CDU-Politikerin Vera Lengsfeld sorgt mit einem offenherzigen Plakat von sich und der Kanzlerin für Gesprächsstoff – doch die Gegenkandidatin von der Linkspartei zieht nach. So viel Inhalt war nie zuvor im Wahlkampf. Doch wenn der Gegner Christian Ströbele heißt und der Wahlkreis sich aus Ostberliner Links- und West-Berliner Multi-Kulti-Milieus zusammensetzt, muss sich eine chancenlose Christdemokratin schon was einfallen lassen, um wenigstens Aufmerksamkeit zu erregen. „CDU – Wir haben mehr zu bieten“, plakatiert Vera Lengsfeld zwischen dem Szenekiez Bergmannstraße und der berühmten Karl-Marx-Allee. Sie tritt zwar ohne Chancen im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg an, aber mehr zu bieten hat sie tatsächlich. Zumindest mehr als ihre männlichen Kollegen Ströbele von den Grünen, Björn Böhning von der SPD und Markus Löhning, Landeschef der FDP. Tiefe Einblicke Das zeigt die 56 Jahre alte ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin ganz selbstbewusst. Auf ihrem Plakat zur Bundestagswahl trägt sie ein Abendkleid und gewährt einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté. Und holt sich gleich noch prominente Unterstützung an ihre Seite: Abgedruckt auf dem Bild ist nämlich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, auf dem die Kanzlerin ebenfalls einen überraschenden Ausblick auf das, was sie außerhalb der Politik zu bieten hat, zulässt. Dabei handelt es sich um ein Foto, das im vergangenen Jahr bei einer Opernaufführung in Oslo gemacht wurde, um die Welt ging und durchaus zu Merkels globalem Ansehen beitrug. „Deutschland brüstet sich mit Angela Merkel“ titelte daraufhin ein Berliner Boulevardblatt nicht ohne nationalen Stolz.
Nun hängen die beiden christdemokratischen Politikerinnen an vielen Ecken in Friedrichshain und Kreuzberg. Oder auch nicht: „Normalerweise werden CDU-Plakate gerade in linkeren Stadtvierteln zerstört oder verunstaltet. Meins wird massenhaft gestohlen“, so Lengsfeld. Durchaus ein Grund zur Freude, findet sie. „Das zeigt, dass ich wohl was richtig gemacht habe“. Andere würden dafür sogar Geld ausgeben und haben schon bis zu 200 Euro für ein Exemplar geboten – das wäre immerhin ein willkommener Geldregen für die sehr klamme CDU vor Ort. Andere Kreisverbände der Partei haben bereits angefragt, ob sie wenigstens ein Exemplar bekommen könnten, um es in ihrer Geschäftsstelle aufzuhängen. Die Waffen der Frauen Auch viele Friedrichshainer und Kreuzberger fühlen sich durch die Einblicke ganz offensichtlich angeregt. Bis Dienstagmittag klickten mehr als 20 000 Menschen die Wahlkampfseite Lengsfelds im Internet an. Die Kommentare seien überwiegend positiv, manch linker Mann habe aber so seine Probleme, mit dem, was ihm da vor Augen gehalten wird. „Erstaunlich, wie prüde linke Männer immer noch sind. Hey Jungs, entspannt euch. Wo ist eure sexuelle Befreiuung geblieben?“, fragt die CDU-Frau.
Weibliche Solidarität erfuhr Lengsfeld dagegen von ihrer Mitbewerberin von der Linken, Halina Wawzyniak, die der als hoffnungslos spießig verrufenen Berliner CDU nicht soviel Offenherzigkeit zugetraut hätte. Die 34-Jährige hält dagegen – mit einem Foto ihres jeansbekleideten Hinterteils, das teilverdeckt ist durch die Aufschrift „Halina Wawzyniak direkt“. Das T-Shirt darüber ist betont leger ein Stück hochgezogen, so dass man auf dem Rücken das eintätowierte Wort „Sozialismus“ lesen kann. Klar, dass der 70 Jahre alte Grünen-Mann Ströbele, der als einziger Grüner bundesweit bisher einen Wahlkreis direkt gewonnen hat, vor den Waffen der Frauen zittern muss. Den Vorwurf des Sexismus kann Lengsfeld nicht nachvollziehen: „Was soll denn an zwei Frauen im Abendkleid bitte schön sexistisch sein? Das sagt doch eher etwas über die Gedanken derjenigen aus, die den Vorwurf erheben.“ CDU-Landeschef Frank Henkel war nicht eingeweiht, hat aber offenbar keine Einwände. Die Idee habe doch eine 200 000 Euro teure Werbeaktion eingespart, lobte er intern. Auch das Kanzleramt wusste von nichts, die verantwortlichen Wahlkämpfer sollen aber nicht nur amüsiert sein. http://www.focus.de/politik/deutschland/...der-frauen_aid_425216.html
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