"EnviTec - Finanzvorstand: Profitieren von der Novellierung! Widerspruch erntete mein Artikel über EnviTec in der Hauptausgabe der vergangenen Woche. EnviTec CFO Jörg Fischer (siehe auch Bild in der letzten Ausgabe) war nicht einverstanden mit meiner Sicht der Dinge und schilderte mir seine Einschätzung. Diese gebe ich gerne weiter. An dieser Stelle nochmals der Hinweis: Der Geldanlage-Report ist absolut unabhängig. Im Gegensatz zu vielen anderen kostenlosen Publikationen gibt es bei uns keinerlei Auftragsempfehlungen. Im Geldanlage-Report beziehen wir zu aktuellen Anlagethemen kritisch und nehmen fundiert Stellung. So können wir quasi in Vorleistung treten und Ihnen unsere Börsen-Expertise unter Beweis stellen. Konkrete Anlageempfehlungen und Musterdepots gibt es dann in unseren kostenpflichtigen Premium-Produkten. So nun aber zurück zu EnviTec: Meine Bedenken in der letzten Ausgabe gingen unter anderem dahin, dass die selbst betriebenen Biogasparks künftig unrentabel werden dürften. Hier der Wortlaut: "EnviTec setzte bisher auf große Biogasparks. Mittels eines Tricks in der rechtlichen Grauzone, dem so genannten Anlagen-Splitting sicherte man sich bisher höhere Einspeisevergütungen. „Anlagen-Splitting“ bedeutet, dass mehrere Biogasanlagen am selben Ort als Einzelanlagen ausgewiesen worden sind und nicht als zusammengehöriges Kraftwerk...Für kleinere Anlagen sind die Vergütungen für jede eingespeiste Kilowattstunde Strom höher als für große Biogasanlagen. Diese Vorgehensweise wird nun gesetzlich strikt untersagt. Damit wird der Betrieb von Biogasparks mehrheitlich unattraktiv." Gerade mit solchen Parks konnte EnviTec aber in der Vergangenheit die höchsten Margen erzielen. Die Entgegnung von Herrn Fischer: "Es ist richtig, dass wir von der Änderung dieser Regelung nicht begeistert waren. Allerdings war eine dahingehende Änderung der gesetzlichen Regelung bereits seit sechs bis neun Monaten zu erwarten gewesen und daher keine negative Überraschung. Zudem haben diese Parks bisher nur rund fünf Prozent vom Gesamtumsatz generiert, waren also von untergeordneter Bedeutung. Letztlich geht es um zwei Biogasparks. Bei einem sehen wir keine Probleme durch die neue Regelung, beim anderen werden wir entsprechende Umbaumaßnahmen einleiten." Mein zweiter Kritikpunkt: "Durch die Erhöhung des Güllebonus werden in erster Linie landwirtschaftliche Anlagen mit Güllevergärung und Anlagen bis 500 KW (ohne Gasaufbereitung) mit optimaler Wärmenutzung gefördert (Fachbegriff Kraft-Wärme-Kopplung KWK). Diese Anlagen werden aber meist von Landwirten errichtet und betrieben." Auch das sieht Herr Fischer anders: "Gerade im Bereich der 500 KW-Anlagen profitieren wir stark. Durch unsere hohe Flexibilität und die Modulbauweise der Anlagen haben wir Kostenvorteile gegenüber kleineren Anbietern und werden viele neue Aufträge erhalten." *Aussichten der Branche Auch die geplante Reduzierung der Einspeisevergütungen für Großanlagen mit mehreren Megawatt Leistung, bringe EnviTec nicht in Nöte. "Wir können sehr gut damit leben. Die Profitabilität hängt vor allem an einer vernünftigen Versorgung mit Inputstoffen. Diese sei oftmals nicht gegeben. Prinzipiell ist die Energieeffizienz bei Großanlagen mit direkter Einspeisung ins Gasnetz am höchsten. Diese Anlagen sind grundlast- und spitzenlastfähig - und hochprofitabel! Das Ziel der Regierung ist es bis 2030 10 Prozent der Gasimporte zu substituieren. Das ist eine enorme Menge. Die Biogas-Branche wird davon profitieren." Andere Neuregelungen wie die Herausnahme des Trockenfermentationsbonus würde zwar Konkurrent Schmack treffen nicht aber EnviTec. Enormes Wachstumspotenzial biete zudem das Ausland. Auf die Frage wie viel des Auslands-Auftragsbestandes von 56 Millionen Euro noch in 2008 in Umsätze umgewandelt werden könnte, antwortete Herr Fischer: "Circa 45 Millionen Euro." Unter Berücksichtigung aller Kosten werde man bereits 2008 im Ausland profitabel arbeiten! Die schlanken Strukturen machten dies möglich. *Übernahme von Konkurrenten nicht sinnvoll Spekulationen, wonach man an einer Übernahme von Konkurrent Biogas Nord oder anderen Anbietern wie MT-Energie interessiert sei, erteilte er dagegen eine Absage: "Es macht keinen Sinn einen ähnlich aufgestellten Konkurrenten zu übernehmen. Es sind so keine Synergieeffekte zu erzielen. Wenn es im Ausland ein gut aufgestelltes Biogasunternehmen gäbe, wäre das ein Thema, aber es gibt leider keines. Wir konzentrieren uns auf unser operatives Geschäft und orientieren uns dabei weiter in Richtung der Zusammenarbeit mit Energieversorgern." Ein Aktienrückkaufprogramm sei durchaus möglich, sofern die Aktionäre auf der HV eine Genehmigung dazu erteilten. *Betonung der Finanzstärke und der schlanken Strukturen Durch die schlanken Strukturen habe EnviTec auch den Einbruch der Umsätze um über 15 Prozent im ersten Quartal gut aufgefangen. Es war ein Rückgang von 32,8 Millionen auf 15,1 Millionen Euro zu verkraften. Das ist in der Tat richtig und durchaus beeindruckend: Der Verlust vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag mit 800.000 Euro nur bei einem Bruchteil dessen, was die börsennotierte Konkurrenz in den Sand gesetzt hat. Dank Zinserträgen aus dem hohen Cashbestand fiel netto sogar ein kleiner Gewinn von 200.000 Euro an. *Aktualisierung der Prognosen noch vor der HV Insgesamt sei man mit der geplanten Neuregelung - so sie den tatsächlich so beschlossen würde wie jetzt vorgeschlagen - sehr zufrieden. Die Lage von EnviTec hätte sich nun eher verbessert als verschlechtert. Die vorläufige Prognose eines positiven EBIT für 2008 werde daher beibehalten. Eine detaillierte Prognose für 2008 wird es laut Herrn Fischer definitiv noch vor der Hauptversammlung am 10. Juli geben. MEIN FAZIT: - Teilweise konnte der EnviTec-Vorstand meine Kritikpunkte entkräften. - Fakt ist, dass EnviTec hohe finanzielle Reserven hat und momentan eindeutiger Marktführer in der Branche ist. - Trotzdem bleibe ich dabei, dass die geplanten Neuregelungen des EEG für die börsennotierten Biogasfirmen insgesamt eher negativ zu beurteilen sind. - Nach dem Kursanstieg in den letzten Wochen ist die EnviTec-Aktie mit einer Marktkapitalisierung von 265 Millionen Euro selbst nach Abzug des Cashbestandes mit einem 2008er-KGV von 27 kein Schnäppchen. ý Ich rate dazu, vor einem Kauf zunächst die Präzisierung der Prognosen für 2008 abzuwarten." ----------- "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört." (Karl Marx)
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