Mit den Kicker-Papieren von ManU & Co ist kein Geld zu verdienen, daran wird auch die Euphorie rund um die WM nichts ändern.
Könnten Fußballfans Aktien von Nationalmannschaften kaufen, stünden im Vorfeld der Ende dieses Monats beginnenden Weltmeisterschaft vermutlich Titelverteidiger Frankreich und Mitfavorit Argentinien hoch im Kurs. Geheimtipps wie Senegal, China oder gar Rudi Völlers Rumpelfüßler-Truppe wären günstig bewertet und hätten enormes Kurspotenzial. Risikoscheue Anleger würden vor einem Investment aber wohl zurückschrecken.
Natürlich emittieren bislang nur Klubmannschaften Aktien - zum Glück, möchte man sagen. Denn näher betrachtet entpuppt sich diese Variante der Eigenkapitalbeschaffung als echter Flop. Kaum eine der mehr als 30 europäischen Fußballaktien notiert über ihrem Ausgabepreis, umso mehr dafür auf Jahrestiefständen.
Ehre ohne Kurssprung
Nicht einmal sportliche Erfolge wie Meisterschaften oder der Einzug in den lukrativen Europacup vermochten die Papiere aus ihrer Dauer-Lethargie zu reißen. Besonders deutlich wurde die Malaise vor zwei Wochen, als die wichtigsten Ligen in Europa ihre Titelträger kürten: Mit Borussia Dortmund, Juventus Turin und Ajax Amsterdam errangen gleich drei börsennotierte Vereine die höchsten Ehren ihrer Verbände, ohne dass sich die Aktienkurse nennenswert verbesserten. So gaben die Juve-Titel sogar um 2,7 Prozent nach, obwohl die Piemonteser überraschend triumphierten. Ajax-Aktionäre mussten mit 1,8 Prozent Kursgewinn zufrieden sein.
Das BVB-Papier kletterte am ersten Handelstag nach der Meisterschaft um läppische 1,4 Prozent. Andererseits brach die einzige deutsche Fußball-Aktie kurz darauf um 7,2 Prozent ein, nachdem Dortmund tags zuvor das Uefa-Cup-Endspiel verloren hatte.
Dabei hat die Niederlage gegen Feyenoord Rotterdam wirtschaftlich praktisch keine Folgen: Zwar fällt die Uefa-Prämie für den Verlierer geringer aus als für den Sieger. Im Gesamtbudget spielt der Betrag aber keine Rolle. Und für die Champions League, in der sich noch immer am meisten Geld verdienen lässt, war Borussia Dortmund als Deutscher Meister sowieso schon qualifiziert, unabhängig vom Ausgang des Uefa-Cup-Endspiels.
Kaum Kursbewegung
Bei aller Statistik ist klar: Mit Fußball-Aktien lässt sich kein Geld verdienen. Von den 33 im Stoxx-Football-Index gelisteten Aktiengesellschaften notiert mit Ausnahme von Branchenkrösus Manchester United kein einziger Titel über Ausgabepreis. Titel wie die von Premier-League-Aufsteiger West Bromwich Albion oder des schottischen Erstligisten Heart of Midlothian weisen seit Monaten keine Umsätze und Kursbewegung auf.
Immerhin versuchen die Dortmunder, ihre Einnahmenbasis um fußballfremde Geschäftsfelder zu erweitern, indes: Die Bemühungen wirken arg verzweifelt. So haben die Tochterunternehmen Goool.de, Absolute Sports und B.E.S.T Reisebüros bislang nicht wirklich als relevante Umsatztreiber reüssiert. Goool.de fertigt die schwarz-gelb gestreiften Vereinstrikots und wickelt das Merchandising-Geschäft ab. Absolute Sports vermarktet den Internet-Auftritt, B.E.S.T. veranstaltet Reisen für Fans und Geschäftspartner.
Lediglich zehn Prozent vom Gesamtumsatz erwirtschaften die Borussen nicht im klassischen Fußballgeschäft, räumt auch Manager Michael Meier ein. Zwar soll der Anteil steigen, um Unternehmen und Aktie unabhängiger vom sportlichen Erfolg sowie Risiken à la Kirch zu machen. Gleichwohl halten Analysten zum Beispiel das Merchandising-Potenzial mittlerweile für ausgereizt. Selbst Branchenführer Manchester United, der immerhin über Fanstores bis nach Hongkong verfügt, erwartet kaum noch signifikante Zuwachsraten.
Größtes Hindernis für Kleinanleger dürfte aber die Unsicherheit über die künftigen TV-Einnahmen der Vereine sein. Nach der Kirch-Pleite müssen die Klubs, deren Finanzierung vielfach an den Fernsehgeldern hängt, mit Zahlungsausfällen von 30 Prozent und mehr rechnen. Zwar trifft die Krise Branchengrößen wie Dortmund, die zusätzlich zur Bundesliga jedes Jahr im Europacup Geld verdienen, weniger hart als Absteiger oder Zweitligisten. Kurspotenzial nach oben dürften aber auch die Aktien der großen Vereine nicht haben. Warum auch, schließlich war mit ihnen schon vor dem Platzen der Kirch- und Fußball-Blase kein Geld zu verdienen. ftd.de
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