Dabei verbindet sich Gott selber mit dem Inneren dieser Seele, so daß sie, wenn sie wieder zu sich kommt, keinesfalls daran zweifeln kann, daß sie in Gott war und Gott in ihr. Mit solcher Gewißheit verbleibt ihr diese Wahrheit, daß sie, selbst wenn Jahre vergingen, ohne daß Gott ihr nochmals solch eine Gnade erwiese, sie dies nicht vergessen und nicht daran zweifeln könnte, daß er es war. Die Wirkungen, die dieses Erleben bei ihr hinterläßt, wollen wir jetzt noch nicht betrachten. Davon will ich später sprechen, denn es ist sehr wichtig. Ihr werdet mich jedoch fragen: »Wie hat es die Seele denn gesehen oder wie hat sie es verstanden, wenn sie dabei doch weder sieht noch etwas versteht?« Ich behaupte nicht, daß sie es im betreffenden Augenblick sieht, sondern daß sie es hinterher klar erkennt; und zwar nicht, weil sie es als Vision erschaut, sondern als eine Gewißheit empfängt, die in der Seele verbleibt als eine Sicherheit, die nur Gott ihr eingeben kann. Ich weiß von einer Person, die niemals etwas davon gehört hatte, daß Gott in allen Dingen ist als gegenwärtige Macht und Wesenheit, und die durch eine derartige Gunst, welche Gott ihr erwies, zu diesem Glauben gelangte. Darum hatte sie die Wahrheit so sicher inne, daß sie, als sie einen der genannten Halbgelehrten fragte, wie Gott in ihr sein könne (er wußte es sowenig wie sie, ehe Gott es ihr zu verstehen gab), und dieser ihr antwortete, daß er es nur als Gnade sei, ihm keinen Glauben schenkte und andere danach fragte, die ihr dann die Wahrheit sagten, was ihr ein großer Trost war. Ihr dürft euch nicht täuschen und meinen, daß diese Gewißheit einem in körperlicher Form zuteil werde, so wie der Leib unseres Herrn Jesu Christi uns im Allerheiligsten Sakrament gegeben wird, obgleich wir ihn nicht sehen. Denn hier schenkt er sich uns nicht auf diese Weise, sondern allein in seiner Göttlichkeit. Wie erfassen wir dann das, was wir nicht sehen, mit solcher Sicherheit? Das weiß ich nicht. Es ist sein Werk. Doch ich weiß, daß ich die Wahrheit sage. Und wenn jemand danach nicht diese Sicherheit hat, so würde ich sagen, daß es keine Vereinigung der ganzen Seele mit Gott gewesen ist, sondern nur die einer einzelnen Seelenkraft, also eine der vielen anderen Arten von Gnaden, die Gott der Seele erweist.
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