21.02.07, 18:02 | Der Dax hat ein Sechs-Jahreshoch erklommen. Sorgen vor dem Platzen einer Spekulationsblase sind unbegründet.
Binnen zwölf Monaten legte der Dax über 20 Prozent zu, allein seit Anfang des Jahres verzeichnete er ein Plus von 350 Punkten oder etwas mehr als fünf Prozent. Am Aschermittwoch knackte er schließlich die psychologisch wichtige Marke von 7000 Zählern – und es könnte weiter nach oben gehen. Nach Meinung von Guiseppe Amato, Marktanalytiker der Wertpapierhandelsbank Lang & Schwarz, hat der Dax kurz- bis mittelfristige noch Potenzial: „Der Dax hangelt sich schön langsam nach oben.“
Von einer Spekulationsblase wie 2000 ist im Moment keine Rede. „Im Jahr 2000 sind die Dinge ins Kraut geschossen“, sagt Trudbert Merkel, Fondsmanager des Deka-Fonds. Damals kletterte der Dax binnen weniger Wochen bis März 2000 auf den Hochstand von 8065 Punkten. Doch dann platzte die Technologieblase und es folgten enttäuschende Firmendaten, Bilanzskandale, die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA und ein Einbruch der Weltwirtschaft. Der Dax verlor drei Viertel seines Wertes und sank bis März 2003 auf sein historisches Tief von 2202 Punkten. Seitdem geht es langsam, aber stetig bergauf.
7400 Punkte am Jahresende
Von der 8000er-Marke ist der Dax noch weit entfernt, aber bis Ende des Jahres könnte er nach Amatos Einschätzung bei 7400 Punkten notieren. Herbert Schuster, Vorstand des Münchner Wertpapierhandelshauses MWB ist nicht ganz so optimistisch, gesteht dem Leitindex aber noch 100 bis 200 Punkte bis Jahresende zu. Den Sprung über die 7000er-Marke brauchen Anleger nach Ansicht von Fachleuten dieses Mal nicht als Anfang vom Ende zu fürchten. Kleinere Korrekturen seien in den nächsten Monaten allerdings möglich.
Wie Amato und Schuster sehen auch andere Analysten den Dax bei 7100 bis 7500 Punkten. „Alles spricht dafür, dass dieser Bulle noch sehr lange rennt, obwohl er schon einen weiten Weg hinter sich hat“, sagt Merkel vom DekaFonds. Der Bulle ist Symbol für die Optimisten am Aktienmarkt.
Die beiden beziehen ihren Optimismus aus dem Umstand, dass viele Anleger nur in geringem Maße in Aktien investiert haben. Aktien werden seit dem Crash von 2000/2001 dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) zufolge von vielen Kleinanlegern gemieden. Sie deponieren ihr Geld derzeit bevorzugt auf Tagesgeldkonten oder in Geldmarktfonds. Deswegen ist „Liquidität zu Hauf vorhanden.“ Christoph Niesel, Fondsmanager von Union Investment, denkt allerdings auch an die institutionellen Anleger wie Investmentfonds und Versicherungen, die „viel Geld in der Kasse halten“.
Kapital kommt aus dem Ausland
Bislang sei der Aufschwung an der deutschen Börse vor allem von Kapital aus dem Ausland getragen worden, so Schuster. Hierzulande ist die Zahl der Aktionäre laut DAI zurückgegangen – mit 10,3 Millionen Menschen sogar auf den tiefsten Stand seit 1999. Es werde noch ein Weilchen dauern, bis die Anleger wiederkommen, schätzt das DAI.
Skepsis, viel Liquidität und Rekordgewinne deutscher Dax-Unternehmen – das alles seien gute Voraussetzungen dafür, dass sich der Börsenboom fortsetzen werde, erklärt Amato. „Heute ist die Entwicklung an der Börse viel gesünder“, sagt auch die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Traud. Die Anleger agieren nach Beobachtung von MWB-Vorstand Schuster überaus vorsichtig: Gewinne werden nach unten abgesichert, und viele kaufen statt Aktien auch Zertifikate, um sich gegen Verluste zu wappnen.
Neben den Kursen steigen auch die Gewinne der Firmen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt laut Amato unter dem historischen Durchschnitt. „Hohe Profitabilität geht mit guten Bewertungen einher, und die setzen sich an der Börse immer durch“, sagt der Aktienstratege der Deutschen Bank, Bernd Meyer. „Das globale Wachstum und die geringe Inflation bilden ein positives Umfeld, in dem die Aktien weiter steigen werden“, sagt Meyer.
Und noch etwas ist anders als vor sieben Jahren: Zwar dreht sich das Fusionskarussell immer schneller, Finanzinvestoren und Hedge-Fonds bestimmen die Märkte. Doch anders als damals bezahlen die Unternehmen die Anteilseigner ihrer Übernahmekandidaten mit harter Münze – und nicht wie zur Jahrtausendwende mit Aktien, deren Kurse häufig überzogen waren und deshalb keinen bleibenden Wert hatten. Damals seien Aktien oft „nur Papiergeld“ gewesen, sagt Deka-Fonds-Manager Merkel. Auch Amato sieht in der Fusionsfantasie einen Kurstreiber. http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/dax-bei-7000_nid_45049.html http://images.google.de/imgres?imgurl=http://...6svnum%3D10%26hl%3Dde
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