DAX: Händler veredeln ihre Jahresperformance
Das Überschreiten der bisherigen Jahreshochs verleitete einige Bullen dazu, Gewinne mitzunehmen. Sie benötigten jedoch nur kurze Zeit, um bei niedrigeren Kursen wieder als Käufer aufzutreten. Kurzfristig könnten der Wunsch nach weiteren versilberten Erfolgen und die fehlende Nachfrage die Bluechips unter Druck setzen.
Gianni Hirschmüller, cognitrend TecDAX-Sentiment 24.11.2004. Spätestens als am vergangenen Freitag der DAX®-Index wieder erstmals seit Juli 2002 die Marke von 4.200 Punkten übersprang, ließ die Mehrheit der Pessimisten die Zügel los. Selbst kurzfristige Händler ließen ihr wohlbehütetes Argument der exportorientierte deutsche Aktienmarkt wäre durch den haussierenden Euro verwundbar fallen wie eine heiße Kartoffel. Dass zu diesem Zeitpunkt viele Day Trader damit kämpften, ihre Leerverkäufe einzudecken, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Etwas irritiert und nach der Eindeckungsaktion wahrscheinlich noch leicht verunsichert, mussten sie dann am selben Tag wehmütig mit ansehen, wie sich eine kräftige, mehr als 1,5-prozentige Korrektur entfaltete. Viele Kommentatoren spulten sofort das „Gewinnmitnahmen-Programm“ ab und suggerierten, die nachlassende Aufwärtsdynamik, das bevorstehende US-Thanksgiving-Wochenende und die anhaltende Wachstumsschwäche in Deutschland könnten als Zeichen einer beginnenden Korrekturphase gewertet werden. Wenigstens sprach zu diesem Zeitpunkt keiner mehr über den starken Euro.
Sentimentindikatoren
Die Optimisten werden ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit der Anzahl der neutralen Stimmen gewichtet. Die blauen Balken in den Grafiken stellen das Maß an Optimismus dar.
Aus diesen Daten lassen sich Aussagen über Positionierung und Einstiegspreise der Investoren treffen und somit mögliche stimmungsbedingte Marktschieflagen erkennen. Als am Montag der DAX-Index dann abermals mit schwachen Kursen von sich Reden machte, sahen sich diese Skeptiker erst recht in ihrer Meinung bestätigt. Genau da schlug die Stunde der mittelfristigen Akteure. Sie schienen fundamentale Ratschläge weder hören noch interpretieren zu wollen. Stattdessen kümmerten sie sich um ihren Wiedereinstieg in den deutschen Aktienmarkt. Geplant hatten sie ihn bereits in der vergangenen Woche, als wir eine deutliche Verschiebung vom Bullen- ins Bärenlager feststellen konnten. Sie nutzen jedoch zunächst die Möglichkeit, durch eine temporäre Untergewichtung eine zusätzliche Performance einzufahren. Diese Rechnung ging auf. Wir unterstellten ihnen in unserer letzten Analyse, dass sie, bedingt durch den Zeitdruck des sich nähernden Jahresendes, schnell wieder in Aktion treten würden. Tatsächlich, die Optimisten melden sich zurück. Diesmal zog der jüngste Rückschlag im DAX-Index sogar noch ein paar Käufer mehr an. Die Diskrepanz zwischen Bullen und Bären klafft damit noch stärker auseinander, als dies vor zwei Wochen der Fall war. Unser Stimmungsbarometer, der Bull/Bear-Index®, schob sich dadurch auf den höchsten Stand seit Mitte Juli 2004.
Der kurze Ausstieg hat sich also für den flexiblen Teil unserer Befragten bezahlt gemacht. Damit setzen die mittelfristigen Händler ihre erfolgreiche Strategie der vergangenen Wochen fort, durch kurze Auszeiten Zusatzgewinne einzufahren und damit ihre Jahresperformance zu veredeln. Dies würde bei Fortsetzung dieses Verhaltens bedeuten, dass bei Erreichen neuer Jahreshöchstkurse tatsächlich wieder Gewinnmitnahmen einsetzen werden. Die Verschiebungen beim Sentiment dürften sich dann in ähnlicher Größenordnung abspielen wie in der jüngsten Vergangenheit. Wir vermuten, dass sich diese Verkäufe zwischen 4.250 und 4.280 Punkten entfalten werden. Andererseits wird sich der relativ hohe Investitionsgrad sicherlich nachteilig auf die kurzfristige Nachfragesituation auswirken.
Verhältnis Optimisten zu Pessimisten Bullish Bearish Neutral Total 66 % 19 % 15 % ggü. Vorwoche + 9 % - 9 % + 0 %
DAX-Stimmungskurve
Stand DAX 24.11.2004, 12:00 Uhr: 4.125 Punkte (- 0,4 % gegenüber der letzten Erhebung)
|