Die deutschen Aktienmärkte dürften mit Aufschlägen in die neue Woche starten und damit die positive Tendenz vom Freitag fortsetzen. Zur Begründung wird auf den gefallenen Ölpreis und die niedrigeren Notierungen für Gold verwiesen. Vor allem die Versicherungswerte werden mit Kursgewinnen erwartet, da die durch den Hurrikan „Rita” verursachten Schäden wohl geringer sind als zunächst befürchtet.
Mit Spannung wird am Nachmittag auch auf eine Rede von Fed-Chairman Alan Greenspan gewartet. Sollte es hier etwas vorsichtigere Aussagen geben, sei im späten Handel mit vereinzelten Gewinnmitnahmen zu rechnen, so ein Händler. Der Dax dürfte zur Eröffnung um 30 Punkte auf 4.913 zulegen.
Rentenmarkt gut behauptet erwartet
Mit leichten Abschlägen werden die Notierungen an den Anleihemärkten zu Wochenbeginn erwartet. Im Fokus des Marktes stehe weiterhin der Ölpreis, da die genauen Schäden durch Hurrikan „Rita” noch nicht feststünden, so ein Händler. Im Blickpunkt stehen in dieser Woche vor allem die EU-Verbraucherpreise. Hier dürfte der Einfluß des zuletzt stark gestiegenen Ölpreises abzulesen sein, heißt es. Wichtige Konjunkturdaten werden für den Montag nicht erwartet. Indes wird der amerikanische Notenbank-Chef Alan Greenspan am Abend vor der American Banker's Association sprechen. Möglicherweise wird er sich dann zum amerikansichen Budget äußern, das Greenspan nach Angaben des französischen Finanzministers Breton als „außer Kontrolle geraten” ansieht.
Euro in Fernost unter Druck
Der Euro steht zu Beginn der neuen Woche knapp über der Marke von 1,20 Dollar unter Druck, so ein Devisenhändler am Morgen. Nachdem die Sorgen bezüglich des Hurrikan ”Rita” verflogen seien, konzentrierten sich die Investoren wieder auf die positiven Fundamentaldaten für den Dollar. Die Gemeinschaftswährung ist am Montag in Fernost zeitweise auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten bis auf rund 1,2020 Dollar gesunken. Im Verlauf lag die Gemeinschaftswährung mit 1,2036 Dollar noch etwas unter ihrer letzten Notiz in den Vereinigten Staaten vom Freitag. Zum Yen stieg der Euro indes auf rund 135,17 Yen.
Aktien in Hongkong mittags gut behauptet
Gut behauptet tendiert der Aktienmarkt in Hongkong am Montagmittag (Ortszeit). Der HSI gewinnt 0,1 Prozent oder 20 Punkte auf 15.164. Teilnehmer sprechen von einem Handel in einer engen Spanne zwischen 15.100 und 15.200 Punkten; in diesem Bereich laufe eine Reihe kurzfristiger Durschschnittslinien zusammen. Außerdem sei Zurückhaltung im Vorfeld der Landauktion am Dienstag zu beobachten. Der Fall des Ölpreises verbessere etwas die Stimmung. Der Index könnte nach Meinung eines Händlers im Verlauf der Woche aus seiner seit August gültigen Spanne von 14.800 bis 15.200 Punkte ausbrechen. Das Risiko sei aber mehr nach unten gerichtet, die steigende Zinsen und die technische Schwäche der amerikanischen Indizes belasteten.
Tokioter Börse startet mit Kursgewinnen in neue Handelswoche
Der Tokioter Aktienmarkt hat am Montag nach einem langen Wochenende mit Kursaufschlägen begonnen. Eine verbesserte Stimmung bei japanischen Unternehmen sowie die geringer als erwarteten Schäden durch den Hurrikan „Rita” in den Vereinigten Staaten hätten Anleger zu Käufen veranlaßt, sagten Händler. Der Nikke gewann 1,26 Prozent auf 13.325 Punkte. Der breiter gefaßte Topix-Index legte um 1,61 Prozent zu auf 1377 Zähler.
Die Aktien des Elektronikkonzerns Sony sanken um mehr als drei Prozent, nachdem das Unternehmen am Donnerstag einen massiven Stellenabbau angekündigt hatte. Wegen eines Feiertags war die Börse in Tokio am Freitag geschlossen geblieben. Zu den Gewinnern zählten die Titel des Telekom-Unternehmens Nippon Telegraph and Telephone (NTT). Sie legten um sieben Prozent zu und reagierten damit auf einen Zeitungsbericht, wonach das Unternehmen eine Umstrukturierung erwägt.
Neuigkeiten und Meldungen nach Börsenschluß
Nachbörslich zeigten sich die Aktien an der Wall Street am Freitag etwas leichter. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator fiel um 0,61 Punkte auf 1.571,14 Punkte.
Palm erholten sichl etwas von den Verlusten des regulären Geschäfts. Hintergrund war ein Bericht des „Wall Street Journal”, das Unternehmen werde am Montag eine neue Version seines Smartphones „TREO” vorstellen. Das Gerät nutze Software von Microsoft und werde von Verizon vertrieben, hieß es weiter. Eine Palm-Sprecherin wollte den Bericht der Zeitung, die sich auf informierte Kreise berief, nicht kommentieren. Auch Microsoft und Verizon wollten sich nicht äußern. Palm legten nachbörslich um 3,7 Prozent auf 29,75 Dollar zu. Microsoft gewannen 0,2 Prozent auf 25,31 Dollar und Verizon 0,6 Prozent auf 32,35 Dollar.
FedEx büßten dagegen 0,1 Prozent auf 83,05 Dollar ein. In einer Einreichung an die Börsenaufsicht SEC hatte das Unternehmen mitgeteilt, daß Hurrikan ”Katrina” das Ergebnis des zweiten Quartals beeinträchtigen könnte.
Wall Street schließt uneinheitlich
Unheitlich sind die Aktienkurse am Freitag an Wall Street aus dem Handel gegangen. Die Tatsache, daß sich Hurrikan „Rita” abgeschwächt hat, ließ den Ölpreis deutlich nachgeben und sorgte für etwas Erleichterung. Schlechte Nachrichten von Alcoa und Oracle lasteten jedoch auf der Stimmung. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte verlor zwei Punkte auf 10.420. Der S&P-500 gewann 0,1 Prozent bzw. einen Punkt auf 1.215. Der Nasdaq-Composite-Index stieg um 0,3 Prozent bzw. 6 Punkte auf 2.117.
Alcoa gaben um 5,7 Prozent auf 24,42 Dollar nach, nachdem das Unternehmen am Vorabend eine Gewinnwarnung für das dritte Quartal ausgegeben hatte. Die Aktien von Wettbewerber Alcan sanken um sechs Prozent auf 30,37 Dollar. Oracle hatte für das erste Quartal ihres Geschäftsjahrs einen enttäuschenden Lizenzumsatz gemeldet. Die Aktie büßte daraufhin 7,9 Prozent auf 12,45 Dollar ein. Genentech verloren 2,5 Prozent auf 85,83 Dollar. Das Pharma-Unternehmen hat eine Phase-II-Studie des Medikaments ”Avastin” abgebrochen, nachdem Komplikationen aufgetreten waren.
Palm brachen um 18 Prozent auf 28,69 Dollar ein. Das Unternehmen hatte für sein erstes Quartal einen Gewinnrückgang gemeldet und mit seinen Prognosen für das zweite Quartal die Erwartungen der Analysten verfehlt. Delphi schlossen mit einem Plus von elf Prozent auf 3,46 Dollar. Merrill Lynch hatte die Aktie hochgestuft, weil sich offenbar General Motors, aus der Delphi hervorgegangen ist, und die Gewerkschaft an der Sanierung des angeschlagenen Autozulieferers beteiligen wollen. General Motors legten um 2,1 Prozent auf 31,07 Dollar zu.
eBay profitierten von der Kaufempfehlung der Analysten von Goldman Sachs und verbesserten sich um 2,8 Prozent auf 38,78 Dollar. Ein Plan zur Kostensenkung verhalf Goodyear Tire & Rubber zu einem Plus von 3,3 Prozent auf 15,50 Dollar. Der gesunkene Ölpreis setzte dagegen Exxon Mobil unter Druck. Die Aktie verlor 1,8 Prozent auf 63,83 Dollar.
Amerikanische Rentenmärkte schließen schwächer
Hurrikan „Rita” hat sich am Freitag abermals abgeschwächt. Damit büßte der amerikanische Anleihemarkt seine Attraktivität als sicherer Hafen ein. Im späten Geschäft gaben zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,250 Prozent um 17/32 auf glatt 100 nach und rentierten mit 4,250 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste Longbond fiel um 28/32 auf 112-28/32. Seine Rendite stand bei 4,52 Prozent.
Konjunkturdaten, an denen der Markt sich orientieren könnte, wurden am Freitag nicht veröffentlicht. Daher bleiben die Schäden der diesjährigen Hurrikan-Saison zentrales Thema am Markt. Die Mehrzahl der Volkswirte teilt die Ansicht der amerikanischen Notenbank, daß die Wirtschaft die Sturmschäden rasch überwinden wird. Nichtsdestotrotz wurde die Energie-Infrastruktur der Vereinigten Staaten geschädigt. Und während der Anleihemarkt die Folgen für das Wirtschaftswachstum im Blick hat, sieht die Notenbank vor allem den Einfluß der höheren Energiepreise auf die Inflation. Daher dürften weitere Zinserhöhungen zu erwarten sein, sagen Beobachter.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.