bei den Wehrmachtsangehörigen mit jüdischen Vorfahren um "Juden" handelte, folgt der verschwurbelten Rassendefinition der Nazis. Warum sollten sich irgendwelche Deutsche, die irgendwelche jüdischen Vorfahren hatten, nicht als Deutsche wie jeder andere Deutsche gefühlt haben können und genauso anfällig für den Extremismus der Nazis sein können wie andere Deutsche? Es ist schon schräg, sagen zu müssen: Juden und Leute mit jüdischen Vorfahren sind auch nur Menschen... mit allen Nachteilen des "Menschseins". Natürlich ist das von gewisser Brisanz für die individuelle Existenz dieser Leute. Hat aber nix mit Judentum oder sonstwas zu tun. Allenfalls mit der Tatsache: Die Wege des einzelnen Menschen sind unergründlich. Geschichte und Gegenwart sind voll von solchen Dramen der individuellen Existenz...
Wenn man über Gruppenideologien politischer oder religiöser Art spricht, stehen bestimmte Personen, die diese Ideologien oder religiösen Strömungen vertreten als Repräsentanten derselben natürlich im Focus - eben nicht als Individuen, sondern repräsentativ. Das macht den Unterschied zwischen Al-Husseini als islamisch-arabischen Repräsentanten und irgendwelchen Mitmachern aus. Es haben bei den Nazis Leute aus vielen Ländern und Völkern mitgemacht, sei es aus Opportunität, sei es um des persönlichen Vorteils Willen, sei es aus ideologischer Überzeugung. Und natürlich müssen sich die auch der Verantwortung und Kritik stellen bzw. diese gefallen lassen, an so einem mörderischen Prozess teilgenommen zu haben.
Das gilt für Gruppen und ihre ideologischen Repräsentanten, die sie vertraten ebenso, wie für individuelle Mitmacher. Und zu den ersteren gehört der Husseini. Der reflexhafte Hinweis: das gab es doch überall! ändert daran NULL! Und es relativiert auch NULL und NIX an der Tatsache: Es gab arabisch-nationalistisch-islamistische Strömungen, vertreten insbesondere durch Al-Husseini, die sich den Nazis angedient haben - vereinigt im Hass gegen die Juden.
Und es gibt diese Gruppen und Ideologien innerhalb der vielfältigen Strömungen, die der Islam als Ganzes aufweist, auch heute, die rassistisch, anti-semitisch, totalitär, repressiv gegen Frauen, mit archaischen bis reaktionären Vorstellungen von Recht und Gesetz usw. agieren und dies aus ihrem Glauben ableiten und mit den Erfordernissen ihrer Religion begründen. Und zwar in allen möglichen Abstufungen von voll und ganz bis hin zu Einzelaspekten der Aufzählung. Auch wenn es noch eine Reihe anderer gruselige Ideologien und Akteure gibt: Der Hinweis darauf ändert nix daran, dass es diese Erscheinungsformen des Islam gibt. Und es ist völlig legitim, das an ihren selbst vertretenen Glaubensgrundsätzen festzumachen, diese zu kritisieren oder anzuprangern. Insbesondere, weil jede Menge Leute aus den Regionen der Welt, wo diese reaktionären, archaischen oder konservativen Auslegungen des Islam großen Einfluss auf die Politik und Lebenskultur der Leute hat, heute in unseren Städten leben und wir mit ihnen eine Form des Zusammenlebens finden müssen. Dadurch wird das eben zu einem hiesigen gesellschaftlichen Problem, das angesprochen, austariert und ausdiskutiert werden muss. Das mussten und müssen sich christlich-reaktionäre Stromungen genauso gefallen lassen wie islamisch-reaktionäre oder gar islamistisch radikale. Mit Wegdiskutieren oder Leugnen der Probleme oder dem permanenten Hinweis, dass auch anderswo Probleme herrschen, kommt man da nicht weit. ----------- Große Verbindlichkeiten machen nicht dankbar, sondern rachsüchtig. (Nietzsche)
|