Kurssturz nach Wertberichtigung
DruckenVersendenSpeichernVorherige Seite 11. August 2008 Einige Verlierer am deutschen Aktienmarkt schienen vor der offiziellen Börseneröffnung fest zu stehen: Der Fondsanbieter HCI Capital wurde am Morgen beim Düsseldorfer Wertpapierhändler Lang & Schwarz mit einem Abschlag von 18 Prozent gehandelt, die Aktie des Großaktionärs MPC Capital mit 3,7 Prozent weniger. Die HCI-Aktien wurden bereits am Freitag bei Lang & Schwarz zu 5,95 Euro gehandelt, nachdem sie vor einer überraschenden Pflichtmeldung beim Stand von 7,54 Euro in Frankfurt ausgesetzt worden waren.
Am Freitag hatte HCI Capital bekanntgegeben, dass der Fondsanbieter wegen einer Wertberichtigung seine Prognose für das laufende Jahr kräftig senken muss. Bisher hatte das im SDax notierte Unternehmen mit einem Jahresüberschuss von 33 Millionen Euro gerechnet. Nun können Anleger schon zufrieden sein, wenn HCI ein „ausgeglichenes Jahresergebnis nach Steuern“ erreicht. Im ersten Halbjahr sei ein Verlust nach Steuern von rund 18,5 Millionen Euro angefallen.
Wertberichtigung in den Vereinigten Staaten
Als Grund für die gesenkte Gewinnprognose nannte HCI eine „erhebliche Wertberichtigung“ der Beteiligung ihrer amerikanischen Tochtergesellschaft an der NY Credit Operating Partnership. Diese halte ein Portfolio gewerblicher Immobilienkredite und sei im zweiten Quartal 2008 in die Verlustzone gestürzt.
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Übergangsjahr für geschlossene Fonds Geldanlage: Falschberatung oder unternehmerisches Risiko? Geschlossene Fonds: Der Zweitmarkt hat Tücken MPC Capital glänzt mit extrem hoher Dividendenrendite Aktie von Rothmann verstärkt Abwärtstrend Zum Börsenkurs KursChartWatchlistEine nach der Bilanzierungsregel IAS 39 veranlasste Wertprüfung der Beteiligung habe zu einer Wertberichtigung von 24,8 Millionen Euro geführt, teilte das Unternehmen am Freitagabend weiter mit.
Trotz dieser schlechten Nachricht verbreitet der Vorstandsvorsitzende der HCI Capital, Ralf Friedrichs, weiter Optimismus: „Wir sind davon überzeugt, dass uns dieser Schritt und das starke operative Geschäft in die Lage versetzt, in den kommenden Jahren wieder die volle Ertragsstärke der HCI-Gruppe zum Tragen zu bringen.“ Das plazierte Eigenkapital sei mit einem Volumen von 340,5 Millionen Euro um 15 Prozent gesteigert worden.
Analysten auf dem falschen Fuß erwischt
Dennoch hat HCI die Analysten mit dieser Nachricht überrascht, von denen die meisten laut der Nachrichtenagentur dpa-AFX nicht mit dieser Wertberichtigung gerechnet hatten. Nun warten sie auf den vollständigen Halbjahresbericht, den HCI wie geplant am 13. August veröffentlichen will. In gut zwei Wochen folgt MPC.
Die HCI-Gruppe wurde 1985 gegründet und konzipiert vornehmlich geschlossene Fonds und strukturierte Kapitalanlagen in den Bereichen Schiffe, Immobilien, Private-Equity-Dachfonds und Lebensversicherungen. Das Unternehmen ist seit Oktober 2005 börsennotiert und seit. Dezember 2005 im S-Dax gelistet.
41 Prozent der Stammaktien hält laut Deutscher Börse MPC Capital, 20 Prozent die Peter Döhle Schiffahrts KG und weitere 20 Prozent die Corsair Capital. Obwohl somit gut 80 Prozent der HCI-Aktien diesen drei Großaktionären zugerechnet werden, beziffert die Deutsche Börse den Streubesitz auf 39 Prozent.
Wichtige Unterstützung durchbrochen
Charttechnisch gesehen sprechen derzeit keine Gründe für einen Einstieg in die HCI-Aktie, seitdem diese im Mai eine wichtige Unterstützung im Bereich um die 12 Euro durchbrochen hat.
Es ist ohnehin fraglich, welchen Sinn die Notierung der HCI-Aktie aus Anlegersicht macht. Die beiden Titel MPC und HCI laufen seit mindestens einem Jahr in etwa parallel (siehe Grafik), wobei für MPC spricht, dass die Marktkapitalisierung mit mehr als 200 Millionen Euro fast drei Mal so hoch ist wie die von HCI, die auf 70 Millionen Euro kommen. Das unterschiedliche Gewicht zeigt sich an der Berücksichtigung im SDax: MPC geht mit einem Gewicht von 1,6 Prozent in den Nebenwerte-Index ein, HCI mit 0,6 Prozent.
Text: hlr. Bildmaterial: F.A.Z.
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