Exklusiv Wacker schraubt Wert nach oben von Mark Böschen, Frankfurt Die beratenden Banken haben den Börsenkandidaten Wacker Chemie in Vorgesprächen mit Investoren als Siliziumaktie bewertet. Durch die Betonung dieses wachstumsstarken Geschäfts bereiten die Analysten die Profianleger auf einen Börsenwert zwischen 3,8 Mrd. und 4 Mrd. Euro vor.
Ein Kursmakler an der Frankfurter BörseDies erfuhr die FTD von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen. Konsortialführer sind Morgan Stanley und UBS. Zuvor war in Finanzkreisen von 3 Mrd. Euro Marktwert gesprochen worden. Die beiden Banken kommentierten den Vorgang am Mittwoch nicht. Ein Sprecher von Wacker Chemie verwies auf die für Montag geplante Pressekonferenz, bei der das Unternehmen Details zum in der Woche vor Ostern geplanten Debüt vorstellen will.
Bei einer so hohen Bewertung könnte Wacker den laut einer Studie des Konsortialmitglieds HypoVereinsbank (HVB) angepeilten Emissionserlös von 1 Mrd. Euro erreichen, ohne dass der Streubesitz stark über den Mindestwert von 25 Prozent steigt, den das gehobene Börsensegment Prime Standard vorschreibt. In Finanzkreisen war mit einem Streubesitz von 25 bis gut 30 Prozent gerechnet worden. Bei starkem Anlegerinteresse könnte Wacker das Ziel für das Emissionsvolumen auf über 1 Mrd. Euro anheben, hieß es in mit den Plänen vertrauten Kreisen.
Mehrere Fondsmanager und Händler nannten den angepeilten Börsenwert ambitioniert. Dennoch bezeichneten sie Wacker wegen der Wachstumsaussichten als interessante Aktie und rechnen mit großer Nachfrage.
Der Börsengang von Wacker Chemie ist der größte unter den bislang für 2006 angekündigten Debüts in Deutschland. Die offensive Bewertung zeigt, dass Investmentbanker den Markt derzeit für sehr aufnahmefähig halten. Vergangene Woche hatten bereits die Banken des Börsenkandidaten Patrizia Immobilien eine ehrgeizige Bewertung angedeutet.
Wacker braucht Geld, um Kredite bei Morgan Stanley zu bezahlen, die der Gründerfamilie den Rückkauf des Sanofi-Aventis-Anteils ermöglicht hatten. Weiteres Kapital soll in Investitionen fließen. Die Familie hatte angekündigt, einen "substantiellen Anteil" am Konzern behalten zu wollen.
Die Studien weiterer Konsortialbanken legen ebenfalls eine Marktkapitalisierung bei 4 Mrd. Euro nahe. "Wir sehen den fairen Börsenwert vor der Kapitalerhöhung zwischen 3,85 Mrd. und 4,19 Mrd. Euro", schreiben die Analysten des Konsortialmitglieds ABN Amro Rothschild unter Verweis auf marktübliche Bewertungsmodelle.
Wacker hat den Umsatz im vorigen Jahr um zehn Prozent auf 2,8 Mrd. Euro gesteigert und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 261 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Die HVB-Studie mit dem Titel "Wacker - Silicon Valley in Deutschland" spricht von "einem der führenden Unternehmen in der Siliziumchemie" und prognostiziert für 2006 ein Ebit von 375,6 Mio. Euro. Die Analysten erwarten, dass die Chemieeinheiten und das Geschäft mit Polysilizium für die Solarindustrie den Ertrag weiter steigern und das Geschäft mit Chip-Wafern der Tochter Siltronic trotz des für 2007 erwarteten Nachfrageabschwungs profitabel bleibt.
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