Es gibts mehr als genug Kneipen, wo es sich ganz locker über die kommende Strategie plaudern lässt. Z.B.
wie Café Roma in der Maximiliansstraße (München).:) -----------------------------------
Schluss mit den Börsentricks!Erschienen am 17. Juli 2008 | aktualisiert am 17. Juli 2008 | skyEin Kommentar von Frank Lansky
Merrill Lynch schreibt negative Analysen über die Continental-Aktie. Die bricht ein, der Aufkäufer Schaeffler freut sich. Zufällig soll Merrill Lynch für Schaeffler den Angriff auf Conti koordinieren. In Amerika veröffentlichen Investmentbanken eine negative Studie nach der anderen über den Finanzmarkt. Wie erhofft reagiert die Börse panisch, die Banken verdienen prächtig beim Verkauf der Finanzaktien. Der Kleinanleger ist der Dumme in diesem üblen Spiel. Es wird Zeit, dass die Börsenaufsicht durchgreift.
Kursmanipulation? Unerlaubte Absprachen? Insiderhandel? Die Branche weist solche Vorwürfe stets entrüstet von sich. Analysten verweisen dann treuherzig auf die angeblich existierende "Chinesische Mauer" in ihrem Haus: Aktienhändler und Analysten hätten überhaupt keine Möglichkeit, sich auszutauschen. Ein Broker könne nur mit einem Rechtsanwalt an seiner Seite mit einem Analysten sprechen. Wer’s glaubt, wird selig. In Frankfurt gibt es rund um die Börse genug Kneipen, wo es sich ganz locker über die kommende Strategie plaudern lässt.
Wer sich auf die Aussagen der Analysten verlässt, ist verlassen. Kleinanleger sind allzu häufig nur die Schafe in einer großen Herde, die von den Profis geschoren wird. Schon in den Hochzeiten des Neuen Marktes lockten die Banken Scharen von Kleinaktionären in Aktien, die nichts wert waren. Seit den Zeiten der vielen angeblichen "Weltmarktführer" hat sich nicht viel geändert. Tatsächlich drängt sich die Frage auf, was eigentlich die Börsenaufsicht dagegen unternimmt. Zwar hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Prüfung des Conti-Deals eingeleitet. Ob allerdings etwas dabei heraus kommt, ist fraglich.
Auch in den USA haben die Aufseher bislang tief und fest geschlafen. Erst vor ein paar Tagen verhängte die Börsenaufsicht SEC ein Verbot des sogenannten "naked short selling". Der Trick ist altbekannt: Eine Bank verkauft eine Aktie leer, ohne sie zu leihen. Das müsste sie eigentlich - nur hat sich bislang kaum jemand daran gehalten. Dieser "nackte Leerverkauf" sorgt für einen besonders starken Verkaufsdruck.
Und erst als die Börse schon über der Klippe hing, starteten die amerikanischen Aufseher eine Untersuchungswelle bei Banken, Händlern, Anlageberatern und Hedge Fonds. Der Verdacht der Börsenpolizei: Bei unter Druck geratenen Aktien könnten gezielte falsche Gerüchte und missbräuchliche Handelspraktiken einige der jüngsten spektakulären Kurseinbrüche mit ausgelöst haben. Das ist eine späte Erkenntnis der Börsenwächter. Die Kleinanleger haben es schon lange erkannt, in den diversen Anlegerforen schwirren seit Monaten Vermutungen über krumme Geschäfte herum.
Nun bleibt zu hoffen, dass die SEC oder die BaFin Manipulateure streng bestraft und aus dem Verkehr zieht. Denn wer Kurse manipuliert, muss ins Gefängnis - und nicht an die Börse.
|