Meine Meinung: nein/nur kurzfristige Reaktion.
30.10.2003 - 17:16 Uhr US-Wirtschaft mit höchstem Wachstum seit knapp zwei Jahrzehnten Washington (vwd) - Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal so rasant gewachsen, wie schon seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Das Handelsministerium meldete am Donnerstag für die Monate Juli bis September eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von annualisiert 7,2 Prozent. Damit wurde der höchste Anstieg seit dem 1. Quartal 1984 verzeichnet, als das BIP um neun Prozent gestiegen war. Ökonomen zeigten sich überrascht, dass Ihre ohnehin außergewöhnlich hohe Prognose von 6,2 Prozent so deutlich übertroffen wurde. Zugleich betonten sie aber auch, dass in den kommenden Quartalen nicht mit einer vergleichbaren Wachstumsdynamik zu rechnen ist.
Im zweiten Quartal war das US-BIP um 3,3 Prozent gewachsen, nachdem für das erste Quartal ein Anstieg von 1,4 Prozent verzeichnet worden war. Für den PCE-Deflator wurde ein Anstieg von 2,4 Prozent ausgewiesen nach zuletzt plus 0,8 Prozent. Sowohl die Ausgaben der Verbraucher wie auch jene der US-Unternehmen zogen merklich an. Die privaten Konsumausgaben erhöhten sich im dritten Quartal um 6,6 Prozent und stiegenn damit so stark wie schon seit dem ersten Quartal 1988 nicht mehr. Ökonomen hatten allerdings mit dem spürbaren Anstieg gerechnet, da im Drittquartal die Steuererleichterungen der US-Regierung wirksam wurden.
Im zweiten Quartal hatten die Konsumausgaben um 3,8 Prozent zugelegt. Der private Konsum macht in den USA etwa zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Die Ausgaben für langlebige Güter - inklusive der Ausgaben für Automobile - kletterten um 26,9 Prozent nach 24,3 Prozent im Vorquartal. Die Ausgaben für nicht-langlebige Güter erhöhten sich dem Ministerium zufolge 7,9 Prozent, nachdem sie im zweiten Quartal um 1,4 Prozent gestiegen waren. Die Ausrüstungsinvestitionen zeigten die höchste Dynamik seit dem ersten Quartal 2000 und wuchsen um 11,1 Prozent. Im Zweitquartal war bereits ein Plus von 7,1 Prozent gemeldet worden.
Die US-Unternehmen verringerten gegenüber dem Zweitquartal auch ihre Lager im dritten Quartal in einem weitaus größeren Ausmaß. Die Lagerbestände gingen um 35,8 Mrd USD zurück, zuvor hatte der Rückgang 17,6 Mrd USD betragen. Durch den Lagerabbau ergab sich zwischen Juli und September ein negativer Wachstumsbeitrag von 0,67 Prozentpunkt. Die Exporte erhöhten sich vor dem Hintergrund der Dollar-Abwertung um 9,3 (zweites Quartal: minus 1,0) Prozent, die Einfuhren blieben nahezu unverändert und verzeichneten ein Plus von 0,1 (8,8) Prozent. Die Staatsausgaben stiegen nur noch um 1,4 Prozent, nachdem sie im Vorquartal noch um 25,5 Prozent geklettert waren.
Die unerwartet gut ausgefallenen Zahlen ließen den DAX zeitweise um mehr als 50 Punkte steigen. "Diese Zahlen sind hammerhart", fasste ein Händler seinen ersten Eindruck zusammen. Die Prognosen seien ohnehin sehr hoch gewesen; niemand habe damit gerechnet, dass diese noch so deutlich übertroffen werden könnten. Offenbar habe sich das Konsumentenverhalten sehr positiv entwickelt. Auch die unerwartet gut ausgefallenen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe stützten die Sicht der Fed, die eine Stabilisierung am Arbeitsmarkt ausmacht. Gerade die Angst vor einem "jobless growth" habe zuletzt die gute Stimmung an den Börsen etwas belastet.
Das Gros der Ökonomen bleibt allerdings vorsichtig. Sie verweisen darauf, dass das Wachstum im Drittquartal vor allem von den vorangegangenen fiskalischen Impulsen getrieben war und rechnen mit einer deutlichen Wachstumsabschwächung in den beiden kommenden Quartalen. In der letzten Umfrage von "Blue Chip Economic Indicators" ergab sich im Konsens eine Wachstumserwartung von 3,7 Prozent für das vierte Quartal wie auch das erste Quartal 2004. Unklar sei nicht nur, ob die Wende am Arbeitsmarkt bereits eingetreten sei, sondern auch, ob die durch die Steuererleichterungen ausgelöste Wachstumsdynamik dauerhaft auf die Binnennachfrage übergreife. vwd/DJ/.
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