The same procedure every year/ Letter to an old68
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eröffnet am: | 01.01.04 21:44 von: | proxicomi | Anzahl Beiträge: | 10 |
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von Maximilian Ohl
Lieber Onkel Jo;
ob und wie du euer 35-Jähriges, die Entdeckung des Bewusstseins eurer Generation, eure Revolution oder wie du es nennen magst, feierst Wann macht man denn das eigentlich? Zum Jahrestag des Dutschke-Attentats? Des Vietnam-Kongresses? Des Notstandsgesetze-Sternmarsches? -, weiß ich nicht. Vielleicht mit ein paar Kumpels von damals in der Kneipe, vielleicht zu Hause vor der Glotze, wo man jetzt so schön den chirurgischen“ Bomben beim Knallen zugucken kann, vielleicht in der Tennis-Kantine, zu der ihr so gerne in euren Cabrios gondelt, wenn wieder einmal ein Arbeitstag in der Schule, im Amt oder im Professorenzimmer vorbei ist? Ich weiß es nicht, du hast auch seit Jahren nichts mehr von dir hören lassen, aber ich hoffe, ihr genießt es in vollen Zügen. Ich gönne euch eure gerade zu solchen Jubiläen meist mit leichten Spurenelementen von Larmoyanz versetzte Gespreiztheit, weil ich selbst gerne wehmütig an meine Jugend zwischen Challenger-Katastrophe und Einigungsvertrag zurück denke. Und auch wenn und vielleicht gerade weil wir ja alle nicht wissen, wie das bei euch damals wirklich war und ihr deshalb immer leicht mürrisch werdet, wenn einer über eure Erzählungen den Kopf schüttelt, habe ich Verständnis für euch, vielleicht mehr, als ihr es immer hattet, wenn sich Opa früher auf ähnliche Weise versucht hatte, sich euren Diskursen über seine Jugend zu entziehen. In letzter Zeit seid ihr ja immer so verbiestert, ganz anders als damals, als ihr uns noch mit leuchtenden Augen über das Kommunardenleben und die Stadtguerilla erzählt habt.
Es tut mir Leid, dass ihr an Tagen wie diesen oft so alleine seid und meist unter euch bleibt. Versteht es nicht als Undank, aber eurem Durchblick, eurem scharfen Verstand, eurer überlegenen Moral konnte und kann leider nun mal keiner mehr von uns Nachgekommenen das Wasser reichen, und da fühlen sich leider so viele von uns schuldig oder minderwertig.
Immerhin haben wir in dieser Hinsicht gegenüber unseren Großeltern dazu gelernt, die hatten sich ja bis zuletzt immer der Konfrontation mit ihrer eigenen Schuld verweigert und trotzig an dem Bild festgehalten, das sie von ihrer Jugend gewonnen hatten, anstatt sich von euch leider zu spät Gekommenen pflichtschuldigst darüber aufklären zu lassen, wie es wirklich war.
Zwar hatten, wie ihr uns gerne belehrt, viele von ihnen die gerechte Strafe für ihre unsühnbaren Verbrechen bekommen: Die Mörder in Uniform, die an der Front oder in der Gefangenschaft verreckten, die mit dem Kainsmal geborenen Nazi-Kinder ja, irgendwie schlummerte auch in euch schon immer eine religiöse Ader -, die durch Bomben oder die Gewehrläufe der Sieger sterben mussten, die vielen schuldigen Mütter, deren verklemmter Sexualmoral die Rote Armee beizeiten auf die Sprünge half oder die Vertriebenen, die bekanntlich Dem Herrgott? Den Siegern? Oder beiden? Oder ist das das Selbe? dafür dankbar sein mussten, dass man sie nur vertrieben hatte. Aber es waren ja noch einige übrig geblieben, und anstatt anständige Trauerarbeit zu leisten, hatten sie ihre Energien auf den Wiederaufbau gerichtet und euch in eine Kindheit in Demokratie und Wohlstand gezwungen. Damit hatten sie euch aber die Chance genommen, vorzuführen, wie man Widerstand hätte leisten können, denn irgendwie schienen zu viele den Eindruck gewonnen zu haben, Opposition in der Bundesrepublik Deutschland und Opposition im Dritten Reich wären nicht ganz das Selbe. Und ich bin mir nach dem, was ich gelernt habe, nicht allzu sicher, dass eure Eltern noch in der Lage gewesen wären, nach 20 Semestern einen Studienabschluss machen und an Universitäten, in Redaktionsstuben oder Behörden die Karriereleiter hoch steigen zu können, hätten sie zu ihrer Zeit versucht, dem Gröfaz und seiner Gang mit Sit-ins und Tastkinos den Diskurs über Feminismus und die Notwendigkeit eines kontinentaleuropäischen Kong aufzuzwingen. Gut, Letzteren gab`s ja auch noch nicht.
Es war aber trotzdem allererste Sahne, wie ihr es denen gegeben hattet, diesen Tätern, die es gewagt haben, in einer zu allem entschlossenen Diktatur die Fresse zu halten und einfach nur zu versuchen, zu überleben.
Im Schulalter sind mir in diesem Zusammenhang ja auch oft so manche dummen und unreifen Gedanken gekommen. Denn da haben wir gelernt, dass Pauschalurteile und Voreingenommenheiten eigentlich ziemlich Scheiße sind, und dass trotzdem viele Leute so etwas haben würden, zum Beispiel gegen Gastarbeiter oder so. Ich kannte zwar damals weder Gastarbeiter noch Leute mit Vorurteilen gegen diese persönlich, aber mir leuchtete das irgendwie ein, dass es natürlich Quatsch ist, Menschen kollektiv wegen irgendwelcher Eigenschaften oder ihrer Herkunft anzumachen und ich hätte dies deshalb auch nie im Leben gemacht. Denn wir hatten nur allzu oft zu Hause, in der Schule und überall sonst gehört, dass alle Menschen gleich und vor allem gleich viel wert seien, und irgendwie war das für uns auch selbstverständlich. Den wer sollte denn auch und vor allem mit welchem Recht sollte er entscheiden, dass die einen weniger wert sein sollen als die anderen?
Dass ich das nicht ganz richtig sehe, musstet ihr mir dann erst vor Augen führen. Denn als ich euch euer Deutschland verrecke“ brüllen hörte, wenn die Veteranen am Volkstrauertag ihrer gefallenen Schulfreunde und Verwandten gedachten und ihr mir erklärt hattet, dass unsere Großeltern, die um Haaresbreite Krieg und Vertreibung überlebt hatten, deutsche Täter“ und keine Opfer wären und kein Mitleid verdient hätten, da fiel mir immer ein, dass wir gelernt hatten, dass es eigentlich die Nazis waren, die immer gesagt hatten, dass das Schicksal dem Stärkeren immer Recht geben würde und der Schwache kein Mitleid verdiene. Für einen Moment meinte ich tatsächlich, ihr wärt mit solchen Sprüchen kaum einen Deut besser. Ich bin euch dankbar, dass ihr mich dann immer gleich aufgeklärt hattet, dass solche Gedanken eine Verharmlosung“ der Nazis darstellen und deshalb wirklich mega Scheiße sind, denn schließlich seien ja die Deutschen“, und einem solchen Wortlaut nach sind das ja ausnahmslos alle, an allem schuld, also auch Oma und Opa, und wer dann meint, auch ihnen sei Unrecht widerfahren, der spiele damit automatisch die Nazi-Verbrechen herunter.
Wenn ihr hingegen zu eurer Zeit Adenauer oder Schmidt oder zu unserer Zeit Kohl und Dregger oder Schönhuber mit Hitler oder Goebbels verglichen hattet, dann war das auch wenn wir in der BRD der 80er-Jahre nicht im Entferntesten etwas von einer autoritären Staatswillkür bemerkt hatten - natürlich keine Verharmlosung, sondern der Ausdruck einer besonderen Sensibilität und eines besonders kritischen Bewusstseins. Denn immerhin war immer Wachsamkeit geboten, habt ihr uns erklärt, egal ob es jetzt um Fragen des Asylrechts oder des Bildungssystems oder um die Abtreibung oder auch nur um das Aufstehen bei der Nationalhymne ging, zu dem uns unsere Großeltern anhielten. Immer roch es für euch nach Nazis, wenn euch eine Meinung nicht gepasst hatte, und immer wenn ihr diese Keule ausgepackt habt, dann war es immer, um zu warnen und nie, um zu verharmlosen. Auch wenn ich nicht immer wirklich verstanden habe, wann nun genau ein Nazi-Vergleich kritisch ist und wann verharmlosend, freue ich mich des Privilegs, einer Generation angehören zu dürfen, der von den richtigen Leuten gesagt wird, was zu tun ist und wie das Denken zu funktionieren hat, nämlich von euch. Denn wer so lange studiert, so viele Texte geschrieben und dabei so viele Fremdwörter verwendet hat, der muss doch was auf dem Kasten haben. Und das hat wohl in eurem Fall auch nichts mit Autoritätshörigkeit zu tun, sondern mit Vertrauen.
Vielleicht sind wir euch auch wirklich zu wenig dankbar für das, was ihr erkämpft habt. Ihr habt eure maßgeschneiderte Rolle als gute Gouvernanten verinnerlicht. Ohne euch keine Pille ohne Trauschein, ohne euch keine Joints im Schülerlandheim, ohne euch keine Selbsterfahrungsyoga, keine Sühnezeichen-Dienste, keine hoch subventionierten Asphaltliteraten, deren Werke bisweilen in Stil und Inhalt eine gemessen an eurem individualistisch-emanzipatorischen Anspruch doch auffällige Parallelität aufweisen.
Und ohne euren heroischen Kampf gegen Prüderie, Patriarchat und postfaschistischen Konsens müssten Hunderttausende Jugendliche wohl in ihrer Freizeit heute Popel schnipsen, Backgammon spielen oder Hauptmann lesen, anstatt mit 13 aus Erfahrung über Sex quatschen oder mit 14 im Vorstand des örtlichen Schülerkomitees gegen Rechts sitzen zu können.
Aber Undank ist der Welten Lohn. Und so musstet ihr nicht nur schweren Herzens zusehen, wie sich viele eurer Kinder von eurem selbstbeweihräuchernden Apo-Gelaber nicht nur genervt fühlten, sondern vermehrt auch in dem Moment, wo nicht mehr die Tätergeneration“, sondern ihr selbst die Bestimmenden wart, Dinge wie Toleranz, das Recht auf Kritik und Selbsterfahrung oder auf den eigenen Lebensentwurf, kurzum all das, was ihr für euch reklamiert hattet, für sich nun von euch verlangten.
Und da passierten schlimme Dinge. Da gab es Leute, die jünger waren als ihr und die sich über die Wiedervereinigung freuten, anstatt die Teilung als gerechte Strafe für deutsche Schuld“ zu akzeptieren, wie ihr es ihnen beigebracht hattet.
Da gab es Typen, die beim deutschen Gewinn der Weltmeisterschaft gejubelt haben, statt sich vor dem aufkeimenden Neofaschismus zu fürchten, die lieber nach dem Abi Geld verdienen wollten als lange Jahre auf den Campus zu gehen, um Theorien über Sozialismus und Emanzipation zu diskutieren. Und da gab es Leute, die lieber mit Frau und Kindern aufs Land ziehen wollten als in karg eingerichteten WG-Kojen wurmstichiger Altbauhäuser der befreiten Sexualität zu huldigen. Mittlerweile drängt es sogar immer mehr Homos von denen ihr immer gedacht hattet, das wären welche von euch ins bürgerlich-reaktionäre Zwangskorsett der Ehe und Familie: Undankbare Nattern und Hyänen also, so weit das Auge reicht, die den Älteren den ihnen gebührenden Respekt versagen. Ihr Tabubrecher der Alten von Gestern musstet nun selbst erfahren, wie ihr selbst zu Alten geworden wart, die Tabus aufgezogen hatten, die nun in Frage standen.
Oft muss ich jetzt, wo es wieder wärmer wird, an den Grillabend auf Marthas Sitzterrasse denken, als die nach dem ersten Weinschoppen beim Anheizen von der sexuellen Revolution“ zu schwärmen begann und davon, wie damals die dummen deutschen Spießer aufgemischt wurden, und mein Schulkumpel Mischa nichts Besseres zu tun hatte, als danach bei den fertigen Buletten vor der gesamten Mannschaft damit zu prahlen, beim letzten Mal die Reps gewählt zu haben. Ich glaube, da müssen wir mal reden“, hattest du damals mit verfinstertem Gesichtsausdruck gesagt, viele hatten es plötzlich eilig, zu gehen, und während du uns dann bis in die frühen Morgenstunden vollgelabert hast, wurde Martha ganz still und führte einen erbarmungslosen Vernichtungskrieg gegen den Inhalt mehrerer Cognac-Flaschen, den sie nach mehreren Stunden verlor.
Und obwohl Mischa am Ende zerknirscht gelobte, es nie wieder zu tun, und jener SDS der "runter89er“, der euch damals über eine ganze Weile hinweg zur Weißglut getrieben hatte, schon wenige Jahre später den Bach runter ging, fiel mir auf, dass es eines der letzten Male gewesen war, wo man miteinander GEREDET hatte. Irgendwann in den 90ern hatte man sich dann nur noch angeschwiegen, und nicht nur das. Man hat nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander geredet. Wo es euch nicht gelang, eure Kinder zu bekehren, seid ihr ihnen in den Rücken gefallen, wie ihr es bereits bei euren Eltern getan hattet. Als man plötzlich lange zugesagte Praktika nicht bekam, in den Seminaren von den interessanten Themen ausgesperrt blieb und einen die Vorzimmerdame jedes Mal anglotzte, als hätte sie zwei Stunden zuvor ihren Ehemann mit der Schwester, oder eher noch mit einem selbst im Bett erwischt, da erfuhr man eines Tages über mehrere Ecken, dass jemand anonym an diversen Stellen gegen einen Stimmung gemacht hätte von wegen Radikaler und Fascho und so.
Je stärker der Zahn der Zeit die Institutionen von eurem damaligen Feindbild, der Kriegsgeneration gesäubert hatte und je konsequenter die freien Plätze mit euresgleichen aufgefüllt wurde, umso mehr habt ihr gezeigt, dass auch so friedliche und tolerante Leute wie ihr nicht frei von jenem gerechten Zorn sind, der die Aufrechten befällt, wenn es darum geht, das Gute zu lehren und wenn die antiautoritären Mittel der Erziehung dabei versagen. Denn wer wie ihr der grundsätzlichen Erziehbarkeit des Menschen stets einen so überragenden Stellenwert beigemessen hat, der muss eine Verweigerung der Annahme des mühevoll Gelehrten doch geradezu auch als einen Angriff auf die persönliche Ehre verstehen.
Nachdem die puritanischen Zeloten der Gutmenschen-Moral in Form der autonomen Antifa“ im Widerstreit gegen das Böse schon längst das dereinst von euch vehement bekämpfte erzieherische Züchtigungsrecht wieder entdeckt hatten und fortan gegenüber Abweichlern für sich beanspruchten, ist euch spätestens in dem Moment, wo ihr allein das Establishment wart, plötzlich der Wert jener Einrichtungen auf institutioneller Ebene aufgegangen, gegen die ihr in jüngeren Jahren immer als angebliche Ausdrucksformen eines faschistischen Staats gewettert hattet. Hattet ihr noch in der Hochblüte der RAF, als immer wieder mal ein Kapitalistenschwein“ unter johlender Anteilnahme der Sympathisantenszene publikumswirksam platt gemacht“ wurde, für die Abschaffung des gesamten politischen Strafrechts plädiert, so fordert ihr nun Unnachgiebigkeit und stählerne Härte bereits gegen spätpubertäre Suffköppe, die um vier Uhr morgens dumme Parolen durch die leere Fußgängerzone grölen, die viele von ihnen ohne eure ständige Aufarbeitung der Vergangenheit“ gar nicht mehr kennen würden. Waren euch einst Berufsverbote“ gegen kommunistische Briefträger ein Gräuel, würdet ihr nun die öffentlichen Institutionen am Liebsten selbst von ehemaligen Mitgliedern rechter Parteien säubern. Und selbst am publizistischen Stil der Springer-Boulevardpresse, dereinst bei Böll mit Katharina Blum“ zu literarischen Ehren gekommen, habt ihr mittlerweile Gefallen gefunden. Denn die Medienhatz gegen Faschisten“ ist schließlich keine Menschenjagd gegen anders Denkende, sondern da Faschismus“ bzw. das, was ihr darunter versteht, ja keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen ein Akt der vorpolizeilichen Aufklärung und Fahndung, eine Art XY-Surrogat für die Wahrer der von euch bestimmten Verfassungswirklichkeit.
Ich will euch eure Feierlaune nicht versauen. Ich will auch nicht selbst in die Rolle des Durchblickers schlüpfen, der alles besser wissen würde als die Alten, die füllt ihr seit jeher besser aus als ich es jemals könnte. Aber eines steht für mich fest: Ihr seid im Laufe der Jahre selbst zu dem geworden, was euer Wortführer Dutschke einst als bürokratische Charaktermasken“ gescholten hatte - autoritäre Tugendwächter und gestrenge Zuchtmeister, die mit der Rute in der Hand das Seelenheil der Menschheit gegen die Sünde der Ketzerei behaupten. Ich weiß, ich weiß: Eure Obrigkeitsfixierung, Eure Sittenstrenge dienen schließlich einem guten Zweck, sie soll dem Menschen helfen, sich zu emanzipieren und von den Zwängen zu befreien, die ihn von seinen wahren Bedürfnissen entfremden. Und diese zu erkennen und zu definieren sind nur durch Tausende WG-Nächte theoretisierenden Gelabers über Patriarchat und Proletariat gestählte akademische Eliten aus dem Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften fähig. Wo deren Herrschaft im Sinne des Guten ausgeübt wird, hat sich eure ehemalige Forderung nach einem herrschaftsfreien Diskurs“ natürlich überlebt. Die Folge ist leider, dass ihr in Folge der hermetischen Abschottung eures erlauchten Bewusstseins von störenden Einflüssen von außen bei gleichzeitig steigender Unduldsamkeit gegenüber falschen“ Auffassungen zwangsläufig immer mehr unter euch bleiben werdet. Und das lässt mich auch befürchten, dass ihr euer 35-jähriges Jubiläum meist nur im eigenen Saft schmorend begehen werdet.
Wir Nachgekommene hingegen müssen mit der Bürde leben, nicht so gut zu sein wie ihr, nie euren weiten Erkenntnishorizont und eure intellektuelle Stufe erreichen zu können und immer in eurer Schuld zu stehen für all das, was ihr erreicht habt. Vielleicht ist diese Erkenntnis einer jener Gründe für den Narzissmus, die Selbstbezogenheit und die Weigerung weiter Teile meiner Generation, erwachsen zu werden. Vielleicht sind Stefan Raab, Die Camper“ oder Ballermann 6“ Fluchtpunkte in einer Welt, die zu erklären ihr das Monopol erkämpft habt und die ihr durch Tabus und Denkverbote gegenüber potenziellen Eindringlingen aus den Generationen vor und nach euch vermint habt. Vielleicht ist die infantilistische Spaßgesellschaft unserer Tage deshalb auch eine Art der Subversion einer ernüchterten Generation“ (Sängerin Kate Ryan) gegenüber der repressiven Sauertöpfigkeit eurer allumfassenden Definitionshoheit. Ihr habt uns verboten, gegenüber unseren Großeltern, unserem Land, gegenüber den Traditionen und Wertvorstellungen, die Generationen vor euch hochgehalten haben, Dankbarkeit und Respekt zu empfinden. Deshalb nehmen sich viele von uns die Freiheit, diese Dankbarkeit und diesen Respekt nun auch euch zu verweigern.
Gruß, Max
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beachtlich, zu welch verbalen entgleisung dieser brief im linken lager führt.
anscheinend ist dieser spiegel zu krass......
gruß
proxi
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Brief an oin 68er
vo Maximilian Ohl
Liabr Onkl Jo;
ob und wie du eir 35-Jährigs, d Enddeggung vom Bewusschdsois eirr Generazion, eire Revoluzion odr wie du s nenne magsch, feiersch Wann machd man noh des eigendlich? Zum Jahreschdag vom Dudschke-Addendads? Ds Viednam-Kongresss? Ds Nodschdandsgesedze-Schdernmarschs? -, weiß i nedd. Vielleichd mid oi baar Kumbels vo damals in dr Kneib, vielleichd z Hause vor dr Glodze, wo man jedzd so schön den chirurgischen“ Bombe beim Knalle zugugge kann, vielleichd in dr Tennis-Kandine, z dr ihr so gerne in eire Cabrios gondeld, wenn wiedr oimol oi Arbeidschdag in dr Schule, im Amd odr im Professorenzimmr vorbei isch? Ich weiß s nedd, du hasch au seid Jahre nix mehr vo dir höre lasse, abr i hoff, ihr genießd s in volle Züge. Ich gönne eich eire gerad z solchet Jubiläe meisch mid leichde Schburenelemende vo Larmoyanz versedzde Geschbreiztheid, weil i selbsch gerne wehmüdich an mai Jugend zwische Challenger-Kadaschdrofe und Oiigungsverdrag zurügg denk. Und au wenn und vielleichd gerad weil mir joo alle nedd wisse, wie des bei eich damals wirklich war und ihr deshalb immr leichd mürrisch werded, wenn oir übr eire Erzählunge den Kobf schüddeld, hend i Verschdändnis für eich, vielleichd mehr, als ihr s immr heddded, wenn si Oba frühr auf ähnliche Weise versuchd heddde, si eire Diskurse übr sai Jugend z endziehe. In ledzdr Zeid seid ihr joo immr so verbieschderd, ganz anders als damals, als ihr uns no mid leichdende Auge übr des Kommunardenlebe und d Schdaddguerilla erzähld habd.
Es dud mir Leid, dess ihr an Tage wie diese ofd so alloi seid und meisch undr eich bleibd. Verschdehd s nedd als Undank, abr eirem Durchbligg, eirem scharfe Verschdand, eirr überlegene Moral konnde und kann leidr nun mol koir mehr vo uns Nachgekommene des Wassr reichet, und da fühle si leidr so viele vo uns schuldich odr minderwerdich.
Immerhin hend mir in von dene Hinsichd genübr unsere Großelderet daz glernd, d heddde si joo bis zuledzd immr dr Konfrondazion mid ihrr eigene Schuld verweigerd und drodzich an dem Bild feschdgehalde, des sie vo ihrr Jugend gwonne heddde, anschdadd si vo eich leidr z schbäd Gekommene bflichdschuldigsch darübr aufkläre z lasse, wie s wirklich war.
Zwar heddde, wie ihr uns gerne belehrd, viele vo ihne d gerechde Schdraf für ihre unsühnbare Verbrechet bekommen: Die Mördr in Uniform, d an dr Frond odr in dr Gefognschafd verreggde, d mid dem Kainsmol geborene Nazi-Kindr joo, irgendwie schlummerde au in eich scho immr oi religiöse Adr -, d durch Bombe odr d Gewehrläuf dr Siegr schderbe musschde, d viele schuldige Müddr, dere verklemmdr Sexualmoral d Rode Arme beizeide auf d Schbrüng half odr d Verdriabene, d bekanndlich Dem Herrgodd? Det Siegeret? Odr beide? Odr isch des des Selb? dafür dankbar sai musschde, dess man sie nur verdriabe heddde. Abr s ware joo no oiig übrich gebliabe, und anschdadd anschdändig Trauerarbeid z leischde, heddde sie ihre Energie auf den Wiedeuuffbau gerichded und eich in oi Kindheid in Demokradie und Wohlschdand gzwunge. Damid heddde sie eich abr d Chance genomme, vorzführe, wie man Widerschdand hädde leischde könne, noh irgendwie schiene z viele den Oidrugg gwonne z hend, Obbosizion in dr Bundesrebublik Deidschland und Obbosizion im Dridde Reich wäre nedd ganz des Selb. Und i bin mir no dem, was i glernd hend, nedd allz sichr, dess eire Elderet no in dr Lag gwese wäre, no 20 Semeschderet oin Schdudienabschluss mache und an Universidäde, in Redakzionsschdube odr Behörde d Karriereleidr hoch schdeige z könne, hädde sie z ihrr Zeid versuchd, dem Gröfaz und sainr Gang mid Sid-ins und Taschdkinos den Diskurs übr Feminismus und d Nodwendigkeid von a kondinendaleirobäische Kong aufzuzwinge. Gud, Ledzdere gab`s joo au no nedd.
Es war abr drodzdem allererschde Sahne, wie ihr s dene gebe heddded, diese Täderet, d s gwagd hend, in oir z allem endschlossene Dikdadur d Fresse z heben und oifach nur z versuche, z überlebe.
Im Schulaldr sind mir in dem Zusammenhang joo au ofd so manche dumme und unreife Gedanke komme. Denn da hend mir glernd, dess Pauschalurdeile und Voroignommenheide eigendlich ziemlich Scheiße sind, und dess drodzdem viele Leide so ebbes hend würde, zum Beischbil ge Gaschdarbeidr odr so. Ich kannde zwar damals wedr Gaschdarbeidr no Leide mid Vorurdeile ge diese bersönlich, abr mir leichdede des irgendwie oi, dess s nadierlich Quadsch isch, Mensche kollekdiv wege irgendwo Eigenschafde odr ihrr Herkunfd anzumache und i hädde dis deshalb au nie im Lebe gmachd. Denn mir heddde nur allz ofd z Hause, in dr Schule und überall sonsch gehörd, dess alle Mensche gleich und vor allem gleich vil werd seie, und irgendwie war des für uns au selbschdverschdändlich. De wr sollde noh au und vor allem mid wo Rechd sollde r endscheide, dess d oin wenigr werd sai solle als d andere?
Dess i des nedd ganz recht sehe, musschded ihr mir noh ersch vor Auge führe. Denn als i eich eir Deidschland verregge“ brülle hörde, wenn d Vederane am Volkschdrauerdag ihrr fallene Schulfreind und Verwandde dachde und ihr mir erklärd heddded, dess unsere Großelderet, d um Haaresbreide Krieg und Verdreibung überlebd heddde, deidsche Täder“ und koi Obfr wäre und koi Midleid verdiend hädde, da fil mir immr oi, dess mir glernd heddde, dess s eigendlich d Nazis ware, d immr gsagd heddde, dess des Schiggsal dem Schdärkere immr Rechd gebe würd und dr Schwache koi Midleid verdiene. Für oin Momend moide i dadsächlich, ihr wärd mid solchet Schbrüchet kaum oin Deid bessr. Ich bin eich dankbar, dess ihr mi noh immr gleich aufgeklärd heddded, dess solche Gedanke oi Verharmlosung“ dr Nazis darschdelle und deshalb wirklich mega Scheiße sind, noh schließlich seie joo d Deidschen“, und oim solchet Wordlaud no sind des joo ausnahmslos alle, an allem schuld, also au Oma und Oba, und wr noh moid, au ihne sei Unrechd widerfahre, dr schbiele damid audomadisch d Nazi-Verbrechet raa.
Wenn ihr hingege z eirr Zeid Adenaur odr Schmidd odr z unserr Zeid Kohl und Dreggr odr Schönhubr mid Hidlr odr Goebbels verglichet heddded, noh war des au wenn mir in dr BRD dr 80er-Jahre nedd im Endferndeschde ebbes vo oir audoridäre Schdaadswillkür bemerkd heddde - nadierlich koi Verharmlosung, sonderet dr Ausdrugg oir besondere Sensibilidäd und von a besonders kridische Bewusschdsois. Denn immerhin war immr Wachsamkeid gebode, habd ihr uns erklärd, egal ob s jedzd um Frage vom Asylrechds odr vom Bildungssyschdems odr um d Abdreibung odr au nur um des Aufschdehe bei dr Nazionalhymne ging, z dem uns unsere Großelderet anhielde. Immr roch s für eich no Nazis, wenn eich oi Moiung nedd gbassch heddde, und immr wenn ihr diese Keile ausgebaggd habd, noh war s immr, um z warne und nie, um z verharmlose. Auch wenn i nedd immr wirklich verschdande hend, wann nun genau oi Nazi-Vergleich kridisch isch und wann verharmlosend, freie i mi vom Privilegs, oir Generazion oghöre z dürfe, dr vo den rechte Leide gsagd wird, was z dun isch und wie des Denke z funkzioniere hedd, nämlich vo eich. Denn wr so log schdudierd, so viele Texde gschriabe und dabei so viele Fremdwördr verwended hedd, dr muss doch was auf dem Kaschde hend. Und des hedd wohl in eirem Fall au nix mid Audoridädshörigkeid z dun, sonderet mid Verdraue.
Vielleichd sind mir eich au wirklich z wenich dankbar für des, was ihr erkämbfd habd. Ihr habd eire maßgeschneiderde Rolle als guade Gouvernande verinnerlichd. Ohne eich koi Pille ohne Trauschoi, ohne eich koi Joinds im Schülerlandheim, ohne eich koi Selbschderfahrungsyoga, koi Sühnezeichen-Dienschde, koi hoch subvenzionierde Aschbhaldliderade, dere Werk bisweile in Schdil und Inhald oi gmesse an eirem individualischdisch-emanzibadorische Anschbruch doch auffällig Parallelidäd aufweise.
Und ohne eire heroische Kambf ge Prüderie, Padriarchedd und boschdfaschischdische Konsens müsschde Hunderddausend Jugendliche wohl in ihrr Freizeid heide Pobl schnibse, Bagggammo schbiele odr Haubdmann lese, anschdadd mid 13 aus Erfahrung übr Sex quadsche odr mid 14 im Vorschdand vom ördlichet Schülerkomides ge Rechds sidze z könne.
Abr Undank isch dr Welde Lohn. Und so musschded ihr nedd nur schwere Herzens zsehe, wie si viele eirr Kindr vo eirem selbschdbeweihräuchernde Abo-Gelabr nedd nur genervd fühlde, sonderet vermehrd au in dem Momend, wo nemme d Tädergenerazion“, sonderet ihr selbsch d Beschdimmende ward, Ding wie Toleranz, des Rechd auf Kridik und Selbschderfahrung odr auf den eigene Lebensendwurf, kurzum all des, was ihr für eich reklamierd heddded, für si nun vo eich verlangde.
Und da bassierde schlimm Ding. Da gab s Leide, d jüngr ware als ihr und d si übr d Wiederveroiigung freide, anschdadd d Teilung als gerechde Schdraf für deidsche Schuld“ z akzebdiere, wie ihr s ihne beigebrachd heddded.
Da gab s Tybe, d beim deidsche Gewinn dr Weldmeischderschafd gjubeld hend, schdadd si vor dem aufkeimende Neofaschismus z fürchde, d liabr no dem Abi Geld verdiene wollde als log Jahre auf den Cambus z gehe, um Theorie übr Sozialismus und Emanzibazion z diskudiere. Und da gab s Leide, d liabr mid Frau und Kinderet aufs Land ziehe wollde als in karg oigrichdede WG-Koje wurmschdichigr Aldbauhäusr dr befreide Sexualidäd z huldige. Middlerweile drängd s sogar immr mehr Homos vo dene ihr immr dachd heddded, des wäre wo vo eich ins bürgerlich-reakzionäre Zwangskorsedd dr Ehe und Familie: Undankbare Nadderet und Hyäne also, so weid des Aug reichd, d den Äldere den ihne gebührende Reschbekd versage. Ihr Tabubrechr dr Alde vo Geschderet musschded nun selbsch erfahre, wie ihr selbsch z Alde gworde ward, d Tabus aufgezoge heddde, d nun in Frag schdande.
Ofd muss i jedzd, wo s wiedr wärmr wird, an den Grillabend auf Marthas Sidzderrasse denke, als d no dem erschde Woischobbe beim Anheize vo dr sexuelle Revoluzion“ z schwärme begann und davo, wie damals d dumme deidsche Schbießr aufgemischd wurde, und mai Schulkumbl Mischa nix Bessers z dun heddde, als danach bei den ferdige Buledde vor dr gsamde Mannschafd damid z brahle, beim ledzde Mal d Rebs gwähld z hend. Ich glaub, da müsse mir mol reden“, hedddesch damals mid verfinschderdem Gesichdsausdrugg gsagd, viele heddde s blödzlich eilich, z gehe, und während du uns noh bis in d frühe Morgenschdunde vollgelaberd hasch, wurd Martha ganz schdill und führde oin erbarmungslose Verneddungskrieg ge den Inhald mehrerr Cognac-Flasche, den sie no mehrere Schdunde verlor.
Und obwohl Mischa am End zerknirschd globde, s nie wiedr z dun, und jenr SDS dr "raa89er“, dr eich damals übr oi ganze Weile hinweg zur Weißglud gdriabe heddde, scho wenig Jahre schbädr den Bach raa ging, fil mir auf, dess s von a dr ledzde Male gwese war, wo man midoiandr GEREDET heddde. Irgendwann in den 90eret heddde man si noh nur no ogschwiege, und nedd nur des. Man hedd nemme midoiandr, sonderet nur no überoiandr gereded. Wo s eich nedd glang, eire Kindr z bekehre, seid ihr ihne in den Rügge falle, wie ihr s bereids bei eire Elderet gdan heddded. Als man blödzlich log zugesagde Prakdika nedd bekam, in den Seminare vo den inderessande Theme ausgeschberrd bliab und oin d Vorzimmerdam jeds Mal anglodzde, als hädde sie zwei Schdunde zvor ihre Ehemann mid dr Schweschdr, odr ehr no mid oim selbsch im Bedd erwischd, da erfuhr man von a Tags übr mehrere Egge, dess jemand anonym an diverse Schdelle ge oin Schdimmung gmachd hädde vo wege Radikalr und Fascho und so.
Je schdärkr dr Zahn dr Zeid d Inschdiduzione vo eirem damalige Foidbild, dr Kriegsgenerazion gsäuberd heddde und je konsequendr d freie Plädze mid eiresgleichet aufgefülld wurd, umso mehr habd ihr gzeigd, dess au so friedliche und dolerande Leide wie ihr nedd frei vo jenem gerechde Zorn sind, dr d Aufrechde befälld, wenn s darum gehd, des Guade z lehre und wenn d andiaudoridäre Middl dr Erziehung dabei versage. Denn wr wie ihr dr grundsädzlichet Erziehbarkeid vom Mensche schdeds oin so überragende Schdellenwerd beigemesse hedd, dr muss oi Verweigerung dr Annahm vom mühevoll Gelehrde doch geradez au als oin Angriff auf d bersönliche Ehre verschdehe.
Nachdem d buridanische Zelode dr Gudmenschen-Moral in Form dr audonome Andifa“ im Widerschdreid ge des Böse scho längsch des deroisch vo eich vehemend bekämbfde erzieherische Züchdigungsrechd wiedr enddeggd heddde und fordan genübr Abweichleret für si beanschbruchde, isch eich schbädeschdens in dem Momend, wo ihr alloi des Eschdablishmend ward, blödzlich dr Werd jenr Oirichdunge auf inschdiduzionellr Ebene aufgegogn, ge d ihr in jüngere Jahre immr als ogbliche Ausdruggsforme von a faschischdische Schdaads gwedderd heddded. Hadded ihr no in dr Hochblüde dr RAF, als immr wiedr mol oi Kabidalischdenschwoi“ undr johlendr Andeilnahm dr Symbathisandenszene bublikumswirksam bladd gmachd“ wurd, für d Abschaffung vom gesamde bolidische Schdrafrechds blädierd, so forderd ihr nun Unnachgiabigkeid und schdählerne Härde bereids ge schbädbuberdäre Suffköbb, d um vir Uhr morgens dumm Parole durch d leere Fußgängerzone gröle, d viele vo ihne ohne eire schdändig Aufarbeidung dr Vergognheid“ gar nemme kenne würde. Ware eich oisch Berufsverbode“ ge kommunischdische Briefdrägr oi Gräul, würded ihr nun d öffendlichet Inschdiduzione am Liabschde selbsch vo ehemalige Midgliederet rechdr Pardeie säuberet. Und selbsch am bublizischdische Schdil dr Schbringer-Boulevardbresse, deroisch bei Böll mid Katharina Blum“ z liderarische Ehre komme, habd ihr middlerweile Gefalle funde. Denn d Medienheddz ge Faschischden“ isch schließlich koi Menschenjoogd ge anders Denkend, sonderet da Faschismus“ bzw. des, was ihr daraa verschdehd, joo koi Moiung isch, sonderet oi Verbrechet oi Akd dr vorbolizeilichet Aufklärung und Fahndung, oi Ard XY-Surrogad für d Wahrr dr vo eich beschdimmde Verfassungswirklichkeid.
Ich will eich eire Feierlaune nedd versaue. Ich will au nedd selbsch in d Rolle vom Durchbliggers schlübfe, dr alls bessr wisse würd als d Alde, d fülld ihr seid jehr bessr aus als i s jemals könnde. Abr von a schdehd für mi feschd: Ihr seid im Lauf dr Jahre selbsch z dem gworde, was eir Wordführr Dudschk oisch als bürokradische Charakdermasken“ gscholde heddde - audoridäre Tugendwächdr und gschdreng Zuchdmeischdr, d mid dr Ruade in dr Hand des Seelenheil dr Menschheid ge d Sünd dr Kedzerei behaubde. Ich weiß, i weiß: Eure Obrigkeidsfixierung, Eure Siddenschdreng diene schließlich oim guade Zwegg, sie soll dem Mensche helfe, si z emanzibiere und vo den Zwänge z befreie, d ihn vo sai wahre Bedürfnisse endfremde. Und diese z erkenne und z definiere sind nur durch Tausend WG-Nächde theoredisierende Gelabers übr Padriarchedd und Proledariad gschdählde akademische Elide aus dem Bereich dr Geischdes- und Gesellschafdswissenschafde fähich. Wo dere Herrschafd im Sinne vom Guade ausgeübd wird, hedd si eire ehemalig Forderung no oim herrschafdsfreie Diskurs“ nadierlich überlebd. Die Folg isch leidr, dess ihr in Folg dr hermedische Abschoddung eirs erlauchde Bewusschdsois vo schdörende Oiflüsse vo auße bei gleichzeidich schdeigendr Unduldsamkeid genübr falschen“ Auffassunge zwangsläufich immr mehr undr eich bleibe werded. Und des lässch mi au befürchde, dess ihr eir 35-jährigs Jubiläum meisch nur im eigene Safd schmorend begehe werded.
Wir Nachgekommene hingege müsse mid dr Bürd lebe, nedd so gud z sai wie ihr, nie eire weide Erkenndnishorizond und eire indellekduelle Schduf erreichet z könne und immr in eirr Schuld z schdehe für all des, was ihr erreichd habd. Vielleichd isch diese Erkenndnis oir jenr Gründ für den Narzissmus, d Selbschdbezogenheid und d Weigerung weidr Teile mainr Generazion, erwachse z werde. Vielleichd sind Schdefan Raab, Die Camber“ odr Ballermann 6“ Fluchdbunkde in oir Weld, d z erkläre ihr des Monobol erkämbfd habd und d ihr durch Tabus und Denkverbode genübr bodenzielle Oidringlinge aus den Generazione vor und no eich vermind habd. Vielleichd isch d infandilischdische Schbaßgesellschafd unserr Tag deshalb au oi Ard dr Subversio oir ernüchderde Generazion“ (Sängerin Kade Ryan) genübr dr rebressive Sauerdöbfigkeid eirr allumfassende Definizionshoheid. Ihr habd uns verbode, genübr unsere Großelderet, unserem Land, genübr den Tradizione und Werdvorschdellunge, d Generazione vor eich hochgehalde hend, Dankbarkeid und Reschbekd z embfinde. Deshalb nehme si viele vo uns d Freiheid, diese Dankbarkeid und diese Reschbekd nun au eich z verweigeret.
Gruß, Max
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