Wenn die FTD Recht behält, sollte es mit der Schifffahrt demnächst bergauf gehen.
FTD-Dossier 10.8.06 Seehäfen locken mit starkem Wachstum von Olaf Preuss (Bremen)
Die Logistikunternehmen in den deutschen Seehäfen rechnen für die kommenden Jahre mit einem anhaltend starken Wachstum der Häfen an der Nordsee wie auch an der Ostsee. Deutschland werde vor allem vom Wirtschaftswachstum in Russland profitieren.
"Die Fährhäfen an der Ostsee haben nach meiner Ansicht eine große Zukunft vor sich. Sie werden ein entscheidender Faktor sein, wenn sich die Wirtschaftskraft Russlands in den kommenden Jahren weiter entfaltet", sagte Detthold Aden, Vorstandsvorsitzender des Bremer Logistikkonzerns BLG Logistics Group, der FTD. "Das Straßen- und das Schienensystem nach Russland zeigen deutliche Engpässe, sie werden nicht so schnell ausgebaut werden können, wie die Wirtschaft dort anzieht," sagte Aden weiter.
Aden, zugleich Präsident des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), sieht auch die Nordseehäfen Bremen und Bremerhaven, Hamburg sowie künftig den neuen Jade Weser Port in Wilhelmshaven in einer starken Position. Deren Hauptkonkurrenten sind Europas größter Seehafen Rotterdam in den Niederlanden und Antwerpen in Belgien. "Die deutschen Häfen werden ihre Marktanteile halten, weil sie alle stark wachsen", sagte Aden. "Wir müssen nicht überlegen, wie wir Rotterdam Marktanteile abjagen."
Geografische Schlüsselposition
Der Seegüterumschlag in den deutschen Häfen wuchs im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr um gut sechs Prozent auf rund 72 Millionen Tonnen, so die jüngsten Zahlen des Branchenverbandes ZDS. Die deutschen Häfen und die Logistikunternehmen profitieren davon, dass Deutschland eine geografische Schlüsselposition im wachsenden Welthandel einnimmt.
[Wieso machte TUI dann in diesem Umfeld Verluste? - A.L.]
Den Hafenstädten nutzt dieser Trend bei der Privatisierung von Hafenlogistik-Unternehmen, die in Deutschland bislang überwiegend noch der öffentlichen Hand gehören. Privatisierungen städtischer Gesellschaften planen derzeit Hamburg und Lübeck. Die Städte wollen so die Kapitalausstattung der Unternehmen für Investitionen verbessern und die eigenen Haushalte entlasten.
Hamburg will einen Minderheitsanteil am Containerterminal-Betreiber HHLA verkaufen. Der Versuch der Deutschen Bahn, eine Mehrheit bei der HHLA zu übernehmen, scheiterte allerdings Ende 2005. Die Bundesregierung untersagte dem Staatskonzern, im Gegenzug die Bahnzentrale von Berlin nach Hamburg zu verlegen, wie von Hamburg erhofft. Der Hamburger Senat sucht nun in einem längeren Verfahren nach möglichen Investoren für die HHLA.
Wachsendes Selbstbewusstsein
Ähnlich verfährt die Hansestadt Lübeck. Bis zum Herbst 2007 soll über eine mehrheitliche Privatisierung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) entschieden werden. Aus der Branche heißt es, die Deutsche Bahn sei auch an einem Einstieg in Lübeck interessiert, dem größten deutschen Ostseehafen. Auch die HHLA wurde genannt, die in Lübeck bereits einen Containerterminal und einen Transitservice auf der Schiene von Hamburg nach Lübeck betreibt. Die Unternehmen kommentieren die Spekulationen nicht.
Wachsendes Selbstbewusstsein bei der Suche nach Investoren zeigen Äußerungen des Hamburger Wirtschaftssenators Gunnar Uldall. Im Jahr 2009 will Hamburg den Betrieb eines neuen Containerterminals im größten deutschen Seehafen ausschreiben. Der FTD sagte Uldall kürzlich, dabei werde die Stadt von den Bewerbern deutlich mehr Engagement bei der Finanzierung der Infrastruktur im Hafen erwarten als bislang üblich. Für die Bereitstellung der Infrastruktur, etwa Flächen und Kaimauern, sind grundsätzlich die Städte zuständig. "Das wäre ein Paradigmenwechsel", sagte Branchenexperte Aden. "Bislang waren die Betreiber von Hafenanlagen oder Terminals nicht daran interessiert, in die Infrastruktur zu investieren."
Neue Chancen für Investoren
Die geplanten Privatisierungen eröffnen auch ausländischen Investoren neue Chancen, in Deutschland einzusteigen. International agierende Hafenbetreiber wie Hutchison aus Hongkong, PSA aus Singapur oder Dubai Ports aus den Vereinigten Arabischen Emiraten haben sich in den vergangenen Jahren auch in europäische Häfen eingekauft. Hutchison und PSA betreiben Containerterminals in Rotterdam, Antwerpen und Zeebrugge, Dubai Ports übernahm den britischen Hafenbetreiber P&O. "Diese Unternehmen wollen sich weltweit künftig weitere Kapazitäten im Containerumschlag sichern", sagte Aden.
In Deutschland kamen sie bislang allerdings noch nicht zum Zuge. Den Zuschlag für den Betrieb des Containerterminals am neuen Tiefwasserhafen Wilhelmshaven sicherten sich nach einer Ausschreibung Eurogate, ein Tochterunternehmen von BLG Logistics, und der dänische Schifffahrtskonzern Maersk.
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