Die Unternehmen, die in Deutschland produzieren und viel im Dollarraum verkaufen, zählen derzeit zu den Gewinnern. Grund ist der schwache Euro. Viele Firmen werden damit in den Bilanzen positiv überraschen können. DÜSSELDORF. Die Rechnung ist einfach: BMW produziert überwiegend in Deutschland, setzt seine Limousinen aber häufig in den USA ab. Je stärker die Gemeinschaftswährung jetzt an Wert verliert, desto mehr Euros gibt es für die in Amerika erlösten Dollars. BMW schreibt also höhere Umsätze und Gewinne. Doch das ist noch nicht alles: Weil amerikanische Kunden für die in Euroland produzierten Autos weniger Dollars hinblättern müssen, wird BMW gegenüber Konkurrenten außerhalb des Euro-Raums wettbewerbsfähiger. Die Münchener dürften künftig mehr Wagen absetzen und demzufolge in den nächsten Quartalen mehr erlösen. Immer wieder musste sich BMW anhören, gemessen am hohen Auslandsumsatz von rund 80 Prozent viel zu viel und zu teuer in Deutschland zu produzieren. Drei Viertel der Mitarbeiter stehen hierzulande in Lohn und Brot. Doch der vermeintliche Nachteil entpuppt sich jetzt als Vorteil. "Neben BMW profitieren noch viele andere deutsche Unternehmen von der Euro-Schwäche", sagt Christian Kahler von der DZ-Bank. Er zählt dazu die Chemie- und Pharmakonzerne BASF, Bayer und Lanxess, die Chipproduzenten Infineon und Dialog Semiconductor, die Maschinenbauer Aixtron und MTU sowie Heidelberger Druck und Heidelberg Cement. Sie alle exportieren viel in den Dollarraum, produzieren aber überwiegend in Euroland. Dazu gehören nach Handelsblatt-Recherchen auch der Düngemittelhersteller K+S, der Abfüllanlagenbauer Krones und der Motorenspezialist Tognum. In den Ergebnisprognosen der Unternehmen und Analysten sind diese Mehreinnahmen, die sich aus der Währungsumrechnung und der besseren Wettbewerbsfähigkeit ergeben, noch nicht einkalkuliert. Viele Firmen dürften deshalb bei der Vorlage künftiger Bilanzen positiv überraschen. Jahr für Jahr steigern Deutschlands Konzerne ihre Umsätze, Investitionen und die Zahl der Mitarbeiter im Ausland. Sie wollen dort produzieren, wo sie ihre Waren auch absetzen. Obendrein machen sie sich damit unabhängiger von den enormen Währungsschwankungen. Diesen Vorteil erkannten die Firmen besonders, als der Euro gegenüber dem Dollar immer mehr an Wert gewann: seit 2001 in der Spitze um 90 Prozent. Die Firmen jammerten aber nicht über die schlechteren Standortbedingungen, sondern reagierten, indem sie ihre Fertigungsstätten verlagerten. Doch seit der Griechenlandkrise kehrt sich die einstige Währungslast in einen Vorteil um: Der Euro verlor in den vergangenen fünf Monaten 15 Prozent an Wert. "Damit erreicht der Euro-Dollar-Wechselkurs wieder normales Niveau", sagt DZ-Bank-Analyst Kahler. Wirklich billig ist der Euro nämlich noch lange nicht. Anfang des Jahrtausends war er nur 85 US-Cents wert.
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