Vertragsmodalitäten stehen auf dem Prüfstand
Technologisch ist Silicon Sensor gut aufgestellt. Wenn es nun noch gelingt, mit den Kunden feste Abnahmemengen zu vereinbaren, erscheint eine Rückkehr in die Gewinnzone ab 2010 realistisch.
Als einer der weltweit führenden Hersteller von optischen Präzisionssensoren verfügt die Silicon Sensor International AG über ein großes Leistungsspektrum. Die breite Kundenbasis, die sich auf Telekommunikation, Automobil-, Medizin- und Umwelttechnik sowie Werkzeugmaschinenbau und Industrieroboter erstreckt, sollte vom Grundsatz her die Nachfragerisiken abfedern können. Die Schwäche in der Industrie könnte durch die positive Entwicklung in anderen Branchen ausgeglichen werden - soweit die Theorie. Durch die aktuelle Krise wurde diese an sich plausible Strategie jedoch obsolet.
Bisher keine festen Abnahmemengen
Zusätzlich offenbart das momentane Wirtschaftsumfeld Schwächen des Geschäftsmodells. Bislang beinhalten die Rahmenverträge Abnahmemengen bis zum Vertragsende, mit einer Laufzeit von in der Regel drei bis fünf Jahren. Während der Vertragslaufzeit sind jedoch bislang keine Abnahmezeitpunkte fest vorge- schrieben. Dies erweist sich nun als sehr nachteilig, denn die Kunden verlagern ihre Bezugszeitpunkte soweit wie möglich in die Zukunft.
Harte Verhandlungen stehen wohl ins Haus
Über kurz oder lang sollten die Kontraktmodalitäten angepasst werden, die dann verpflichtende Abnahmezeitpunkte während der Vertragslaufzeit festlegen müssten. Dadurch könnte das Risiko des Geschäftsmodells reduziert werden. Silicon Sensor ist als einem führenden Technologieanbieter genügend Verhandlungsmacht zuzutrauen, um diese Vertragsgestaltungen in Zukunft gegenüber den Kunden durchzusetzen.
Verlust im Jahr 2009 zu erwarten
In H1 2009 musste Silicon Sensor International einen Umsatzrückgang von 36 % auf 13.1 (20.6) Mio. Euro verbuchen. Dabei fiel ein negatives EBIT von -0.8 (4) Mio. Euro an. Der Periodenüberschuss rutschte mit -1 (2.6) Mio. Euro bzw. -0.23 (0.68) Euro je Aktie in die roten Zahlen. In Q2 2009 verschärfte sich die Wirtschaftskrise, dies bekam der Sensor-Spezialist unmittelbar zu spüren. Silicon rechnet inzwischen mit einem verbesserten Umfeld gegen Ende des dritten Quartals. Fraglich ist, ob das noch für ein leicht positives operatives Ergebnis ausreichen wird. Einen Verlust 2009 in der Größenordnung von -0.40 Euro je Aktie halten wir für sehr wahrscheinlich.
Komfortable Liquidität
Der Auftragsbestand lag per 30. Juni bei 12.1 Mio. Euro, nach 12.5 Mio. Euro in Q1. Durch dieses nur leichte Absinken sieht sich das Unternehmen bestätigt, langsam die Talsohle bei den Auftragsbeständen durchschritten zu haben. Die Anzahl der Mitarbeiter reduzierte sich per 30.06.09 auf 300 (322). In Q2 sprach das Unternehmen mehr als 50 betriebsbedingte Kündigungen aus. Dies führt in Q2 und Q3 zu einmalig erhöhten Lohnkosten. Mit 5.6 (7.5) Mio. Euro liquiden Mitteln ist die Gesellschaft gut aufge- stellt, die EK-Quote von 46.1 (59.1) % ist ebenso vorzeigbar.
Kritische Umsatzgröße noch nicht erreicht
Wie der CEO Dr. Hans-Georg Giering in der vergangenen Woche in einer Investorenkonferenz in Frankfurt ausführte, half die Unterstützung des Großaktionärs Hopp, der mit 13.6 % beteiligt ist, einen Auftrag von VW an Land zu ziehen. Ab der zweiten Jahreshälfte 2011 will Silicon jährlich fast zwei Mio. Sensoren liefern. Die geschätzte Vertragslaufzeit beträgt fünf bis sieben Jahre, das Umsatzvolumen 8.3 Mio. Euro pro Jahr. Die Berliner verfügen noch nicht über die kritische Umsatzgröße, die Giering mit 100 Mio. Euro beziffert. Das Erreichen dieser Marke hat im Unternehmen oberste Priorität und ist für 2015 anvisiert.
Auslandsgeschäft soll forciert werden
Nach wie vor ist Europa der Kernmarkt des Unternehmens. Der Sensor-Spezialist sieht für seine US-Tochter im kommenden Jahr ein Umsatzziel von 2.5 Mio. US-Dollar vor, aktuell erzielt die US- Gesellschaft 1.1 Mio. US-Dollar. Ferner intensiviert der Konzern die Anstrengungen, im chinesischen Markt Fuß zu fassen.
Gewinne erscheinen ab 2010 wieder möglich
Die Silicon Sensor International AG dürfte im aktuellen Geschäftsjahr einen Verlust nicht vermeiden können. Entscheidend bei der Beurteilung der Gesellschaft sind aber die hohe Technologiekompetenz und das Geschäftsmodell. Es ist zu erwar- ten, dass die Rahmenverträge angepasst werden. Mit dem Großaktionär Hopp im Rücken sollte sich das Unternehmen bis zum Erreichen der kritischen Umsatzmarke von 100 Mio. Euro gut schlagen. Wir rechnen fest mit einer Rückkehr in die Gewinnzone in 2010. Sobald sich dieses Szenario als realistisch herausstellen sollte, stehen die Chancen auf wieder stei- gende Kurse gut. CMA
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