Warum fordert er die Unterwerfung seiner Geschöpfe? Welche Verwegenheit und Verblendung sind es auf Seiten des Menschen, Gott diese Unterwerfung zu verweigern?
Gott fordert auf der 1. Gesetzestafel, auf der die drei Gebote stehen, die IHN selbst betreffen, die höchste Gottesverehrung in Geist und Wahrheit, in Worten und Werken. Auf der 2. Gesetzestafel, auf der die sieben Gebote unserer Pflichten gegen den Nächsten eingeschlagen sind, verbietet er jegliches Unrecht an der Person, am Eigentum und an der Ehre des Nächsten.
Was ist gerechter, was vernünftiger, als dem Herrn und Schöpfer der Welt die schuldige Ehre und den Nebenmenschen jene Liebe zu erweisen, die wir selbst von andern zu erfahren wünschen! Die 10 Gebote sind eigentlich etwas Selbstverständliches für den Menschen. Sie sind Seinsgebote. Sie wurden auf Sinai in Tafeln geschlagen, damit wir sie vor Augen hätten. In Wirklichkeit sind sie schon tief in unser Herz geschrieben. Ohne Gottesverehrung und Achtung vor den Rechten der Mitmenschen ist ja eine menschliche Gemeinschaft ganz unmöglich. Mein Gott, wie beschämt es mich, dass ich Deinen Geboten so oft untreu gewesen bin. Ich musste ja gleichsam die Fäuste vor meine Augen halten, um Deine Gebote nicht zu erkennen, und mein Herz verleugnen, um sie zu verletzen. Ich war freiwillig blind, sonst hätte ich sie erkannt. Ich war undankbar, entartet, sonst hätte ich sie befolgt. Sie gehören ja zu unserer Natur wie das Blut zu unserm Leben. Welch herrliche Ordnung herrscht in einem Herzen, das Dir unterworfen ist! Welche Unordnung dagegen stiftet der Ungehorsam! Ihm folgt ein Durcheinander schaudernder Verbrechen.
Wenn mich bisher Deine Barmherzigkeit, o Herr vor solchen Verirrungen bewahrt hat, so macht diese Güte meinen Undank gegen Dich auch in kleineren Dingen um so sträflicher. Vater im Himmel, Du kennst die eitlen Götzen, die ich neben Deiner heiligen Majestät verehre. Habe ich Dir nicht am Fusse Deiner Altäre hochheilige Treue geschworen? Wie schlecht habe ich sie gehalten! Immer wieder muss ich mich bei rein weltlichen Beschäftigungen ertappen. Wie gering ist meine Hochachtung vor Deinen Priestern. Sie sind doch wie Moses am Berge Sinai deine Stellvertreter auf Erden. Wie frivol habe ich mich oft dem heiligen Berge der Sakramente genaht, auf dem Du uns das grosse Gebot der Liebe unter Donnerschlägen und dem Bersten der Felsen gegeben hast. Ich war eitel, statt Dich zu ehren, ich kränkte meinen Nächsten, statt Dich in ihm zu lieben. Oft und oft gab ich Deinem Gesetz eine falsche Deutung, um die Unordnung meines Herzens zu beschönigen.
In diesem Abgrund der Bosheit befinde ich mich. Hilf mir, o Herr, dass ich herauskomme. Erbarme Dich meiner, o GOTT, nach Deiner grossen Barmherzigkeit, und nach d er Menge Deiner Erbarmungen tilge meine Missetat (Ps 50, 1f).
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