Im Internet gehört der Begriff Freenet seit längerem zum Fachjargon. Börseninteressierte verbinden den Internet-Dienstleister meist mit dem Neuen Markt. Nach dessen Ende feiert die Aktie nun klammheimlich ein Comeback.
Freenet-Aktionäre wurden in den vergangenen Jahren einer harten Prüfung unterzogen. Notierten ihre Anteile im Frühjahr 2000 noch bei 250 Euro, pulverisierte sich der Kurs binnen weniger Jahre. Im Oktober 2002 kam eine Freenet-Aktie zeitweise nur noch auf den Wert einer Schachtel Zigaretten. Der Neue Markt war mittlerweile in der Bedeutungslosigkeit versunken und im Frühjahr 2003 gänzlich abgeschafft worden. Freenet erwachte hingegen - auch ohne einen Platz im TecDax - zu neuem Leben. Binnen weniger Wochen vervielfachte sich der Kurs auf mehr als 20 Euro.
Was war passiert? Freenet wies erstmals einen positiven Jahresabschluss aus und überraschte mit der Ankündigung, das Festnetz der eigenen Mutter Mobilcom übernehmen zu wollen. Mobilcom ist an Freenet mit 76 Prozent beteiligt, will das Aktienpaket aber auf mittlere Sicht versilbern. Die Aktien sind allerdings als Sicherheit für einen 140 Millionen Euro-Kredit von Mobilvom hinterlegt worden. Am Ende würden somit die Banken über einen Verkauf entscheiden, sagte Mobilcom-Chef Thorsten Grenz der "Welt am Sonntag".
Freenet war mit einem Anteil von 85 Prozent der größte Kunde der Mobilcom-Festnetzsparte. Das Netz wechselte tatsächlich Mitte April für 35 Millionen Euro (zahlbar in mehreren Raten in den Jahren 2003 und 2004) den Besitzer. Weitere 25 Millionen Euro will Freenet in den Ausbau stecken. Dies dürfte auf mittlere Sicht sowohl Umsatz als auch Gewinn in neue Dimensionen katapultieren. Zunächst gilt es jedoch, diese Kosten zu verdauen und die neuen Bereiche zu integrieren. Eine Kapitalerhöhung müssen Aktionäre indes nicht fürchten, denn Ende März fanden sich stattliche 71,6 Millionen Euro in der Freenet-Kasse. In den ersten drei Monaten des Jahres 2003 wuchs die Barschaft um weitere 7 Millionen Euro.
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