Der Link funzte nicht, wie ich es wollte ;o)
De Beira Goldfields – Verbrannte Erde? 2006-06-17 23:01 Wie ich den Beiträgen auf Finanzportalen und Diskussionsforen entnommen habe, wird seit einiger Zeit die Aktie von De Beira Goldfields (ISIN US2402571051, D1Q in Deutschland, DGBF in den USA) von mehreren deutschen “Börsenbriefen” sehr agressiv zum Kauf empfohlen. Der Preis der Aktie stieg daraufhin innerhalb von drei Monaten von ungefähr Null auf knapp 15 Euro. Respekt! Dafür muss man sicher sehr viel schreiben und ohne Ende Superlative und Hyperlative benutzen.
Ich habe zwar keine Börsenbriefe abonniert, aber diese Aktie ist mir aufgefallen, weil sie seit Tagen in der von wallstreet:online freundlicherweise zur Verfügung gestellten Liste von potentiellen Short-Kandidaten mit an der Spitze vertreten ist.
Am Freitag kam dann das, was irgendwann einmal nach einem solchen Anstieg passieren musste, der Aktienkurs brach brutal ein. Interessant war die Stellungnahme seitens des Unternehmens:
DE BEIRA GOLDFIELDS INC. (Frankfurt WKN A0JDS0; ISIN US2402571051) möchte seine Anleger darauf hinweisen, dass sich das Unternehmen den derzeitigen Kurseinbruch nicht erklären kann und geht davon aus, dass die Ursache in dem ab heute rechtskräftigen Aktiensplit “3:2″ liegt. […] Der aufgrund des Splits in Frankfurt vor Marktöffnung angeglichene Aktienkurs hat wahrscheinlich einige Anleger verwirrt und zu Panikverkäufen geführt. Also so ein Blödsinn! Erstens wurde der Split scheinbar seitens der entsprechenden Medien “idiotensicher” im Vorfeld erklärt, frei nach dem Motto “Wundern sie sich nicht, aus 1000 Aktien werden 1500, zwar zu einem niedrigeren Preis, aber sie verlieren nichts.” Desweiteren wird normalerweise diskutiert, ob durch die auf einen Split beruhenden “optisch billigeren” Kurse und den erhöhten free float ein Kursanstieg wahrscheinlich ist. Kennt jemand von Euch auch nur eine einzige Aktie, bei der durch einen Split Panikverkäufe ausgelöst wurden? In dem Fall bitte ich um eine eMail oder einen Kommentar, ich kenne nämlich keine. Solarworld und Conergy weisen auch eine tolle Performance auf und sind letzte Woche am Montag, den 12. Juni, noch wesentlich stärker (1:3 bzw. 1:2) gesplittet worden. Keine Spur von panischen Anlegern, im Gegenteil, beide Aktien zeigten am Montag ordentliche Gewinne. Das macht meiner Meinung nach recht deutlich, wie das Unternehmen De Beira seine Aktionäre einschätzt, wenn es ihnen nicht einmal zutraut, mit einem Split umzugehen.
Normalerweise werden in einem solchen Fall immer sofort die “bösen Shortseller” als Schuldige gefunden, die ja scheinbar soviel Einfluss besitzen, dass sie kerngesunde Unternehmen in den Ruin stürzen könnten. Diese Alternative wird auch diskutiert. Aber short selling ist keine schwarze Magie, und es werden sich auf der Short-Seite einige die Finger verbrannt haben, als jeden Tag eine neue “Empfehlung” kam und – täglich grüßt das Murmeltier – Morgen für Morgen die Aktie sofort gegen die over night short Positionen lief, welche dann bei weiter steigenden Preisen gedeckt werden mussten. Also haben die Shortseller sogar in gewissem Rahmen zum Preisanstieg beigetragen. Wenn man sich jetzt einmal die Ticks (Times&Sales) vom Freitag anschaut, sieht man, dass der monströse Kursverfall nichts mit bösem, koordiniertem Shortselling zu tun hatte, was man an der Anzahl der umgesetzten Aktien in den aufgelisteten Preisintervallen zwischen 10:18 Uhr und 10:55 Uhr sehen kann (Berlin, Frankfurt, München und Stuttgart zusammen):
bis EUR 11,99: 4730 Aktien bis EUR 11,49: 83326 Aktien bis EUR 10,99: 9190 Aktien bis EUR 10,49: 19085 Aktien bis EUR 9,99: 55702 Aktien bis EUR 9,49: 66688 Aktien bis EUR 8,99: 40538 Aktien bis EUR 8,49: 47474 Aktien bis EUR 7,99: 12600 Aktien bis EUR 7,49: 51755 Aktien bis EUR 6,99: 16060 Aktien bis EUR 6,49: 420457 Aktien
Das bedeutet ganz einfach, es war kaum jemand im Markt, der der die Aktie für über 6 Euro kaufen wollte, mit Ausnahme von wenigen, die zu den “runden Zahlen” EUR 8,00 und EUR 7,00 zugegriffen haben. Ansonsten war niemand bereit zu kaufen. Frankfurt hat sogar zwischen 10:18 Uhr (68.752 Aktien zu EUR 11,20) und 10:55 Uhr (ca. 400.000 Aktien zu EUR 6,00) umsatzlos herunter getaxt (siehe Tickliste weiter unten). Und dafür sind bestimmt nicht die Shortseller verantwortlich. Ganz im Gegenteil: vermutlich haben viele ihre short Positionen zu 6 Euro gedeckt und so verhindert, dass die Aktie noch weiter fällt.
In der Stellungnahme seitens des Unternehmens heißt es auch noch:
Klaus Eckhof, Vorstandvorsitzender von De Beira Goldfields, kommentierte: „Der Kursabsturz kann nur mit der Verwirrung durch den ab heute rechtskräftigen Aktiensplit erklärbar sein, vor allem angesichts der ausnahmslos positiven Nachrichten, die wir bisher bekannt geben konnten. Besonders die heute verkündete Absichtserklärung, die es uns erlaubt, 80% der bereits produzierenden Multi-Millionen-Unzen Minanca-Goldmine in der El Oro Provinz in Ecuador zu übernehmen, sollte die Anleger freuen. Damit hätten wir bereits 11 Mio. Unzen Goldäquivalent und würden den Übergang vom Explorer zum Produzenten machen.“ Vielleicht war auch die “verkündete Absichtserklärung” der Grund für den Kursverfall. Achtung: Eine Absicht wurde erklärt, kein Kaufvertrag unterschrieben! In der dazugehörigen Pressemitteilung heißt es unter der Überschrift “Höhepunkte” u.a.:
“Erwerb einer produzierenden Goldmine mit Multi-Millionen-Unzen Potential.” “Bestehende Ressourcenbasis von mehr als 4 Millionen Unzen (nicht NI43101-konform).” “Das Projekt befindet sich in Südecuador, wo Explorationsaktivitäten in letzter Zeit Weltklasseentdeckungen zutage förderten, z. B. Aurelian Resources Inc. 189m @ 24g/t Au auf seinem Fruta-del-Norte-Projekt.” Super-Nachrichten, da muss man gar nicht erst weiterlesen. Oder vielleicht doch? Lesen wir spaßeshalber einmal weiter. In Höhepunkt Nr. 1 heißt es “produzierende Goldmine”, weiter unten liest man aber, dass der Großteil der bisherigen Produktion “zwischen 1895 und 1950 abgebaut” wurde. Und schon kommen die ersten Fragen. Was ist in den letzten 50 Jahren passiert? Hat sich der weitere Abbau selbst in den 80ern bei extrem hohen Goldpreisen nicht gelohnt? Ist das nun eine produzierende Mine, oder eine Mine, die einmal produktiv war, jetzt aber ausgebeutet und geschlossen ist?
Unter Höhepunkt Nr. 3 wird ein Goldgehalt von 24 Gramm pro Tonne Erdgestein genannt. Allerdings in einem anderen Gebiet, das sich zwar auch irgendwo in Südecuador befindet, aber nicht genauer spezifiziert wird. Da vermutlich nicht ganz Südecuador auf einem Fundament aus Gold ruht, ist das meiner Einschätzung nach eine vollkommen irrelevante Information, besonders weil die Hauptadern laut Pressemitteilung “in der Breite von 0,6m bis 5m variieren und in der Länge zwischen 500m und 800m”. Was interessiert mich dann der Boden in einem oder sogar zehn oder 100 Kilometern Entfernung? Überhaupt nicht.
Von Interesse ist nur der Goldgehalt auf/unter dem Gebiet, das erworben werden soll. Dazu liest man unter Höhepunkt Nr. 2, dass mehr als 4 Millionen Unzen, also ca. 125 Mio. Gramm Gold erwartet werden (1 Unze sind ca. 31,1 g). Weiter unten in der Pressemitteilung steht, dass sich die bisherige Ausbeute bis 1950 auf 3,6 Mio. Unzen Gold aus 7,6 Mio. Tonnen Gestein belief. Kurz nachgerechnet entsprechen 3,6 Mio Unzen ungefähr 112 Mio. Gramm, das geteilt durch 7,6 Mio Tonnen Gestein ergibt einen Goldgehalt von ca. 14,7 g/t (Gramm pro Tonne), was nahe an den 14,4 g/t in der Pressemitteilung liegt. Das ist allerdings der Goldgehalt der bisherigen Ausbeute bis 1950. In der Pressemitteilung stehen aber auch die aktuellen Erwartungen: “Kürzliche (nicht konforme) Ressourcenkalkulierungen ergaben eine Schätzung von 4,73 Millionen Unzen Gold aus 127 Millionen Tonnen.” Nochmal schnell an den Taschenrechner: 4,73 Mio. Unzen sind ca. 147 Mio. Gramm, das auf 127 Mio. Tonnen Gestein ergibt einen Gehalt von 1,16 g/t. Das ist so weit entfernt von den 24 g/t irgendwo in Südecuador, und auch so weit entfernt von den 14,4 g/t bei der bisherigen Ausbeutung bis ins Jahr 1950, dass mir irgendwo ein Fehler unterlaufen sein muss. Ich finde ihn aber nicht.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Pressemitteilung ist, dass die Transaktion neben Bargeld von ca. $1,8 Mio auch “3 Millionen beschränkte Aktien des Kapitals von De Beira zu einem Preis von nicht weniger als USD 10,00 pro Aktie” umfassen soll, d.h. der Kurs muss über $10 bleiben, damit die Mine überhaupt übernommen werden kann. Da solche Transaktionen vermutlich nicht über Nacht ausgehandelt werden, sondern einige Wochen, wenn nicht Monate an Zeit benötigen, ist es schon verwunderlich, wie man bei den Verhandlungen, dem Verfassen und dem Unterzeichnen der Absichtserklärung von einem Aktienkurs über $10 ausgehen konnte. Bei einem Wechselkurs EUR:USD von ca. 1,26 entsprechen USD 10,00 ca. EUR 7,94. Ich bin gespannt, ob es nächste Woche wieder Empfehlungen hagelt wie “Absolute Kaufkurse unter EUR 8,50″ oder “Kaufen bis EUR 9,00″.
Update 2006-06-22 12:30 Uhr
Scheinbar gab es einen “offenen Brief” eines Börsen-Newsletters an das Bafin aufgrund des Kursverlaufes von De Beira Goldfields. Wie oben in meinem früheren Artikel bereits vermutet, sind natürlich die bösen Shortseller an allem Schuld: (Achtung, Satire!) Kerngesunde Unternehmen würden quasi ruiniert, und der Finanzmarkt Deutschland insgesamt sei dadurch in Gefahr. In dem Brief werden einige Fragen gestellt, einige bleiben aber offen. Letztere reiche ich hier nach:
Warum ist es in Ordnung, wenn Aktien von Null auf Hundert in drei Wochen steigen, hauptsächlich aufgrund einer hohen Medienabdeckung? Warum lassen sich ausländische Unternehmen überhaupt im deutschen Freiverkehr listen, wenn sie daraufhin hilflos den Angriffen der bösen Shortseller ausgesetzt sind? Besonders kanadische und australische Unternehmen aus dem Bereich Rohstoffe fallen mir in diesem Zusammenhang auf. Noch wichtiger, warum wird das Listing nur wenige Wochen vor dem Beginn der intensiven Medienabdeckung durchgeführt? Zufall? Seht Euch die Charts an! (Energulf 25.04.2005, Ona Exploration 07.11.2005, De Beira Goldfields 28.02.2006) Warum werden in den entsprechenden Medien keine aussichtsreichen Unternehmen genannt, die nicht im deutschen Freiverkehr handelbar sind? Warum ist das Handelsvolumen in Deutschland in vielen Fällen 10mal höher als an der der sog. Heimatbörse? Wo sind denn die Kurse der ganzen hochgejubelten aussichtreichen Explorer, Driller, etc. heute? Bzgl. De Beira noch eine weitere Auffälligkeit: Die Homepage von De Beira Goldfields gibt es neben Englisch und Deutsch seit einigen Tagen jetzt auch auf Italienisch. Mal sehen, ob in Kürze De Beira auch in italienischen Börsenbriefen auftaucht.
__________________________________________________ VIVA ARIVA!
|