Man braucht nicht lange rum zu reden, die Kursperformance von Nordex war/ist brillant. Angefeuert wurde die Nordex-Kursparty dann noch von wirklich guten Q2-Zahlen und der Erhöhung der Unternehmensguidance.
Die (sehr) guten Q2-Zahlen haben gezeigt/belegt, dass die Restrukturierungsmaßnahmen vom letzten Jahr ein voller Erfolg waren. Sei es bei der Schließung unprofitabler Werke wie in China, Aufgabe des teuren und praktisch unkalkulierbaren Offshore-Geschäftes, Neu-Positionierung auf den Kernmarkt Europa und mit den neuen Windanlagen N117/Delta Generation konnte das Preisniveau bzw. die Margen gesteigert werden. Alles zusammen hat dazu geführt, dass Nordex in Q2 eine überraschend gute EBIT-Marge von 3,9% generieren konnte. Schaut man sich den Auftragsbestand an mit 2,3 Mrd. € (1,3 Mrd. € fest finanziert und 1 Mrd. nur bedingt), dann muss einem nun wirklich nicht bange sein für 2014 und Nordex-Chef Zeschky bestätigt meine Aussage mit "der Umsatz 2013 ist damit komplett abgedeckt und auch für 2014 machen wir uns keine Sorgen".
Fundamental sieht es bei Nordex so gut aus wie seit Jahren nicht mehr. Dazu kann es gar keine zwei verschiedene Meinungen geben. Die große Frage ist halt für die Aktionäre wie weit kann es noch gehen ? Über 10 € oder sind die 9 € schon eine zu hohe Hürde bis zum November um die nachhaltig zu knacken. Im November stehen die Q3-Zahlen an und die werden meiner Meinung nach auch richtig gut werden und die Erwartungshaltung der Analysten ist nach wie vor alles andere als hoch meiner Meinung nach.
Fundamental sind Kurse oberhalb 10 € meiner Einschätzung nach durchaus gerechtfertigt. Dazu ein paar Anmerkungen zum neuen Warburg Research Nordex-Rating. Warburg hat nach den Q2-Zahlen ihre Umsatzprognose für 2013 von 1,25 auf 1,31 Mrd. € angehoben und den Nettogewinn von 11 auf 14 Mio. € bzw. das EPS von 0,13 € auf 0,19 € erhöht. Für 2014 sieht Warburg einen Umsatz von 1,34 Mrd. € (+ 200 Mio. € bzw. 15% gg. alter Prognose) und einen Nettogewinn von 25 Mio. € (+ 3 Mio. € bzw. + 13% gg. alter Prognose) bzw. ein Gewinn je Aktie von 0,34 €. Diese 2014er Schätzungen von Warburg implizieren ein EBITA von etwa 88 Mio. € und ein EBIT von ca. 50 Mio. € mit einer EBIT-Marge von 3,7%.
Bei einem Kurs von 10 € hätte Nordex mit den 2014er Schätzungen von Warburg ein KGV von 29 (nicht billig, aber auch nicht so teuer bei den guten Zukunftsaussichten ++ Vestas aktuell 31/Gamesa aktuell 22,5), ein EV/EBITA-Multiple von 8,5 (zu teuer meiner Meinung nach ++ Vestas aktuell 6,2/Gamesa aktuell 6,2), ein KUV von 0,55 (günstig ++ Vestas aktuell 0,5/Gamesa aktuell 0,6) und ein KBV von 2,3 beim Buchwert Ende 2014 von 4,50 € (ganz ok diese Bewertung ++ Vestas aktuell 1,7/Gamesa aktuell 1,3).
Ich bin jedoch der Meinung, dass Nordex im nächsten Jahr durchaus eine EBIT-Marge von 4,2 bis 4,5% erreichen kann. Das hätte zur Folge, dass bei einem Umsatz von 1,34 Mrd. € das EBIT zwischen 56 bis 60 Mio. € liegen würde bzw. der Gewinn je Aktie würde zwischen 0,39 € bis 0,42 € liegen. Damit käme ich bei einem Kurs von 10 € z.B. auf ein 2014er KGV zwischen 24 und 25 und das wäre allemal ganz ok, vor allem mit Blick auf die Zukunft mit einer anvisierten EBIT-Marge größer 5% und einem Umsatz von 1,5 Mrd. €. Zumal man davon ausgehen kann, wenn alles bei Nordex planmäßig laufen wird, dass in 2015 das KGV mehr oder weniger sich deutlich unter 20 bewegen wird. Selbst wenn Nordex mit einer 10%igen Kapitalerhöhung kommen sollte Ende 2014/Mitte 2015 um die 2016er Anleihe zu refinanzieren. Meine anvisierte EBIT-Marge von 4,2 bis 4,5% im nächsten Jahr halte ich für absolut für realistisch aufgrund der Skaleneffekte einer so gut wie voll ausgelasteten Nordex-Produktion und dem hohen Auftragsbestand, da Nordex mittlerweile nicht mehr auf Teufel komm heraus Aufträge akquirieren muss mit niedrigen Margen. Außerdem lag die EBIT-Marge in Q2 schon bei 3,9%.
Nordex hat durchaus einen schönen Gewinnhebel bei der relativ niedrigen EBIT-Marge und mit 73,5 Mio. Aktien sind auch nicht so viele Aktien im Umlauf, so dass auf EPS-Ebene ebenfalls ein schöner Gewinnhebel vorhanden ist (Vestas hat 203,7 Mio. Aktien, Gamesa 253,9 Aktien). Muss man bzw. sollte man bei der Betrachtung von Bewertungskennziffern auch immer mitbeachten. Deshalb können die errechneten KGVs auch recht flott Schall und Rauch sein. Zumal ja kaum abzuschätzen ist wo sich die EBIT-Marge in den nächsten Quartalen einpendeln wird. Es ist halt mal so, dass Turn Around-Unternehmen, die sich teilweise komplett neu aufgestellt haben wie Nordex von der Kostenseite, beim Vertrieb wie auch von der Produktseite her, eine Dynamik an den Tag legen, die sehr schwer zu prognostizieren sind. Das haben beispielsweise die guten Q2-Zahlen von Nordex gezeigt. Bei der Betrachtung der Bewertung sollte man auch noch miteinbeziehen, dass es bei Nordex durchaus einen guten Schuss an Übernahmefantasie gibt. Da sich Nordex-Chef Zeschky nicht nur für 2013 sondern auch für 2014 sehr zuversichtlich zeigte, ist anzunehmen, dass die schon erhaltene Aufträge für 2014 (z.B. Südafrika, Türkei) recht ordentliche Margen abwerfen werden. Darüberhinaus soll die Windbranche im nächsten Jahr wieder auf Wachstumskurs umschwenken von 40 GW in diesem Jahr auf 45 GW im nächsten Jahr.
Die fundamentale Betrachtung ist die eine Seite und die Kursverlauferwartung die andere. Fast jeder wartet auf eine Konsolidierung bei der Nordex-Aktie, aber an der Börse ist es nun mal sehr oft so, dass dann genau das Gegenteil passiert. Ob die Nordex-Aktie wirklich reif ist für eine Konsolidierung nach der rasanten Kursrallye der letzten Monate weiß ich nicht, aber eine Konsolidierung zu erwarten nur weil die Nordex-Aktie seit Anfang des Jahres sich fast verdreifacht hat oder seit dem Threadbeginn vor zwei Monate um 61% zugelegt hat ist mir als Argument zu billig bzw. zu einfach gestrickt. Man sieht doch an den Kursperformance anderer Aktien aus der Erneuerbaren Energien-Branche, dass diese Aktien ganz offensichtlich wieder neu entdeckt wurden von Börse. So haben einige Solaraktien in diesem Jahr brillante Kurssteigerungen hingelegt wie z.B. Sunpower mit 303%, Canadian Solar mit 282%, Hanwha SolarOne mit 217% oder SolarCity mit 190%. Auch die Nordex Mitbewerber haben super performt in diesem Jahr wie Gamesa mit 231% oder Vestas mit 242%. Die Nordex-Aktie hat "nur" 199% bis jetzt in diesem Jahr zugelegt. Wundern tun mich die rasanten Kurszuwächse eigentlich nicht, denn diese Aktien wurden in 2011 und 2012 gnadenlos runter geprügelt und bei den Stromgestehungskosten kann Wind mittlerweile mit wichtigen konventionellen Stromerzeugungsrtaen (Kohle, Öl) locker mithalten. Eigentlich reiht sich die Nordex-Aktie im Prinzip mit ihrer tollen Kursperformance nur in den Reigen andere Aktien aus dem Erneuerbaren Energien-Sektor ein. Nicht mehr und nicht weniger. Genau deshalb gebe ich auf die Konsolidierungs-Argumentation nur weil die Nordex-Aktie so super gestiegen nichts.
Jedoch muss man für sich schon selber die Risiken einschätzen. Ich z.B. habe in recht kurzer Zeit nun wirklich saftige Gewinne bei Nordex eingefahren und dann ist es halt mal so, dass an Gewinnmitnahmen noch niemand arm geworden ist. Als es am Dienstag so aussah, dass die Nordex-Aktie nicht über 8,50 €/8,69 € rüber kommt, habe ich die Hälfte meiner Nordex-Aktien verkauft. Zum einen hatte ich Befürchtung, dass Nordex auf die 7,50 € zurückkommt und zum anderen war meine Nordex-Position in meinem Depot auf einem sehr hohen Cash-Niveau angelangt.
Generell sollte man sich aber schon die Frage stellen ob Nordex es wirklich schaffen kann die 10 €-Marke in den nächsten Wochen zu knacken. In den letzten Monaten hat aber die Nordex-Aktie alle Chartwiderstände weg gefegt. Mit dem Rückenwind der guten Q2-Zahlen und der tollen Kursperformance andere Aktien aus dem Erneuerbaren Energien-Bereich glaube ich nicht an eine größere Konsolidierung der Nordex-Aktie. Dazu ist die Kursdynamik derzeit einfach zu hoch und wer weiß schon was JP Morgan wirklich vor hat mit den knapp 2,3 Mio. Nordex-Aktien.
Das einzige was zu einer größeren Konsolidierung der Nordex-Aktie führen könnte meiner Einschätzung nach ist die sich eintrübende Großwetterlage an den globalen Finanzmärkten. Die Amis werden wohl ihre ultralockere Geldpolitik noch in diesem Jahr drosseln und jetzt wird in den USA wieder mal das Thema Schuldenobergrenze diskutiert. Beides spricht nicht unbedingt aus kurzfristiger Sicht für steigende Kursen. Schaut man dann mal in Richtung Asien, dann wird es einem richtig mulmig. Die indische, thailändische und andere asiatischen Börsen sind seit geraumer Zeit auf Talfahrt wie auch deren Währungen. Der thailändische Bath und der malaysische Ringgit sanken in dieser Woche zum US-Dollar auf dreijährige Tiefstände. Die indische Rupie fiel gestern zum US-Dollar sogar auf ein neues Rekordtief von 65,5 Rupien je Dollar. Seit Mai hat die Rupie zur US-Währung um mehr als zwanzig Prozent abgewertet. Da wird es einem richtig mulmig was da gerade in einigen asiatischen Ländern abgeht. Ich bin und war nie ein Crashprophet, aber es gibt aktuell schon einige Anzeichen dafür, dass wir an den Finanzmärkten vor einer großen Konsolidierung stehen könnten und dem sollte man dann schon gewappnet sein mit einem guten Moneymanagement. Zumal ja die zwei normalerweise sehr schlechten Börsenmonate September/Oktober uns kurz bevorstehen. Bin jetzt etwas abgeschweift vom Thema Nordex, aber auch das gehört dazu wenn man in etwa einschätzen möchte wie es mit der Nordex-Aktie kurzfristig auf Sicht von 2 bis 8 Wochen weiter gehen könnte. Ich bleibe jedoch mit meinen restlichen Nordex-Aktien, sind trotz meines Teilverkaufs gar nicht so wenig, weiter drin. Sollte es aber an der Börse richtig rappeln oder die Nordex-Aktie geht unter die 8 €, dann werde ich weitere Teilverkäufe vornehmen.
Übrigens ist in Südafrika gerade die 3.Bieterunde (REIPP-Auktion) zu Ende gegangen (19. August) wo es um rd. 0,6 GW an Windkapazitäten ging. Welche Projektierer/Investoren den Zuschlag bekommen wird dann im September/Oktober veröffentlicht. Dass Nordex von den rd. 600 MW sicher etwas abkriegen wird dürfte wohl so gut wie klar sein. Aus den letzten beiden südafrikanischen Bieterrunden hat Nordex immerhin 314 MW an Aufträgen bekommen, was einem Marktanteil von rd. 26% entspricht !! In diesem Quartal wird Nordex ihre ersten Windräder (N100/2500) nach Südafrika schicken für die "Dorper Wind Farm" (100 MW). Mit dem Bau des Windparks hat Nordex schon vor knapp einem Jahr begonnen (Fundament- und Straßenbau sowie die Kabelarbeiten und das Umspannwerk). Am Stromnetz soll der komplette Windpark dann im Juli nächsten Jahres hängen. Auch mit dem 80 MW großen südafrikanischen Windpark "Red Cap Kouga" hat Nordex schon begonnen zu bauen und ab Februar 2014 werden dann die ersten der 32 N90/2500 Starkwindturbinen dort angeliefert. Mit dem Bau des dritten südafrikanischen Großprojekt "Amakhala Emoyeni“ (134 MW) wird Nordex in Q3 2014 starten und die Errichtung der 56 Windräder (N117/2400 !!) ist für Q2 2015 geplant.
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