Titel von Banken haben zuletzt eine wahre Kursrally aufs Parkett gezaubert. Doch Experten halten dies nicht unbedingt für gerechtfertigt. Sie warnen: Den Banken steht eine neue Abschreibungswelle bevor. In einem solchen Fall dürften indes nicht nur Bank-Aktionäre das Nachsehen haben ...
Die jüngste Outperformance von Bank-Aktien gegenüber den entsprechenden Vergleichsindizes ist absolut beeindruckend: So hat etwa der EuroStoxx-Bankenindex in den vergangenen drei Monaten rund 40 Prozent zulegen können, der EuroStoxx 50 dagegen nur 16 Prozent.
Auf nationaler Ebene zeichnete sich ein ähnliches Bild: Am deutschen Aktienmarkt tat sich die Aktie der Deutschen Bank im gleichen Zeitraum mit einem Plus von rund 43 Prozent hervor, der Dax kletterte nur um 18 Prozent.
Ganz schön viele Vorschusslorbeeren
In der Regel gilt eine solch relative Stärke als ein gutes Vorzeichen für weitere Kursgewinne. Doch zugleich stecken in solchen Kursen – die Deutsche-Bank-Aktie etwa notiert schon wieder nahezu auf "Vor-Lehman-Niveau" – auch schon sehr viele Vorschusslorbeeren drin. Hier wurde bereits einiges an positiven Neuigkeiten vorweggenommen und "eingepreist".
Einige Marktbeobachter warnen nun, dass die Realität mit diesen positiven Fantasien nicht unbedingt wird Schritt halten können. Bislang profitierten die Banken zwar massiv von den Liquiditätsspritzen der Notenbanken: Sie legten das billige Geld in Staats- oder Unternehmensanleihen rentabel an.
Massive Kreditausfälle drohen
Doch nach der Abschreibungswelle auf wertlose Wertpapiere rollt nun die nächste Welle der Finanz- und Wirtschaftkrise auf die Banken zu: In dem schlechten Wirtschaftsumfeld können viele Firmen und Privatkunden ihre Kredite nicht mehr bedienen, den Banken drohen massive Kreditausfälle.
Die EZB beziffert die drohenden Ausfälle bei faulen Finanzierungen auf mehrere hundert Milliarden Euro. Für 2010 warnt sie gar vor einer neuen Verlustwelle für Banken. Unter den heimischen Instituten dürfte die Commerzbank von dieser Welle besonders hart getroffen werden, ist sie doch laut einer Studie der Privatbank Merck Finck & Co. diejenige deutsche Bank, die am stärksten im Kreditsektor engagiert ist.
Immer noch zu viel Fremdkapital
Hinzu kommt: Der Fremdkapitaleinsatz der Banken im Verhältnis zum Eigenkapital (Leverage) ist immer noch zu hoch, wie die Bank of England in ihrem halbjährlichen Stabilitätsbericht vom Freitag warnte.
Plötzliche Krisen können somit nur schwer aufgefangen werden – wie etwa eine ungeahnte Verschlechterung der Konjunktur, aber auch eine Verschlechterung des eigenen Ratings. Dadurch würden sich nämlich automatisch die Refinanzierungskosten der betroffenen Banken erhöhen.
Staatsbanken knabbern an Rendite
Dabei sind einige Institute über die kommenden Jahre hinweg ohnehin schon mit massiven Kosten konfrontiert. Denn im Zuge der Finanzkrise musste der Staat den Banken beispringen und sie mit Kapitalspritzen vor der Pleite retten. Diese Hilfe bekamen die Institute natürlich nicht zum Nulltarif: So fallen etwa für die Kapitalleihe des Bundes an die Commerzbank jährlich Zinsbelastungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an. Vor allem bei den "Staatsbanken" dürften die hohen Renditen der Vergangenheit erst einmal passé sein.
Politisches Korsett in Sicht?
Doch auch bei nicht verstaatlichten Instituten dürfte der Staat künftig das Geschäft stärker reglementieren. Zwar konnten sich die europäischen Länder noch nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Doch in den einzelnen Ländern kursieren Pläne, die Eigenkapitalanforderungen an Banken massiv in die Höhe zu schrauben und diese zum Beispiel vom Volumen des Geschäfts mit strukturierten Wertpapieren, Kreditrisiken und Eigenhandel abhängig zu machen.
Das dürfte wiederum Institute wie die Deutsche Bank, die über ihre Investmentbanking-Sparte auf diesem Sektor besonders aktiv ist, wiederum besonders hart treffen. Wie hart genau, das dürfte auch im Nachhinein schwer zu beziffern sein, bergen doch die neuen aufgeweichten Bilanzierungsregeln ein erhebliches Verlustverschleierungspotenzial.
Bankenrisiko bedroht alle
Diejenigen Investoren, die nicht in Bank-Aktien investiert sind oder diese zumindest mit einer Stop-Loss-Order versehen haben, sollten sich trotzdem nicht in Sicherheit wiegen. Denn die Probleme der Banken sind nicht nur die Probleme der Banken. Sollten sie nicht gelöst werden, droht eine lang anhaltende Stagnation, warnte etwa die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht.
Laut BIZ kommt der Gesundung des Finanzsystems eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung zu. Diese sei "nicht möglich, ohne dass die Banken – im Zweifelsfall unter staatlichem Druck – ihre Verluste verbuchen, ihre Bilanzen um notleidende Vermögenswerte bereinigen, ihre Kapazitätsüberschüsse abbauen und ihre Eigenkapitalbasis stärken". Das sei jedoch derzeit "noch nicht der Fall". Beruhigende Worte hören sich anders an.
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