Ein kurzes Interview mit Alois Bischofberger, Chefökonom der CSG
Die Weltwirtschaft kommt nur langsam auf Touren. Jüngste Ereignisse wie der Dollar-Einbruch oder der WorldCom-Schock gefährden die nachhaltige Erholung. Dennoch rät Alois Bischofberger den Anlegern in einem Ausblick aufs dritte Quartal: Bleiben Sie ruhig.
Interview: Kim A. Mueller, Redaktion «one»
Herr Bischofberger, die Anleger warten sehnlichst auf den Börsenaufschwung. Wann setzt eine nachhaltige Erholung an den Weltmärkten ein? Die Erholung der Weltwirtschaft hat bereits eingesetzt. Die USA weisen eine relativ positive makroökonomische Performance auf. Aber es gibt noch keine breit abgestützte und nachhaltige Erholung, weshalb man vorläufig noch zuwarten muss. Die jüngsten Ereignisse auf den internationalen Finanzmärkten – vor allem der Niedergang der Aktienmärkte – werden eine nachhaltige Erholung zusätzlich verzögern. Aber das Jahr 2003 wird voraussichtlich das weltwirtschaftliche Wachstum begünstigen.
Die USA sind immer noch die Wachstumslokomotive, trotz den Ereignissen vom 11. September. Weshalb? Die US-Wirtschaft profitiert von sehr tiefen Zinssätzen, einer aggressiven Geldpolitik des Federal Reserve Board und einer sehr expansiven Fiskalpolitik – die Steuern wurden gesenkt und die öffentlichen Ausgaben gesteigert. Somit gibt es Impulse in der amerikanischen Wirtschaft, die in Europa weniger ausgeprägt oder gar nicht vorhanden sind.
Wie werden sich die Wechselkurse mittelfristig entwickeln? Es gab in jüngster Zeit ausgeprägte Veränderungen an den Devisenmärkten. So hat der Dollar gegenüber dem Euro relativ stark an Terrain verloren. Das gleiche gilt für andere Währungen, darunter der Schweizer Franken. Ich gehe davon aus, dass diese Abwertung über die nächsten paar Monate teilweise korrigiert wird. Dies heisst aber nicht, dass der Dollar auf das Niveau zurückkehren wird, das er letztes Jahr und Anfang des laufenden Jahres hatte.
Was empfehlen Sie Anlegern vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen auf den Finanzmärkten? Eine wichtige Empfehlung ist: Geraten Sie nicht in Panik wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Halten Sie an einer langfristigen Anlagestrategie fest. Somit gehören auch Aktien in Ihr Portfolio, denn auf mittlere und lange Sicht ist es nach wie vor wahrscheinlicher, dass Aktien die bessere Performance haben als Obligationen, Geldmarktpapiere oder andere Anlageinstrumente.
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