Pressespiegel --------------------------------------------------
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2000
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FRANKFURT, 3. November. EM-TV, Gigabell und Metabox im Zuchthaus, Poet, Nemetschek und Teldafax auf dem Schrottplatz, Dino Entertainment und Maxdata im Märchenwald: Wer als Unternehmen in den Nemax-waste-all-Share-Index (Nemwax), also den Index der schlechtesten Unternehmen am Neuen Markt, aufgenomen wird, hat nichts zu lachen. Unter der Internet-Adresse www.nemwax.de können Anleger in verschiedenen Kategorien alles über die Unternehmen erfahren, die nach Auffassung der Organisatoren des Newax die schlechtesten Unternehmen des Neuen Marktes sind. Der Initiator dieser Homepage ist 'Amok der Böse', ein Kleinanleger, der mit seinem technischen Gehilfen 'Donald' und anderen Kleinanlegern, die er über Chatrooms im Internet kennengelernt hat, die Unternehmen des Neuen Marktes beobachtet und noch mal durchliest, ist klar im Vorteil, meint Amok zu dieser Rubrik. In unregelmäßigen Abständen gibt es Kommentare zur 'Lage der Nation bezüglich des Neuen Marktes ('Kaufen, bis der Kuckuck kommt'; 'Vertrauen ist gut, Analysten sind schlechter'). 'Der Nemwax war und ist die einzige Möglichkeit, sich ausführlich über die Verlierer des Neuen Marktes zu informieren', sagt Amok. Außerdem könne man vom Leder ziehen und ,Versager Versager' oder ,Nieten, Nieten' schimpfen. 'Es macht einfach Spaß. Und wenn andere davon profitieren können - um so besser', sagt Amok. 'Ich bin nicht gehässig, ich zeige nur Mängel auf', umschreibt er seine Rolle. Er versteht sich als Chronist, der Stimmungen und Fakten zusammenfasse. 'Bisher waren die Antworten der Unternehmen gemäßigt', umschreibt Amok die Reaktionen der recherchiere er im Zweifel nach, bevor er einen Beitrag auf die Nemwax-Seiten stelle. Weitere Quellen seien Ad-hoc-Meldungen, Pressemitteilungen und Berichte aus Medien. Letztlich sei aber jeder selbst dafür verantwortlich, inwieweit er Berichten oder Meinungen Glauben schenke. Das gelte aber auch für die Studien der Banken. Seine Mitstreiter kennt Amok aus einem Chatroom, in dem er anfangs seine Beiträge veröffentlicht hat. 'Allen Mitstreitern im Nemwax ist neben ihrem Interesse am Neuen Markt ein gesunder Menschenverstand und mehr oder weniger Humor gemeinsam, der eine oder andere scheint beim Bilanzenlesen auch nicht ganz hilflos zu sein', beschreibt er die Teilnehmer. 'Profis scheinen keine dabeizusein - was die hohe Qualität der Diskussion erklärt', sagt er weiter. 'Das Interesse der Anleger ist groß: Etwa 500 analysiert. 'Die Kleinanleger schlagen zurück', umschreibt Amok das Motto der Nemwax-Seiten. Viele der Anleger, die auf den Nemwax-Seiten Unterneh- men analysieren, haben schlechte Erfahrungen mit Unternehmen des Neuen Marktes gemacht oder sich über Studien von Banken geärgert. 'Wir sind im Gegensatz zu den Banken unabhängig, und das genießen wir auch', erklärt Amok. Man beleidige die Firmen zwar nicht, aber gehe auch nicht zimperlich mit ihnen um. In der Tat: Unter der Kategorie 'Schrottplatz' finden sich Unternehmen, die nach Ansicht der Nemwax- Teilnehmer vor allem durch nicht marktfähige Produkte glänzen. 'Im Schuldnerturm sitzen Firmen, deren Verschuldung existenzbedrohend ist oder werden könnte', erklärt Amok. Im 'Märchenwald' seien Unternehmen zu finden, die ihre eigenen Prognosen aus selbstverschuldeten Gründen mehrmals oder gravierend nicht eingehalten haben. Ins 'Zuchthaus' wanderten Unternehmen, die das Vertrauen der Anleger durch inkompetentes oder sogar kriminelles Vorgehen dauerhaft verspielt haben. In den 'Kindergarten' steckt Amok Unternehmen, die erst jüngst den Weg an die Börse gefunden haben, deren Geschäftskonzept sich aber nach Meinung vieler Anleger nicht durchsetzen könne. 'Viele Firmen, die früher zum Konkursrichter gegangen waren, gehen heute an die Börse', heißt es lapidar unter dieser Rubrik. Es gibt auch tägliche Rubriken: Da wird die SAU des Tages, das schlechteste anzu-nehmende Unternehmen, vorgestellt, unter dem Titel 'Zitrone des Tages' wird der Preis für unrichtige Ad-hoc Mitteilungen vergeben. 'Wer Veröffentlichungen, die an die gesamte Financial Community gehen Unternehmen. Manche Unternehmen reagieren nicht auf Anfragen, aktiv reagiert habe aber etwa der Vorstand von Lobster, mit Erfolg: Das Unternehmen wanderte vom 'Zuchthaus' aufs 'Arme-Sünder-Bänkchen', wo Unternehmen gelistet sind, die Besserung geloben. Welche Garantie gibt es dafür, daß die Berichte im Nemwax objektiv sind? 'Praktisch alle, die mitdiskutieren meinen es ernst und sind seriös, wie sie bei anderen Diskussionen meist schon bewiesen haben', erklärt Amok. Zudem Zugriffe zählt er auf den Seiten pro Tag. Außer den Unternehmen am Neuen Markt müssen sich demnächst auch die Banken warm anziehen: Amok plant eine weitere Rubrik, die 'Bank-Räuber': Hier sollen Banken gelistet werden, die zu unreife Unternehmen oder Unternehmen mit unseriösem Management an den Markt gebracht haben oder aber mit ihren Prognosen stark danebenlagen. Die Rache der Kleinanleger kann grausam sein...
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