Mit 1,31 Euro haben wir bei Alstom wieder den Tiefstkurs vom letzten Dezember erreicht. Das heißt: Jeder, der danach gekauft hat, sitzt jetzt auf Verlusten.
Die Ursache für den neuerlichen Kurssturz sind weniger bei Alstom selbst zu suchen als in der Turnaround-Euphorie, die sich um die Aktie breit gemacht hat. Zuviele Zocker hoffen auf das schnelle Geld.
Dies ruft Hedge-Fonds auf den Plan, die bisherige Halter durch "Leerverkäufe" (Short-Selling) in die Knie zwingen wollen: Wer im Februar 2004 für 2,50 Euro noch eingestiegen ist, hat in nur sechs Wochen fast die Hälfte seines Geldes verloren. Je weiter die Hedge-Fonds den Kurs nun nach unten treiben (und dadurch Stop-Loss-Order auslösen, die den Absturz beschleunigen), desto mehr Zocker werden zu "Lemmingen" (siehe hier das kürzlich veröffentlichte Posting: "Ich steig wieder auf das Sparbuch um"). Die meisten Lemminge kapitulieren erfahrungsgemäß am absoluten Tiefpunkt.
Die einzige Waffe gegen die Shortseller ist, hartgesotten zu bleiben. Denn jeder Leerverkäufer muss sich irgendwann wieder eindecken, indem er (zuvor geliehene) Aktien zurückkauft. Tut er das nicht, kann er bei einer Verdreifachung des Kurses dreimal soviel Geld verlieren, wie er eingesetzt hat. Die Verluste für Shortseller sind höher als ihr Einsatz und könnten theoretisch ungegrenzt hoch werden.
Wir haben also mit den Hedgefonds eine ganze Reihe höchstmotivierter potenzieller Käufer. Sie werden - und müssen - bei der nächsten guten Nachricht wieder einsteigen, z. B. bei der Bewilligung der EU-Zuschüsse, besser als erwartete Jahreszahlen für 2003, einer Fusion mit Areva, dem TGV-Deal mit China. Dann wird der Kurs wieder genauso sprunghaft nach oben schießen wie im Januar.
Tatsache ist, dass sich die Short-Interest-Quote seit dem Dezembertief drastisch erhöht hat. (siehe
www.nasdaq.com - Short Interest - Symbol: ALS). Sie ist ein Maß dafür, wie viele Shortverkäufer - ebenso euphorisch bzw. gierig - auf das schnelle Geld nach unten setzen. Je höher diese Quote ist, desto explosiver steigen die Kurse bei fundamental guten Nachrichten!
Wer jetzt verkauft, wird sich in den Arsch beißen.
Die Devise bei Turnaround-Spekulationen - für die Alstom eine so schnell nicht wieder kommende Chance bietet - lautet daher: Hartgesotten bleiben, nicht als Lemming vor Shortsellern kapitulieren. Und vor allem: Geduld haben. Jetzt ist eine gute Zeit, die von Altmeister Kostolany empfohlene Baldrian-Pille zu schlucken und sich ein paar Jahre schlafen zu legen.