Freude über Ausblick von Delivery Hero währt nur kurz Ein überraschend guter Gewinnausblick von Delivery Hero hat den zuletzt arg gebeutelten Aktien am Montag nur kurz Auftrieb verliehen. Der Kurs drehte im Handelsverlauf rasch ins Minus. Im Fokus blieben die Bilanzrisiken des Konzerns, erklärte Analyst Jo Barnet-Lamb von der Schweizer Großbank UBS.
Nach einem Anstieg um bis zu gut elf Prozent notierten die Papiere zuletzt mit 16,44 Euro 1,3 Prozent im Minus. Zwischenzeitlich markierten sie erneut ein Rekordtief bei 16,13 Euro.
Geschlossen hatten die Papiere vor dem Wochenende letztendlich mit einem Minus von fast 23 Prozent auf 16,65 Euro. Auslöser des Kursrutsches war ein Bericht der "Business Times" aus Singapur, demnach ein Deal zum Verkauf von Teilen des Foodpanda-Geschäfts in Südostasien an die Grab Holdings wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen gescheitert sei. Von Delivery Hero hieß es zwar, die Gerüchte seien falsch. Das half dem Kurs am Ende aber wenig, denn es herrscht nun Unsicherheit, wann der Konzern Geld aus dem erhofften Verkauf erhält.
Mit einem Verkauf würden sich die Finanzen des Unternehmens deutlich verbessern; und die Aktien würden für viele Investoren wieder eher ein Thema werden, hatte Analyst Giles Thorne vom Investmenthaus Jefferies erklärt. Ein Platzen des Verkaufs wäre daher eine große Enttäuschung.
Zum Wochenstart rückten nun zunächst aktuelle Geschäftszahlen in den Fokus. Das Management des MDax-Konzerns stellt für 2024 einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 725 bis 775 Millionen Euro in Aussicht. Das ist mehr als von Analysten im Durchschnitt erwartet. Auch der Segmentumsatz 2023 übertraf die Konsensschätzung.
Analyst William Woods von Bernstein Research hob zudem positiv hervor, dass Delivery Hero im zweiten Halbjahr 2023 die Gewinnschwelle beim freien Mittelfluss (Free Cashflow) erreichte. Für 2024 peilt das Unternehmen einen positiven freien Mittelzufluss an. Zudem soll der Bruttowarenwert gegenüber dem Vorjahr um 7 bis 9 Prozent zulegen, was laut Woods "ein starker Ausblick" ist.
Auch UBS-Analyst Barnet-Lamb äußerte sich positiv zum Konzernausblick, wenngleich dieser in seinen Augen nicht sonderlich überrasche. Gleichwohl erinnere er daran, dass der Übergang von Delivery Hero zu profitablem Wachstum wie geplant voranschreite.
Allerdings erscheint eine überdurchschnittliche Kursentwicklung laut Barnet-Lamb unwahrscheinlich, bis die Sorgen hinsichtlich der Bilanz, also der Finanzkraft des Unternehmens, vom Tisch sind. Der Kurs ist denn auch schon länger auf Talfahrt. 2017 war das Unternehmen zum Ausgabepreis von 25,50 Euro je Papier an die Börse gegangen. Während der Corona-Pandemie ging es dann bis Anfang 2021 auf ein Rekordhoch von gut 145 Euro nach oben. Menschen konnten kaum in Restaurants essen und bestellten viel bei Lieferdiensten. Delivery Hero war damals an der Börse 39,5 Milliarden Euro wert und das Papier war vorübergehend sogar im Dax.
Vor allem ab Ende 2021 ging es dann aber deutlich nach unten mit dem Aktienkurs. 2022 brach dieser um 54 Prozent ein, 2023 um gut 44 Prozent. Aktuell liegt Marktwert nur noch bei etwa 4,5 Milliarden Euro.
Quelle: dpa-AFX
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