Der US-Transportriese YRC Worldwide hat gute Chancen, sich aus eigener Kraft von der Insolvenzgefahr zu befreien. Wie die Firma vergangenen Montag bekannt gab, erwartet man im abgelaufenen zweiten Quartal 2010 einen Gewinn auf EBITDA-Basis von bis zu 45 Millionen US-Dollar. Im ersten Quartal musste noch ein Verlust von 53 Millionen US-Dollar verzeichnet werden. Obwohl der Aktienkurs – wohl insbesondere durch enorme Short-Interessen – zuletzt etwas anderes auszudrücken schien, stehen die Zeichen bei YRC mittlerweile auf Grün. Der Cash Flow im Zeitraum April bis Juni war erfreulich positiv und der allgemeine Konjunkturaufschwung dürfte sich auf das Transportgeschäft besonders positiv auswirken. Zudem verbuchen Unternehmen dieser Branche traditionell im aktuell laufenden dritten Quartal die stärksten Ergebnisse.
Der kürzlich verkündete Verkauf der Logistics-Sparte spült weitere signifikante Liquidität in die Kassen von YRC. Frisches Geld braucht das Unternehmen jedoch auch dringend, um sich tatsächlich nachhaltig zu sanieren und sich konkurrenzfähig aufzustellen beziehungsweise Marktanteile zu behaupten oder gar hinzuzugewinnen. Erst kürzlich wurde man dazu verdonnert, 21,6 Millionen US-Dollar an Gläubiger zu zahlen, die sich Ende letzten Jahres nicht an einem Debt-Equity-Swap beteiligen wollten. Genau dieser sicherte allerdings zumindest kurzfristig das Überleben des Konzerns.
Klar ist: Hinter YRC steht Substanz. 2008 zeichnete der Konzern noch für knapp 9 Milliarden US-Dollar Umsatz verantwortlich, an der Börse hat YRC momentan nur noch einen Wert von etwa 240 Millionen US-Dollar. Die immer noch im Nasdaq notierte Aktie ist mehr als ein Zock. Sollte die Entwicklung so voranschreiten wie vom Management erhofft und wie es die Ergebnisse des 2. Quartals vermuten lassen, ist eine Sanierung aus eigenen Mitteln gut vorstellbar. Eine Vervielfachung des Aktienkurses von derzeit etwa 0,23 US-Dollar auf rund 1 US-Dollar innerhalb der nächsten Monate halten wir unabhängig von Short-Squeeze-Szenarien und eines möglichen Reverse-Splits für keineswegs ausgeschlossen – schließlich notierte die Aktie bereits zum Jahresbeginn auf fast diesem Niveau. Damals waren die Aussichten eher schlechter als heute.
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