Mit der radikalsten Neuausrichtung in der Firmengeschichte wird der Beiersdorf-Konzern auf Rendite getrimmt. Langfristig winkt dem Hersteller von Nivea und Tesa dann auch der Aufstieg in den Dax. Wenn eine deutsche Firma den Beinamen Traditionskonzern verdient, dann ist es Beiersdorf. Denn die Ursprünge des Kosmetikproduzenten reichen bis ins Jahr 1882 zurück. Damals meldete Paul C. Beiersdorf ein Verfahren zur Herstellung von medizinischen Pflastern zum Patent an. An der Börse ist die Gesellschaft bereits seit fast 80 Jahren notiert. Heute hat sich Beiersdorf zu einem weltweit tätigen Konzern mit mehr als 16.500 Mitarbeitern entwickelt. Zu den bekanntesten Marken zählen Labello, Eucerin, Hansaplast und Tesa. Bestseller ist jedoch Nivea: Mit etwa 700 Produkten steht die blau-weiße Marke für fast drei Viertel der Konzernerlöse. Die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr verlief glänzend. Den Konzernumsatz steigerte Beiersdorf um 6,2 Prozent auf 2,43 Mrd. Euro. Gleichzeitig kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bereinigt um Sondereffekte um 13,8 Prozent auf 321 Mio. Euro. Die Ebit-Marge sprang von 11,6 auf 12,3 Prozent. Das ist nicht schlecht, doch zu den Branchengrößen fehlt noch ein ganzes Stück: L’Oréal und Procter & Gamble kommen auf Ebit-Renditen um 17 Prozent. Schlankheitskur für den Konzern Um den Abstand zu verkürzen, unterzieht Beiersdorf-Chef Thomas-Bernd Quaas den Konzern einer Schlankheitskur. Im Mittelpunkt steht die Optimierung der gesamten Prozesskette - angefangen beim Einkauf der Rohmaterialien über die Schließung von Produktionsstätten bis hin zur Straffung der Produktpalette. Beiersdorf erhofft sich dadurch Einsparungen von etwa 100 Mio. Euro pro Jahr. Dem steht ein außerordentlicher Aufwand von rund 220 Mio. Euro gegenüber, der von 2006 bis 2008 anfallen wird. Als Zielmarke hat Quaas eine Ebit-Marge von 15 Prozent im Visier. Aus Bewertungssicht hat Beiersdorf die Konkurrenz mittlerweile überholt: Die Aktie notiert mit einem stolzen 2007er-KGV von knapp 24 - ein Aufschlag im Vergleich zu L'Oréal (23,7) und Procter & Gamble (18,1). Dennoch empfehlen 14 von 26 Bankanalysten den Kauf des Papiers. Weitere zehn Banker raten, es zu halten. Der Optimismus liegt wohl darin begründet, dass die Gewinnprognosen und damit auch der Aktienkurs mittelfristig noch Potenzial nach oben haben - vor allem wenn Quaas' Pläne aufgehen. Aufstieg in den Dax ist drin Ganz nebenbei könnte für die Hamburger sogar der Aufstieg in den Dax drin sein. Dafür wäre ein Sprung unter die Top 30 der maßgeblichen Rangliste "Aktienindizes" nötig, gemessen am Börsenwert der frei handelbaren Aktien und der Börsenumsätze. Das erste Kriterium verfehlt Beiersdorf mit Rang 38 noch. Doch würden Anteilsverkäufe der Großaktionäre HGV und Allianz, die gemeinsam 17,85 Prozent an dem Kosmetikkonzern halten, den Streubesitz deutlich vergrößern und das Problem damit lösen. Vor allem HGV dürfte bei den aktuellen Kursen darüber nachdenken, ihren Zehn-Prozent-Anteil abzustoßen. Die Beteiligungsgesellschaft der Stadt Hamburg war vor drei Jahren im Zuge des Eigentümerwechsels bei Beiersdorf zu 43,33 Euro je Aktie eingestiegen und saß wegen des Kurseinbruchs Ende 2004 auf weniger als 25 Euro zwischenzeitlich schon auf hohen Buchverlusten. Beim Thema Handelsumsätze, wo sich Beiersdorf derzeit noch abgeschlagen auf Platz 53 sieht, zeigt sich der Konzern einfallsreich. Der Mitte Juli durchgeführte Aktiensplit im Verhältnis eins zu drei soll der Aktie zu mehr Liquidität verhelfen. Dem Kurs hat das bislang nicht geschadet: Seit dem Split ging es um fast zehn Prozent nach oben.
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