ein neues Bohrloch geschaffen wird, um entweder irreparable Schaden zu umgehen oder weitere Bereiche eines Vorkommens zu erreichen.
Viele stillgelegte Quellen
In dem Segment wittert C.A.T. oil große Chancen, gibt es doch in Russland mehrere 10.000 stillgelegte Quellen, die so kostengünstig wiederbelebt werden können. C.A.T. oil hat daher in den vergangenen Jahren seine Kapazitäten deutlich aufgestockt. Die Zahl der mobilen Bohrplattformen stieg von zwei im Jahr 2006 auf 14. Im Jahr 2008 war Sidetrack Drilling bereits der Wachstumstreiber Nummer eins der Gesellschaft. Mit der jüngsten Vergrößerung des Auftragsvolumens machte C.A.T. oil eigenen Angaben zufolge nun einen weiteren Schritt zur Erhöhung des Marktanteils in diesem Geschäft auf mehr als 20%. Firmenlenker Manfred Kastner zeigte sich zudem überzeugt, das Ziel zu erreichen, in Russland zum Marktführer in diesem Segment aufzusteigen.
Fördermengen optimieren
Russland und Kasachstan sind die Kernmärkte der Gesellschaft. Sie bietet dort Dienstleistungen an, mit denen die Lebensdauer von Öl- und Gasquellen verlängert oder stillgelegte wieder zugänglich gemacht werden können. Laut Vorstand sprechen dabei drei zentrale Faktoren für Wachstum. Zum einen müssen bereits erschlossene Ölfelder wegen schrumpfender Öl- und Gasressourcen so aufbereitet werden, dass sich die Fördermengen optimieren lassen. Gleichzeitig werden stillgelegte Vorkommen reaktiviert oder durch neue Methoden anderweitig zugänglich gemacht, um auch diese bis zum Maximum auszuschöpfen. Abgerundet wird das Portfolio mit seismischen Services, mit denen neue Öl- und Gasvorkommen identifiziert werden können.
Gute Kundenkontakte
Gegründet wurde das Unternehmen 1991 und war eigenen Aussagen zufolge Anfang der 1990er-Jahre eine der ersten westlichen Firmen, die die öl- und gasfördernde Industrie in Russland und der GUS-Staaten nach dem Ende der Sowjetunion mit spezialisierten Dienstleistungen unterstützten. Es entstanden langjährige Beziehungen zu bedeutenden Produzenten in der Region, die laut C.A.T. oil heute einen wichtigen Wettbewerbsvorteil darstellen. Zu den Kunden zählen die größten russischen und kasachischen Öl- und Gasfirmen wie LUKOIL, ROSNEFT, TNK-BP, GAZPROM, KazMunaiGaz sowie viele andere unabhängige Unternehmen.
Führende Position
Seit der Gründung hat sich C.A.T. oil dabei eine führende Position im Hydraulic Fracturing aufgebaut – das größte Geschäftsfeld im Konzern. Hier bietet er ein Verfahren an, mit dem die Durchlässigkeit des Gesteins erhöht werden kann, um damit die durchschnittliche Fließgeschwindigkeit auf ein Vielfaches des Ausgangswertes zu steigern. Dazu werden verschiedene Flüssigkeiten und Chemikalien unter sehr hohem Druck in das Bohrloch gepumpt und dadurch Risse in den Förderbereichen aufgebrochen. Diese werden dann durch den Einsatz von Stützmitteln offen gehalten. Insgesamt betreibt C.A.T. oil aktuell 15 Fracturing-Flotten und besitzt in diesem Segment eigenen Angaben zufolge einen Marktanteil von fast 30% in Russland und Kasachstan.
Einsparungen
Die Geschäfte liefen in den vergangenen Jahren gut. Von 2006 bis 2008 stieg der Umsatz von 193,6 auf den Rekordwert von 276,2 Mio. Euro. Bei den Gewinnen gab es 2008 allerdings einen Rückgang zum Vorjahr. Zunehmender Kostendruck, höhere Abschreibungen, negative Wechselkurseffekte und auch die Auswirkungen der globalen Finanzund Wirtschaftskrise belasteten. Auf das schwache konjunkturelle Umfeld reagierte die Gesellschaft Ende 2008 mit Kostensenkungen, die im ersten Halbjahr 2009 bereits fruchteten. Durch die optimierte Nutzung der Kapazitäten, saisonale Einflüsse sowie eine gesteigerte Nachfrage im zweiten Quartal stieg zudem die Gesamtzahl der ausgeführten Jobs gegenüber dem Vorquartal um 28,6% auf 858. Im ersten Halbjahr erreichten sie mit 1.525 Jobs sogar einen neuen Rekord und lagen 2,5% über dem Vorjahreswert. Die Zuwächse machten sich jedoch nicht positiv in den Umsätzen bemerkbar, da ein weiterhin schwacher Rubel sowie niedrigere Preise für Sidetrack-Drilling-Services die Einnahmen auf Eurobasis um 15,7% auf 117,5 Mio. Euro schmälerten. Auf Rubelbasis gab es indes ein Plus um 2,5%. Wegen der sinkenden Einnahmen schrumpften auch die Gewinne. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag dank der Einsparungen aber mit 22,4 Mio. Euro nur 9% unter dem Vorjahreswert. Die EBITDA-Marge konnte sogar von 17,7% auf 19,1% erhöht werden. Bei EBIT und Nachsteuergewinn belasteten jedoch die Abschreibungen infolge der massiven Kapazitätserweiterung im Jahr 2008 sowie negative Wechselkurseffekte, was zu deutlicheren Rückgängen führte.
Fazit:
Die aktuelle Wirtschaftsflaute geht auch an C.A.T. oil nicht spurlos vorbei. Langfristig sollte das Unternehmen aber weiterhin von seiner starken Position in Russland und Kasachstan profitieren. So sollten sich auch künftig die angebotenen Dienstleistungen einer regen Nachfrage erfreuen, können damit doch sowohl bei neuen als auch bei bestehenden Öl- und Gasformationen Produktivitätssteigerungen erzielt werden. Gerade vor dem Hintergrund endlicher Öl- und Gasvorkommen bei gleichzeitig steigendem Energiebedarf, sollte dies mittel- bis langfristig für weiteres profitables Wachstum sorgen. Zwar ist noch nicht abzusehen, wann die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase endet, sie sollte vom Konzern angesichts der engen Kundenbeziehungen aber gut überstanden werden. Zudem bietet die starke Eigenkapitalquote von zuletzt mehr als 75% ein solides finanzielles Fundament.