Es gibt in Berlin so etwas wie ein Überlebenstraining. Schau keinem jungen Migranten zu tief in die Augen (ihren Freundinnen auch nicht), regt dich nicht auf, wenn in der S-Bahn einer qualmt, höre weg wenn das Handy einen Song wieder und wieder ausspuckt. Das kann man feige nennen oder mangelnde Zivilcourage - in manchen Gegenden der Hauptstadt sichert es zumindest dies: heil nach Hause zu kommen.
Ob Berlin, München, Frankfurt/Main, Köln - mittlerweile vergeht kein Tag, an denen keine neue Schlägerei aus den öffentlichen Verkehrsmitteln gemeldet wird. Als handelt es sich um ein neues Phänomen. Dem ist nicht so. Dies macht die Sache jedoch auch nicht nicht besser.
Als ich vor nun fast sechs Jahren einen Film über eine Kreuzberger Gang drehte, tauchte ich in eine mir bis dahin völlig fremdes Welt ein. Ein Milieu, in der alles Deutsche verächtlich gemacht wird, Messer und Totschläger wie selbstverständlich dazu gehören, Überfälle und Auseinandersetzungen alltäglich sind. Eine Welt, in der ein falscher Blick genügt, um draufzugehen, wo Sozialarbeiter gänzlich überfordert sind, über Polizeiermittlungen und mögliche Gerichtsverfahren nur abfällig gelächelt wird.
Die 14- bis 18jährigen Jungs waren den Tag über unterwegs, ihre Eltern kümmerte dies kaum. Gewalt in der Familie, fast alltäglich. Ausbildungsplätze waren vorhanden, doch keiner hatte wirklich Bock. Es war schon fast cool, hier zu schwänzen.
Es war eine Parallelwelt in einem Berliner Ghetto, sicherlich. Doch dieses Milieu gibt es auch in anderen deutschen Städten.
Und nun?!
Kuschelpädagogik wird da sicher nicht helfen. Auch keine Luxuscamps in fremden Ländern unter warmer Sonne. Wegsperren, wegschließen?! In Jugendwerkheime nach DDR-Vorbild, wie es Roland Kochs nun im Wahlkampf populistisch fordert?!
Die brutale Gewalt vom Migranten, in Deutschland aufgewachsen, beleuchten ein Problem. Es gibt mittlerweile Ghettos, deren Existenz bisher keiner wahrhaben wollte. Nicht die Politiker in ihren Limousinen, nicht all die 'aufgeklärten' Kommentatoren, die in noblen Stadtteilen wohnen. Diese Leute fahren fast nie U- oder S-Bahn. Sprüche wie "Scheiß Deutscher" zeigen, es gibt Rassismus auch von der anderen Seite, auch wenn es kaum einer so klar sagen will. Aber immerhin: endlich wird darüber diskutiert, endlich ist ein Tabu gebrochen!!
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