Dieses Exklusiv-Interview mit Evotec-Vorstand, Carsten Henco , führte Instock ausschließlich für die Sparkasse Norden. Bitte beachten Sie auch unsere Exklusiv-Analysen.
Portrait: Evotec Biosystems Biosystems hat die Technologieplattform "Evoscreen" entwickelt, die der Pharmaforschung bei der Suche nach neuen Wirkstoffkandidaten hilft. Kürzlich hat das Unternehmen die Übernahme des britischen Pharma-Unternehmens Oxford Asymmetry bekannt gegeben. Am 4. August wurden die Halbjahreszahlen vorgelegt: Der Verlust stieg um 31 Prozent auf 14,6 Millionen Mark gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um 186 Prozent auf 12,5 Millionen Mark.
Noch im vergangenen Mai prognostizierte Sal. Oppenheim der Evotec-Aktie ein Kursziel von 196 Euro. Stattdessen ist der Kurs von damals 125 Euro auf aktuell 78 Euro gefallen. Wo sehen Sie die Gründe für diesen Kursrutsch?
Das Problem ist der gesamte Biotech-Markt. Wir machen zur Zeit die Bewegung des Marktes mit. Anfangs sind wir mit ihm extrem nach oben geschossen, und genauso machen wir jetzt die Abwärtsbewegung mit. Dabei ist die Beurteilung der Aktien kaum differenziert bezüglich der einzelnen Unternehmen der Branche. Man sieht nicht immer den Unterschied zwischen echter Qualität und dem Rest. Leider ist meine Beobachtung, dass ein Großteil der Kursbewegung weniger mit unserem Unternehmen als mit dem Gesamtmarkt zusammenhängt.
Ursprünglich schätzten Analysten Ihren Verlust für das laufende Geschäftsjahr auf 16 bis 25 Millionen Mark und den Umsatz auf 32 bis 39 Millionen Mark. Ihre Halbjahreszahlen weisen bereits 14,6 Millionen Mark Verlust aus und nur 12,5 Millionen Mark Umsatz. Werden Sie die Prognosen einhalten können?
Sie können unsere Halbjahreszahlen nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen. Unsere Zahlen sind nicht das Ergebnis eines kontinuierlichen Produktgeschäftes wie beispielsweise bei Qiagen, sondern sie schwanken von Quartal zu Quartal. Die Halbjahresbilanz lag ganz im Rahmen unserer Erwartungen, und wir sehen keinen Grund, unsere Prognosen zu ändern.
Ende Juni haben Sie über einen Aktiensplit entschieden. Wann wird der stattfinden?
Einen genauen Termin kann ich noch nicht nennen, aber der Beschluss geht derzeit seinen legalen Weg und ist bereits genehmigt worden. Wir rechnen mit dem Aktiensplit im Verhältnis 1:2 in den kommenden zwei bis drei Wochen.
Die Ankündigung der Übernahme von Oxford Asymmetry International Ende Juli stieß bei den Anlegern auf Skepsis und ließ den Kurs der Aktie noch weiter in den Keller rutschen. In Anbetracht der hohen Verluste - übernehmen Sie sich nicht mit diesem Kauf?
Erstens werden wir die Übernahme ausschließlich über einen Aktientausch vollziehen, so dass kein Bargeld fließen wird. Und zweitens sind wir seit einer Woche vor allem auch in England unterwegs, um unsere Strategie institutionellen Anlegern zu erklären und treffen auf eine hundertprozentige, positive Resonanz. Die Investoren und Analysten begrüßen diese Übernahme als strategisch hoch interessant. Der Preis ist natürlich sehr hoch, aber wir sind aus strategischen Gründen bereit, ihn zu zahlen. Wir wissen nämlich, dass wir nicht der einzige Bieter waren. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft problemlos allein weiter existieren könnte, denn sie ist bereits profitabel - und zwar mit 3,5 Millionen Pfund im vergangenen Jahr. Dafür mussten wir natürlich einen Aufpreis zahlen.
Wie lange reicht Ihre Liquidität nach diesem Kauf noch aus?
Wir haben kein Problem mit der Liquidität. Insgesamt, das heißt zusammen mit Oxford Asymmetry, verfügen wir noch über rund 60 Millionen Euro liquider Mittel. Wir haben es auch nicht nötig, neue Mittel aus der Börse zu ziehen.
Und eine Kapitalerhöhung?
Nein, eine Kapitalerhöhung steht auch nicht an.
Sie planen aber ein Nasdaq-Listing.
Ja, aber das ist ein strategischer Schritt und nicht zum Zweck der Geldbeschaffung. Der Gang an die Nasdaq ist für Anfang 2001 vorgesehen, sobald wir mit Oxford Asymmetry als geschlossenes Unternehmen nach Amerika gehen können.
Wie ist Ihre Neugründung, die Direvo AG, in Ihr Geschäftsmodell einzuordnen?
Die Direvo AG ist eine von vielen Biotech-Firmen, die Interesse an unserer biotechnologischen Plattform haben. Unsere Strategie ist es, an diese Interessenten Lizenzrechte an unserer Plattform zu erteilen, wobei wir im Gegenzug Anteile an diesem Unternehmen erhalten. Die Direvo ist sozusagen eine 65-prozentige Beteiligung von Evotec, die aber kein Geld kostet.
Herr Henco, vielen Dank für das Gespräch.
(c) 2000 Instock
|