dpa-AFX: HINTERGRUND: Bundesliga zittert mit Sky und hat Notfall-Plan
HANNOVER/MÜNCHEN/BONN (dpa-AFX) - Bayern München fordert wie immer mehr
Geld, aber die Mehrheit der Fußball-Bundesligisten ist froh und dankbar über die
zig Millionen aus den TV-Verträgen. Die Erinnerung an das Desaster der
Kirch-Insolvenz ist bei vielen noch zu frisch. Demonstrativ stellen sich daher
viele Bundesliga-Vertreter hinter den defizitären Pay-TV-Sender Sky. Doch die
Liga bastelt schon lange an einem Notfallplan - auch wenn sie nicht gerne
darüber spricht.
Sollte der von Medienzar Rupert Murdoch kontrollierte Sender als
größter Geldgeber wegfallen, rechnet Werder Bremens Clubchef Klaus Allofs mit
gravierenden Konsequenzen: 'Ohne Pay-TV-Einnahmen wird der Ball zu anderen
Konditionen rollen. Da müssten die Verträge mit den Spielern anders aussehen.'
Der Bremer Boss mahnte aber auch in der aktuellen Debatte an: 'Sky liefert ein
gutes Produkt, das mehr unterstützt werden muss. Die derzeitige Situation bietet
keinen Anlass für Panik.' Und Allofs kritisierte: 'Im Jammern sind wir
Weltmeister, es wird keine Gelegenheit ausgelassen, Kritik zu üben.'
Zuversichtlich äußerte sich Dieter Hoeneß vom VfL Wolfsburg: 'Die
Tatsache, dass Murdoch über eine Kapitalerhöhung weiterhin in Sky investiert,
zeigt doch, dass er an das Produkt glaubt.' Zum bereits siebten Mal erhält der
Premiere-Nachfolger frisches Geld und sollte so seinen Anteil am
TV-Gesamtvolumen von 1,65 Milliarden für vier Spielzeiten zahlen können.
DIE MEHRHEIT DER CLUBS GIBT SICH ZUFRIEDEN
Während Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge wieder mal mehr Geld
forderte, um international wettbewerbsfähig zu sein, ist der überwiegende Teil
der Clubs zufrieden. St.-Pauli-Manager Helmut Schulte formulierte aus Sicht
eines Aufsteigers salopp: 'Die 1. Liga ist für uns eine Geld-Schwemme.'
Für den Pay-TV-Partner der Deutschen Fußball Liga (DFL)
gibt es daher meistens Lob. 'Die Bundesliga-Konferenz von Sky ist ein
fantastisches Format, das Produkt ist erstklassig', sagte Dieter Hoeneß. Er
schaue sogar zu, wenn es beruflich nicht notwendig sei. Nichtsdestotrotz hat
sich sein VfL-Kollege und Geschäftsführer Thomas Röttgermann öffentlich Gedanken
über Alternativen zu Sky gemacht. Er favorisiert das Modell eines eigenen Liga-Kanals.
Hoeneß plädiert für eine weitere Verknappung des frei zu
empfangenden Fußballs, um Sky zu stärken. 'In Deutschland glaubt man, dass
Fußball zur Grundversorgung im Fernsehen gehört. Da müssen wir uns auf Dauer
umstellen. Es gibt in keinem Land der Welt so viel Fußball im Free-TV wie in
Deutschland.' Der jüngere der beiden Hoeneß-Brüder forderte: 'Es muss zumindest
ein ausgewogenes Maß zwischen Pay-TV und Free-TV angestrebt werden.'
Bis 2013 laufen die Verträge noch, aber im schlimmsten Falle, dem
Aus für Sky, hat die Liga einen Notfallplan. Ein eigener TV-Kanal wäre in
weniger als zwölf Monaten aufzubauen. Viele Voraussetzungen sind bereits
geschaffen, nur spricht die Liga darüber nicht gerne öffentlich.
'Es ist für die DFL nicht unangenehm, wenn man ihr ein hohes
Maß an Medienkompetenz zuschreibt', sagte Tom Bender. Der DFL-Geschäftsführer
betonte jedoch zugleich: 'Wir halten unsere Verträge ein und werden diesen
Vertrag erfüllen, deshalb stellt sich die Frage nicht, dass wir in der laufenden
Vertragsperiode über andere Modelle reden.'
TELEKOM SIEHT SICH FÜR ZUKUNFT GUT GERÜSTET
Ein Bundesliga-Partner kann neue Vergabeverhandlungen in jedem
Fall entspannt abwarten: Die Deutsche Telekom . Sie hat sich schon 2008
für kleines Geld die Rechte für die Internetübertragung der Bundesliga
gesichert. 2009 verabschiedete sie sich von ihrer Zusammenarbeit mit Sky: Als
der Vertrag für die Ausstrahlung der Bundesliga im Internetangebot Entertain
2009 auslief, engagierte die Telekom statt dem Bezahlsender Constantin Medien
. Zwei Monate später stellte Sky seinerseits die Lieferung seiner
weiteren Programmpakete für Telekom Entertain ein.
In der letzten Saison der Bundesliga sei zwar unter 1,3 Millionen
Entertain-Nutzern lediglich jeder Zehnte auch ein 'Liga total!'-Abonnent
gewesen, heißt es bei der Telekom. Aber das Unternehmen sieht die Sparte kräftig
wachsen: Wenn es nach Telekomchef René Obermann geht, sollen 2015 fünf Millionen
Kunden Entertain abonnieren. 'Die Bundesliga ist dabei ein wichtiger Attractor',
so Telekomsprecher Malte Reinhardt.
Das eigene Fußball-Angebot an der Schnittstelle zwischen Internet und
Fernsehen sei unschlagbar, weil es optimierbar bleibe und sich der Kunde
flexibel sein eigenes Programm zusammenstellen könne. Fernsehwünsche wie
HD-Qualität und Dreidimensionalität berücksichtigt die Technik. Mit Blick auf
neue Rechteverhandlungen für die Bundesliga halten sich die Bonner zurück. 'Wir
stellen uns natürlich auf. Das Internetangebot ist absolut zukunftssicher.'mrs/hue/DP/juw/ang
----Von Michael Rossmann und Peter Hübner,
dpa und Juliane Wienß, dpa-AFX ----
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