schon gelesen?,,,,ist von gestern,,,,,,
kann man trotzdem gut lesen (meiner meinung)
Eine Welt voller Sprengsätze
Von Jochen Steffens Dem geneigten Börsianer sollte eigentlich das kalte Grausen kommen. Was kann nicht alles passieren, das eine Investition in Aktien schnell im Rauch großer Verluste aufgehen lassen würde. Ein Anschlag in den USA, ein Krieg mit dem Iran, der sich ausweitet. Putin schafft die Demokratie ab und startet die zweite Phase des kalten Krieges. Der Ölpreis steigt auf 100 Dollar. Das amerikanische Finanzsystem bricht in sich zusammen. Die Inflation steigt, die Zinsen steigen. Der Dollar -stürzt in sich zusammen. China wird die Rohstoffpreise auf Höchstkurse treiben. Rohstoffkriege flammen auf. Eine Klimakatastrophe verursacht einen plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels. 90 % der Menschheit lebt in Ufernähe und muss umgesiedelt werden und so weiter und so fort.
Es ist also im Moment eigentlich schierer Wahnsinn, langfristig in Aktien zu investieren. Ich denke, bis jetzt werde ich Ihre volle Zustimmung erhalten.
Ich erlaube mir einmal, in meiner gewohnten Weise, den Bullen von hinten aufzuzäumen. Ich stelle nun, natürlich vollkommen unabhängig von der aktuellen Situation, ein paar Überlegungen an. Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt: Wann bzw. wo oder vielleicht auch wie eine Rallye beginnt? Oder genauer: Welche Vorraussetzungen erforderlich sind, damit ein Aktienboom beginnen kann?
Zunächst muss Geld da sein, das in Aktien investiert werden kann. Denn nur wenn gekauft wird, können Kurse steigen. Das ist so einfach wie logisch.
Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss: Die Masse der Anleger darf NICHT in Aktien investiert sein.
Moment, das muss ein wenig weiter gedacht werden. Wenn die Masse der Anleger am Anfang eines Aktienbooms nicht in Aktien investiert sein darf, muss es dafür Gründe geben.
Vorstellbar wäre, dass Aktien für Anleger völlig uninteressant geworden sind, so dass keiner mehr Aktien langfristig halten will. Die meisten Anleger müssen ihr Geld zum Beispiel in sicheren Anlagearten wie Anleihen u.ä. geparkt haben.
Jetzt fehlt nur noch ein Szenario, das die Anleger davon abhält, in Aktien zu investieren. Sehr gut wären zum Beispiel geopolitische Unsicherheit und viel, viel Angst. Jetzt wird dem geneigten Leser vielleicht ein wenig mulmig. Genau das ist aktuell der Fall!
Was müsste noch der Fall sein: Die Anleger müssten davon überzeugt sein, dass die wirtschaftliche und politische Zukunft so düster wie nie aussieht. Ein Investor, der eine rosige Zukunft erwartet, ist natürlich voll investiert!
Oh la la, ich glaube, noch schwärzer, als man gerade hier in Deutschland die Zukunft sieht, geht es kaum noch.
Im Prinzip kann man zusammenfassen, dass ein Aktienboom in dem Moment seinen Anfang findet, im dem die Märkte vor Sorge und Angst regelrecht krank sind.
Höre ich Sie bereits schwer schlucken?
Noch etwas ist notwendig. Die Renditen, die die meisten Anleger in ihren sicheren Anlagen erhalten, müssten enttäuschend niedrig sein. Sie sollten im besten Falle so gerade über der Inflationsrate liegen. Warum sollten sich Anleger in das Risiko "Aktien" wagen, wenn die Renditen bei 10 % ständen? Die aktuelle Rendite zehnjähriger Staatsanleihen liegt bei 3,714 % die Inflationsrate bei 2,2 %. Kritische Situation, oder?
Wir kommen somit zu einem gefährlichen Schluss: Die aktuelle Situation wäre demnach ein idealer Nährboden für einen gigantischen Boom. Stellen Sie sich vor, die Aktien steigen, die Sicherheit nimmt zu und das Geld fließt aus den Rentenmärkten in die Aktienmärkte. Aus den Zertifikaten mit Kapitalgarantie in Aktien, etc ...
Das scheint alles ziemlich brenzlig zu sein. Bedeutet das also, dass uns ein solcher Boom direkt bevorsteht?
Es gibt etwas, dass skeptisch stimmt. Wären wir seit zehn Jahren in einer Seitwärtsbewegung, würde ich aktuell all mein Hab und Gut in Aktien investieren. Doch wir sind noch in unmittelbarer zeitlicher Nähe eines vergangenen Börsencrashs. Die Vergangenheit hat uns jedoch gelehrt, dass nach einem großen Boom und einem großen Crash, die Beschäftigung mit Aktien erst einen wirklichen Nullpunkt erreicht haben muss. Überspitzt dargestellt: Wenn Sie erzählen, dass Sie etwas mit Aktien zu tun haben, muss Sie jeder ansehen, als wären Sie ein Verbrecher.
Und das ist aktuell nicht der Fall. Im Moment sind noch viel zu viele Menschen mit Aktien beschäftigt. Aktien sind immer noch irgendwie sexy. Wenn Sie erzählen, dass Sie ein Trader sind, können Sie in den Augen der meisten Frauen ein kleines interessiertes Blitzen erkennen – (natürlich nur, wenn die Frau nie mit einem Trader zusammen war – bei solchen Frauen bedeutet ein solches Blitzen etwas ganz anderes ...). Und es ist eine Tatsache, dass immer noch viel zu viele Menschen traden wollen. Sie wollen investieren und Geld verdienen. So lange so viele Menschen noch die Hoffnung haben, mit der Börse reich zu werden, wird keine große Boomphase starten. Das zumindest lässt sich aus der Vergangenheit ableiten.
Aber andererseits sprechen die genannten Gründe auch gegen einen Crash. Wenn jedoch weder ein Crash, noch ein Boom zu erwarten ist ...
Und erneut kommen die ewig kreisenden Gedanken eines Traders zu dem altbekannten Schluss, dass uns eine lange Seitwärtsbewegung in einer sehr breiten Range von vielleicht im Dax 1000-2000 Punkte erwartet. Aber diese Überlegungen zeigen auch, dass der Markt durchaus noch Potenzial hat. Nach wie vor gilt: Wir loten im Moment das obere Ende dieser Seitwärtsbewegung aus. Wo genau das liegen wird, bei 4200, 4400 oder sogar 5000 Punkten im Dax, ist nicht zuverlässig zu prognostizieren. Erst wenn es gefunden wurde, steht uns eine interessante und sehr gewinnbringende Zeit bevor ...
Wenn sich jedoch irgendwann das Blitzen in den Augen der Dame, der Sie im leicht angeheiterten Zustand auf einer Party erzählen, dass Sie ein Trader sind, in eine verächtliche Grimasse verwandelt und diese Dame, Sie daraufhin einfach stehen lässt, – dann ...
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