Der Artikel haut mich nicht um. Als ich den Teaser im Netz las, bin ich schon fast ausgestiegen. So fangen ja öfters üble Unternehmensenden an. Aber dann habe ich in die Printausgabe reingeschaut - in Westfalen nichts Neues...
Dass Verbindlichkeiten irgendwann fällig werden, ist völlig normal. Die Frage ist doch, ob die Schuldscheine etc. rechtzeitig refinanziert werden können. Der Artikel sagt nichts dazu, wer Gläubiger des heuer fällig werdenden Schuldscheins ist. Es könnte also sogar inzwischen Weber Senior selbst sein, und der wird im Zweifel den Schuldschein einfach um fünf Jahre verlängern. Auch wird nicht klar, ob Schuldscheine ständig mit dem angeblichen Abschlag die Hände wechseln, oder es eine einmalige Transaktion war (zwischen welchen Parteien auch immer). Die Marktkapitalisierung ist zumindest nicht signifikant unter dem Buchwert und die Aktie notiert bei rund 5€ - da ist es schon verwunderlich, dass jemand einfach so mit einem größeren Abschlag einen Schuldschein verkauft. Auch wird nichts über das Verhältnis der großen Gläubiger (Banken) zum Vorstand ausgeführt. Vertrauen die Banken noch in den Vorstand? Möglicherweise nicht. Kann also durchaus sein, dass die Banken schon „sanften Druck“ ausüben auf den Senior, den Vorstand auszutauschen. Und nach Möglichkeit ziehen die es durch, weit bevor der Dampf aufsteigt. Die besagte einzelne Meinung eines „Topmanagers“ ist auch so in den Raum geworfen wenig wert.
Interessanter wäre es, aus gegebenem Anlass zu berichten, was die Hardieck-Erben mit ihren 17% vor haben. Der Bericht setzt sich aber überhaupt nicht damit auseinander, dass die zerstrittenen Webers genau genommen einmal knapp unter 30% (Senior) bzw. knapp unter 4% (Junior) halten. Junior hat daher im Grunde auf Aktionärsebene wenig zu melden. Ein Investor könnte beispielsweise ein großes Paket aus dem Freefloat kaufen, den Hardiecks die 17% abnehmen und damit locker auf über 25% kommen. Damit kann man schon mal ordentlich Druck ausüben. Da ist dann ganz schnell der Vorstand ausgetauscht und damit ein wesentliches Problem gelöst (Junior ist ein prima CEO, aber leider nur in seinen Augen und nicht in den – maßgeblichen – Augen der Investoren).
Auch möge mir mal einer zeigen, wann Ursula Schwarzer zuletzt mal recht hatte mir ihrer Schwarzmalerei. Eine verlässliche Kassandra ist sie keineswegs. Dass es deutlich besser laufen könnte, wissen wir alle
Insgesamt ist der One-Pager in meinen Augen kein allzu seriöser Bericht, der wesentliche neue Erkenntnisse bringt. Das ist schade, denn ein echter Blick hinter die Kulissen wäre durchaus interessant gewesen. Warten wir mal den 13. September ab.
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