Am Donnerstag wenn Canadian Solar seine Q2 Zahlen bringt werden wir um einiges klüger sein wie sich das bei Solar entwickeln wird bis Ende des Jahres.
Canadian Solar wird am Donnerstag mit Sicherheit keine gute Zahlen bringen und mit ganz großer Wahrscheinlichkeit in der Verlustzone landen. Da braucht man nun wahrlich kein Prophet sein um das Vorauszusagen, denn alleine die Q2 Guidance von Canadian Solar mit einer Bruttomarge von 9,5 bis 10,5% (Q1 2021: 17,9%) sagt schon alles aus. Dürfte wohl auf einen Verlust von 15 bis 30 Mio. $ raus laufen, nach einem Nettogewinn in Q1 von 22,8 Mio. $. Das kommt nun aber nicht unbedingt vom reinen Modulgeschäft, sondern eher von schwachen Projektgeschäft in Q2. Damit ist klar, dass ein gutes Projektgeschäft wie in Q1 in Q2 das margenschwache Modulgeschäft nicht kompensieren kann. Die Umsatzverteilung von Canadian Solar wird in Q2 folgendermaßen erwartet:
- Modulsegment: 85% (Q1: 58%) - Projektgeschäft: 15% (Q1: 42%)
Wobei aber Canadian Solar bei den Q1-Zahlen im Mai davon ausging, dass man trotz des weiterhin deutlich in Q2 gestiegenen Polysiliziumpreis die sehr schwache Q1 Bruttomarge von 9,7% im Modulgeschäft in Q2 sogar etwas steigern kann, da man die Modulverkaufspreise auch in Q2 weiter erhöht hat. Ich persönlich gehe davon aus, dass sich in Q3 aufgrund der mittlerweile marktbreiten höheren Modulpreise von um die 20% gg, Jahresanfang die Bruttomargen generell bei den Modulbauern erholen werden auf ein einigermaßen erträgliches Niveau.
So sehen die aktuellen Q2 Analystenschätzungen zu Canadian Solar aus:
Umsatz: 1,43 Mrd. $ (Q1 2021: 1,09 Mrd. $) -- Bruttomarge: 11% (Q1 2021: 17,9%) EBIT: - 6,8 Mio. $ (Q1 2021: 43,5 Mio. $) -- EBIT-Marge: - 0,4% (Q1 2021: 4,0%) EBT: - 25,2 Mio. $ (Q1 2021: 26,3 Mio. $) Netto: - 19,8 Mio. $ (Q1 2021: 22,8 Mio. $) EPS: - 0,32 $ (Q1 2021: 0,36 $)
Geht es nach den Analystenschätzungen, dann wird in Q3 gg. Q2 der Umsatz noch mal um 14% anziehen bei deutlich besseren Margen wie in Q2. Zum einen sollte das Projektgeschäft zulegen. Das hat schon ein großer Projektverkauf im Juli mit einer Größe von 330 MW in Texas angedeutet. Zum anderen dürften sich die Gewinnmargen im Modulgeschäft einigermaßen erholen, aber von einem sehr niedrigen Niveau aus. Erstens akzeptieren viele der Modulkäufer die deutlich höheren Modulpreise. Aber die hohen Modulpreise erhöhen natürlich das Risiko, dass die Nachfragedynamik nachlassen wird. Zweitens wurde nach Angaben von Canadian Solar im 1. Hj. so gut wie alle Altverträge mit niedrigen Modulpreisen abgearbeitet und mit den um 20% höheren Modulpreisen könnte im 2. Hj. die Bruttomarge im Modulbereich wieder verbessert werden. Dementsprechend sehen auch die Analystenschätzungen zu Q3 deutlich besser aus wie in Q2:
Umsatz: 1,62 Mrd. $ -- Bruttomarge: 16% EBIT: 51,5 Mio. $ -- EBIT-Marge: 3,2% EBT: 38,9 Mio. $ Nettogewinn: 26 Mio. $ EPS: 0,42 $
Aufgrund der Q2 Guidance von Canadian Solar sollten im Großen und Ganzen die schwachen Q2 Zahlen eigentlich nicht mehr negativ überraschen. Von dem her dürfte die Q3 Guidance eigentlich wichtiger sein wie die nackten Q2 Zahlen und auch das was Canadian Solar sagen wird z.B. wie die aktuelle Modulnachfrage ist, wie man die weitere Entwicklung der Modulpreise erwartet und ob sich an der Kostensituation vor allem bei Polysilizium, aber auch bei den Transportkosten, schon etwas zum Positiven verändert hat.
Man kann und darf Jinko mit Canadian Solar als Ganzes nicht vergleichen, da beide andere Geschäftsmodelle haben, aber man kann das reine Modulgeschäft von Canadian mit Jinko durchaus vergleichen. Kriegt Canadian Solar seine Marge im Modulsegment hoch, dann zeigt das, dass Canadian Solar die um die 20% höhere Modulpreise am Markt durchsetzen kann. Sollte es so kommen, dann kann man annehmen, dass das auch Jinko gelingen wird. Ich habs schon angedeutet, es deutet schon vieles daraufhin, dass die Modulbauer aufgrund deutlich höherer Modulpreise ihre Margen wieder nach oben bringen können auf ein einigermaßen akzeptables Niveau.
Jinko fährt ja eine Doppelstrategie und verkauft nur Module mit einigermaßen guten Margen, aber natürlich müssen Altverträge bedient werden, und sollte die Modulproduktion nicht komplett verkauft werden können mit Margen mit denen Jinko leben kann, wird die Lücke dann halt mit dem Verkauf von Wafern geschlossen, die zwar weniger Umsatz bringen (Modulverkaufspeis bei rd. 0,26 $/W - Waferverkaufspreis 0,05 $/W), aber dafür eine Bruttomarge im Bereich zwischen 20 bis 23% bringen und großartig Transportkosten fallen natürlich bei den Wafern auch nicht an.
Diese Jinko Doppeltstrategie sieht man ja bei der Q2 Guidance sehr gut. In Q2 wird der Waferverkauf deutlich hochgehen gg. Q1 um rd. 25% auf etwa 1,1 GW bei einem rückläufigen Modulabsatz von etwa 8%. Das ist natürlich für die Margen bei der derzeitigen schwierigen Situation beim Modulverkauf recht hilfreich. Sollten aber höhere Modulpreise leichter durchzusetzen sein, dann kann Jinko recht flexibel reagieren und wieder mehr Module mit erträgliche Margen verkaufen und den Waferverkauf dafür verringern. Mir gefällt diese Jinko Strategie in dieser sehr schwierigen Situation recht gut.
Ich war bis jetzt eher negativ zu Jinko wegen den erwähnten Punkten (nach wie sehr hoher Rekordpolypreis wie auch Transportkosten), aber es zeigt sich mittlerweile recht klar, dass alle Modulbauer nicht gewillt sind viele Module mit niedrigen Preisen zu verkaufen. Das zeigt die Modulpreisentwicklung am Spotmarkt seit Mitte April recht gut. Das wird Jinko und Co natürlich helfen. Großes Fragezeichen dabei ist aber in wie fern wird die Nachfrage darunter leiden. Die Nachfrage im Großgeschäft wird leiden durch die höheren Modulpreise, das steht außer Frage. Aber Jinko kann das etwas ausgleichen über das Aufdachanlagengeschäft, denn hier hat sich Jinko die letzten 1,2 Jahre mit ihren High End Modulen im Bereich 400 bis 550 W sehr gut positioniert und in diesem Marktsegment sind die höheren Modulpreise nicht ganz so entscheidend für die Renditen wie beim Solarkraftwerksbau.
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