Flut von Börsengängen in Australien
Firmen setzen auf liquide Investoren und gute Stimmung
URS WÄLTERLIN HANDELSBLATT, 4.3.2004 SYDNEY. Australien steht vor einer Flut von Börsengängen. Die zunehmende Liquidität der Investoren, der Optimismus an den globalen Aktienmärkten und die anziehenden Rohstoffpreise sind die treibenden Faktoren. Den Anfang macht der australische Bekleidungshersteller Pacific Brands. Am Montag kündigte das Unternehmen an, es wolle rund 1,3 Mrd. Aus-Dollar (800 Mill. Euro) an der Börse erzielen. Am 14. April sollen die Titel an der Australien Stock Exchange gehandelt werden. Analysten meinten am Montag, Pacific Brands dürfte kaum Probleme haben, das gewünschte Ziel zu erreichen.
Ein Grund für den Optimismus: Aktienrückkäufe durch eine Reihe von Unternehmen, sowie gute Dividenden haben unter Investoren zu hoher Liquidität geführt. Laut Macquarie Bank haben australische Firmen in 2003 für insgesamt 4,54 Mrd. Aus-Dollar ihre eigenen Aktien zurückgekauft. Im laufenden Jahr wurden bereits Rückkäufe von 680 Mill. Aus-Dollar getätigt. Mehrere große Firmen, darunter Commonwealth Bank, Insurance Australia Group (IAG) und Mayne Group, haben bekannt gegeben, überschüssiges Kapital in Rückkäufe investieren zu wollen.
Eine wichtige Rolle spielen auch die anhaltend guten Gewinne vieler australischer Unternehmen. Ganze 23 Mrd. Aus-Dollar Dividenden wurden 2003 ausbezahlt. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die meisten Analysten großes Interesse für die 17 in kürze geplanten Emissionen prognostizieren, obwohl sich die Aktienkurse eher verhalten entwickelten. Im vergangenen Jahr stieg der Leitindex ASX um 11,2 %, seit Jahresanfang nochmals um 2,8 %. Erfüllen sich die Hoffnungen der Unternehmen, werden insgesamt 8,4 Mrd. Aus-Dollar in die Ausgabe neuer Aktien fließen. Zweitgrößtes Neuprojekt ist der IPO von Zinifex, Nachfolgerin des bankrott gegangenen Rohstoffkonzerns Pasminco. Mit 50 Mill. Aus-Dollar am unteren Ende der Skala liegt die Biotechfirma Proteome Systems.
Rohstoffunternehmen könnten von der Welle von IPO s besonders profitieren. Steigende Rohstoffpreise und die Wahrscheinlichkeit, dass die globale Konjunktur anziehen werden, dürften das Interesse der Investoren wecken. "Es gibt einige interessante Explorationsfirmen", meint Brian Eley, Portefeuille-Manager von Eley Griffiths. Explorationsfelder, die über längere Zeit wegen niedrigerer Rohstoffpreise unattraktiv waren, erfreuen sich wachsenden Interesses. "In ruhigen Zeiten kaufen Firmen stillschweigend günstig Rohstoffpachten, und wenn dann die guten Zeiten beginnen, klingelt die Kasse".
Im vergangenen Jahr bescherten die 21 an der australischen Börse neu gehandelten Firmen den Anlegern eine Kapitalrendite von durchschnittlich 49 %, wie eine Umfrage der Wirtschaftszeitung Australian Financial Revue ergab. Die Firma Tritton Resources war der herausragende Titel. Das Unternehmen ging im Dezember mit 40 Cents pro Aktie an die Börse. Jetzt liegt der Titel bei knapp unter 94 Cents. Das Beispiel zeigt deutlich den Optimismus des Marktes: Tritton produziert noch nicht, sondern befindet sich erst im Explorationsstadium für den Bau einer Kupfermine.
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