IDS Scheer: "Sehen die besten Jahre noch vor uns" | In der deutschen IT-Branche sind Erfolgsgeschichten wie die von IDS Scheer inzwischen seltener geworden. Wir sprachen mit Vorstandssprecher Helmut Kruppke über Hintergründe und Ausblicke.
Die Zahlen für 2004 sind erwartungsgemäß gut ausgefallen. Dabei gab es vor allem im Auslandsgeschäft ein Umsatzplus von 50 Prozent und ein EBITDA-Wachstum von 90 Prozent. Wie lief es in Deutschland? Kruppke: Bezüglich des Gewinnanteils hat das nationale Geschäft schon einen gewichtigen Beitrag geliefert. Wir haben im Ausland einen schönen Gewinnsprung auf 10 Millionen Euro gemacht. Das sind 90 Prozent mehr als 2003. Aber aus meiner Sicht ist das Deutschland-Ergebnis von 25 Millionen Euro spektakulärer. Wir haben hier ein siebenprozentiges Wachstum hingelegt und das gegen den Strom. Schließlich läuft ja in Deutschland derzeit alles auf Sparwelle, was Investitionen betrifft. Wir habe das 2003 zu spüren bekommen. Andere Unternehmen sind damals Pleite gegangen, wir haben damals auch ein ganz leichtes Umsatzdefizit gehabt. In Ausland lief es besser, was allerdings auf die Akquisitionen zurückzuführen ist.
Wieso sind die sehr investitionsscheuen deutschen Unternehmen nicht genauso zurückhaltend bei IDS-Angeboten wie bei anderen? Kruppke: Witzigerweise hängt das damit zusammen, dass es den Unternehmen schlecht geht. Dann kommen alle darauf, Kosten zu sparen und sie kommen darauf, ihre Geschäftsprozesse zu untersuchen zu lassen. Wenn es den Unternehmen dagegen gut geht und man schlägt ihnen die Untersuchung ihrer Geschäftsprozesse vor, ist der Druck nicht da. Dann wird lieber in Technologie investiert und macht sonstige schicke Sachen. Irgendwo braucht es immer den Druck der Zahlen, damit ein Unternehmen feststellt, dass es sich mehr um die Effizienz seiner Prozesse kümmern muß. Das ist nun mal das, was wir verkaufen - nämlich Prozesse fit zu machen. Das ist aus meiner Sicht der Grund, weshalb wir Marktanteile gewonnen haben.
Wenn es nach IDS Scheer geht, brauchte sich an der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland in den nächsten Jahren nicht viel ändern? Kruppke: Das sehen wir doch etwas anders. Wenn sich 2005 jeder so verhalten würde wie wir, würde sich in Deutschland auch etwas bewegen. Wir haben ja mitgeteilt, dass wir weltweit 200 Leute einstellen wollen. Das bedeutet allein für Deutschland knapp 100 neue Arbeitsplätze und dabei ein operativ wachsendes Geschäft. Voran geht es eben nur, wenn man investiert. Nur so kommt man dazu, dass Aufträge fließen. Davon abgesehen gehen wir davon aus, daß in Deutschland 2005 nicht viel Positives passieren wird. Allerdings spüren wir auch eine gewisse Trendwende. Dass das Interesse größer wird, spüren wir wohl.
Wer sollte sich bei IDS Scheer bewerben? Kruppke: Besonders gute Chancen haben bei uns Berater und Vertriebsleute, die wissen, wie man bei einem Kunden Mehrwert verkauft oder berät. Das hat damit zu tun, dass man seine Prozesse versteht und die Kreativität hat, diese Prozesse auf Basis der Ares-Methode zu verbessern.
Ein größerer Teil des guten Auslandsgeschäftes resultiert nach Ihrer Aussage aus Akquisitionen. Wie ist das Geschäft im Ausland organisch gewachsen? Kruppke: Das organische und akquisitionsbedingtes Wachstum kann ich leider nicht mehr auseinanderdröseln. Die von uns 2003 gekauften Firmen, unter anderem Plaut, waren in Ländern beheimatet, in denen wir schon überall präsent waren. Da gab es beispielsweise eine Verschmelzung von IDS Ungarn mit Plaut Ungarn oder eine Verschmelzung von IDS Tschechien mit Plaut Tschechien. Bei der nun gemeinsamen Arbeit ist einfach nicht mehr nachzuvollziehen, ob der Kunde über Plaut oder IDS zu uns gekommen.
Sie haben jetzt in Russland einen langjährigen Vertriebspartner gekauft. Geht der Trend dahin, dass Sie Ihre Partner aufkaufen und das Geschäft dann selber machen? Kruppke: Das ist eine hochinteressante Sache für die IDS. Da wir nicht nur ein Beratungs-, sondern auch ein Produkt-Unternehmen sind, haben wir überhaupt erst die Chance, wie eine Art Franchise-Unternehmen zu sagen, hier sind unsere Produkte und hier ist die Art und Weise, wie man diese Produkte positioniert. Diese Russische Firma hat quasi seit ihrer Gründung mit uns in dieser Form gearbeitet. Insofern ist es eine schöne Sache, wenn wir in Ländern auf Unternehmen zugehen können, in denen wir uns noch nicht so gut auskennen. Diese Unternehmen können ihrerseits sagen, dass sie mit IDS gut auskommen. Wir kennen andererseits das Management, wir wissen um deren Zuverlässigkeit und können einschätzen, ob die in der Vergangenheit ihre eigenen Versprechen einhalten konnten. Die Übernahme eines solchen Unternehmens ist viel risikoärmer, als wenn wir uns einen Kandidaten von einer Unternehmensberatung empfehlen lassen würden.
Sind solche Akquisitionen in nächster Zeit auch in anderen Ländern geplant? Kruppke: Es gibt keine konkreten Termine, aber es gibt auf jeden Fall noch Potential. Wir haben noch weltweit etliche Partner, die auch einen solchen Stellenwert haben und die mit Sicherheit an solchen Gesprächen interessiert wären.
Wenn keine konkreten Übernahmepläne bestehen, wofür wollen Sie dann Ihre sehr gut gefüllte Kriegskasse einsetzen? Kruppke: Es wird schon verwendet, auch für Akquisitionen. Es liegt momentan aber nichts konkret vor. Ich schließe für dieses Jahr jedoch keine Akquisition aus. Ich habe sogar noch in den vergangenen Tagen mit einem Akquisitionskandidaten verhandelt.
Bei möglichen Übernahmen liegt der Schwerpunkt auf bereits bekannten Häuser? Kruppke: Nicht einmal hier könnte ich eine Einschränkung machen. Wir führen eigentlich immer Gespräche mit verschiedenen Kandidaten.
Liegt dabei der Fokus auf die Erschließung neuer Märke und wenn ja welcher? Kruppke: Wir haben jetzt mit Russland und China erfolgreich durchgezogen, was wir im vergangenen Jahr bereits angekündigt hatten. Damit sind wir in diesen wichtigen Wachstumsmärkten präsent. Jetzt gilt es, die Präsenz dort auszubauen. Deswegen würde ich auch nicht ausschließen. dass wir in Russland und in China nochmals durch Akquisitionen wachsen. Die Märkte sind einfach sehr groß.
Sie sprachen bei der Vorstellung der 2005-Plaung von einem zweistelligen Wachstum. Heißt zweistellig eher 10,1 oder 99,9 Prozent? Kruppke: Eher das erste, allerdings auf Basis des vorhandenen Potentials und nicht aufgrund neuer Zukäufe. Euphorischer wollen wir doch nicht rangehen. Es ist immer besser, die eigene Prognose zu übertreffen, als korrigieren zu müssen. Wir wollen das weiterhin bei einer zweistelligen EBITDA-Marge.
Bedeutet das, dass IDS Scheer den vom Gründer gewiesenen Weg weiter konsequent verfolgt? Kruppke: Ja, den Weg setzen wir fort. Wir sehen die besten Jahre noch vor uns.
Wieso? Kruppke: Das Thema Optimierung der Geschäftsprozesse hat noch nie so eine Dynamik gehabt wie heute und zukünftig. Auf einem SAP-Treffen war jedes zweite Wort Prozess. SAP ist ein Prozess-Unternehmen und das sind sie durch uns geworden. Die Story wird uns noch sehr lange steigende Umsätze und Gewinne bescheren. Wir werden auf Dauer nicht nur mit SAP reden. Im Januar wird Professor Scheer mit Bill Gates in München zusammentreffen. Da werden wir auch über solche Kooperationen reden. Die Zusammenarbeit mit der SAP haben wir ja gerade begonnen. Sie hat sich noch nicht einmal in den Zahlen richtig gezeigt, das wird erst noch kommen.
| Gruß Moya
|