Spanien Immobilienkrise bedroht Banken
22.11.2011 · Der ungezügelte Immobilienboom vor einigen Jahren fordert weiter Opfer. Spaniens Sparkassen und Regionalbanken werden zum Staatsrisiko Von Markus Frühauf
Banco de Valencia: Spaniens neueste Staatsbank
Anfang der Woche hat der spanische Staat eine weitere Bank vor dem Zusammenbruch gerettet. Die an der Mittelmeerküste tätige Banco de Valencia wurde unter Kuratel des staatlichen Bankenrettungsfonds Frob gestellt. Die durch faule Immobilienkredite in eine Schieflage geratene Bank erhält eine Kapitalspritze von einer Milliarde Euro und eine Kreditlinie der Notenbank von 2 Milliarden Euro.
Dass der spanische Staat Kreditinstitute auffangen muss, ist inzwischen fast schon Routine. Bislang waren davon nur die auf dem Immobilienmarkt stark engagierten Sparkassen (Cajas) betroffen. Im vergangenen Jahr wurde die Caja Sur unter staatliche Verwaltung genommen. Im Juli folgte dann die Caja de Ahorros del Mediterraneo (CAM), die eine Kapitalspritze von 2,8 Milliarden Euro erhielt. Im Oktober wurden dann die Sparkassen Novacaixagalicia, Catalunyacaixa und Unnim verstaatlicht. Der Frob musste frisches Kapital über 4,8 Milliarden Euro bereitstellen.
Berge unverkäuflicher Immobilien
Eine Million leere und unverkäufliche Immobilien hinterlassen ihre Spuren in den Bankbilanzen. Der in Madrid ansässige Risikoberater MaC Group schlug kürzlich Alarm. Die spanischen Banken säßen derzeit auf unverkäuflichen Immobilien über 30 Milliarden Euro, sagte MaC-Partner Pablo Cantos der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Diese Immobilien sind als Sicherheiten aus geplatzten Immobilienkrediten in den Besitz der Institute übergegangen. Ob sich die Lage am Immobilienmarkt in absehbarer Zeit bessert, muss angesichts einer Arbeitslosenquote von mehr als 20 Prozent bezweifelt werden. Die spanischen Banken sitzen auf Immobilienkrediten von 308 Milliarden Euro, von denen nach Schätzung der Notenbank rund die Hälfte ausfallgefährdet ist.
Privatbanken noch am besten
Zumindest gelten die Großbanken Santander und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) als stark genug, um mit den Schwierigkeiten am heimischen Markt fertig zu werden. Doch der Vertrauensentzug der Investoren gegenüber spanischen Staatsanleihen belastet auch sie. Santander hält 24 Milliarden Euro an spanischen Staatsanleihen und BBVA 33 Milliarden Euro.
Entsprechend hoch ist der Kapitalbedarf, der in den ersten Blitz-Stresstests der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) ermittelt wurde. Für die spanischen Banken wurde insgesamt ein Kapitalbedarf von 26 Milliarden Euro festgestellt. Davon entfallen auf die BBVA 7,1 Milliarden Euro. Santander hätte 15 Milliarden Euro benötigt. Allerdings waren in diesem Kapitalbedarf noch nicht die schon plazierten Wandelanleihen über 8,5 Milliarden Euro berücksichtigt. Gleichwohl dürfte der endgültige Kapitalbedarf, den die EBA in diesem Monat veröffentlichen will, auch für Spaniens Banken noch steigen.
Es stellt sich die Frage, wie lange die beiden Flaggschiffe der spanischen Bankenbranche, Santander und BBVA, die Immobilien- und Staatsschuldenkrise noch abfedern können. Denn an den Anleihemärkten sind sie mit höheren Risikoaufschlägen konfrontiert.
Die Ratingagentur Standard & Poor's schätzt die weiteren Perspektiven für Santander und BBVA als negativ ein, weil die Verlusttragfähigkeit gesunken sei. Darauf deutet auch die jüngste Schätzung der Citigroup: Unternehmen haben im dritten Quartal ihre Einlagen bei Santander um 10 Prozent und bei BBVA um 11 Prozent reduziert.
Quelle: F.A.Z.
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