Computec: Neubewertung nach UK-Deal? 16:15 17.11.03
Das (Computec)-Leben ist ein Spiel. Herzstück des Unternehmens ist das etablierte Spielemagazin „PC-Games“. Darin und in diversen anderen Computec-Spielemagazinen - die durch Online-Auftritte wie pcgames.de unterstützt werden - suchen die Computec-Redakteure nach immer spannenderen Spielen und bewertet Games für die Leser nach Spannung und Spielspass.
In ein „Spiel“, das hinsichtlich Spannung und Überraschungen sicherlich eine 99%-Bewertung in „PC-Games“ bekommen würde, konnte man sich 1998 beim Börsengang von Computec einkaufen. Die Spieler waren sofort mitten drin, Expansion nach England und sogar Spielemagazine in den USA liessen die Stimmungskurve der Aktie und der „Spieler“ (oder Zocker) sprunghaft ansteigen. Der nächste Level begann 2000. Mehr neue Spielemagazine, der Start in Skandinavien und die Marktführerschaft in UK liessen so richtig Freude aufkommen. Erste Systemfehler wie der Abschied aus dem verlustreichen US-Engagement wurden anfangs gerne verziehen.
Game Over?
Doch spätestens 2001 wurde klar, dass die „Spieleentwickler“, sprich das Computec-Mangement, zwar für sehr viel anfänglichen Spielspass gesorgt hatte, aber zu schnell zu viel wollten, was auf Kosten der Systemsicherheit ging: Die Neubewertung der Beteiligungen führte zu einem Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals: Der komplette Systemabsturz drohte. Nur ein externer Eingriff in Form eines Forderungsverzichtes der Grossaktionäre rettete das Unternehmen vor dem Aus. Fazit für die Aktionäre: Adrenalin ja, aber zu einem hohen Preis.
Restart
Doch nun kündigt sich ein Restart des Spiels - vor allem des Aktienkurses - an. Der letzte Bug in Form der unprofitablen UK-Tochter wurde im November gewinnbringend verkauft. Der Verkaufspreis beträgt nominal rund 7 Mio. Euro, von denen rund 2,5 Mio. Euro über die nächsten 5 Jahre in Form von Lizenzen und redaktionellen Inhalten abgegolten werden sollen. Damit hätte sich Computec seine Bilanz endgültig saniert, einen Verlustbringer abgestossen und gleichzeitig eine Grundlage für weiteres Wachstum geschaffen.
Die Risiken wurden damit minimiert: Eine Eintrittskarte für 3,3 Euro pro Aktie ist angesichts eines KUV von rund 0,5 und KGV im Bereich von 10 sehr günstig. Dieses Mal scheint ungetrübter Spiel-spass zu einem guten Preis/Leistungsverhältnis garan-tiert, wenngleich man auf der Suche nach der hohen Geschwindigkeit und dem grossen Adrenalinkick doch lieber eine Ausgabe von "PC Games" aufschlagen sollte. Dieses Flagship-Magazin musste übrigens im dritten Quartal einen Absatzrückgang von 6,7% auf 222.824 Exemplare hinnehmen. Jedoch wurden die Abonnements um 16,4% auf 48.998 Magazine gesteigert. Tatsächlich gelesen wird jedes Heft derzeit rund 1,27 Mio mal, im September 2002 waren es erst 1,13 Mio Leser (quelle: awa). Zu den allgemeinen Marktaussichten sagte Unternehmenssprecher Schneider, dass der Markt für Computerspiele-magazine derzeit abgesteckt ist, im Zeitschriftenmarkt generell sei jedoch alles drin.
Script
In den ersten neun Monaten wurden aus dem Deutschland-Geschäft 24,6 Mio. Euro erlöst (die UK-Tochter die nun verkauft wurde, hat 5,3 Mio. Euro erwirtschaftet). Für das Gesamtjahr sind, um die UK-Tochter bereinigte, Umsätze der neuen Computec von deutlich über 30 Mio. Euro zu erwarten. 2004 wird Computec von diesem Niveau aus weiterhin wachsen.
Profitabel bleiben will man dabei „auf jeden Fall“, so Unternehmenssprecher Joachim Schneider gegenüber BLUeBULL today. Einen detaillierten Ausblick für nächstes Jahr gibt Computec Mitte Dezember.
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres, welches bis 30.6. geht, wurden 0,2 Euro je Aktie Gewinn erzielt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass von 2,4 Mio. Euro EBIT-Gewinn die unprofitable UK-Tochter 1,4 Mio. elemeniert hatte. Könnte Computec Deutschland also 2004 das Gewinnniveau von 2003 halten, wäre nach Adam Riese nächstes Jahr ein Gewinn von rund 3 Mio. Euro möglich, was ein KGV von 5 bis 6 bedeuten würde. Wir wollen Herrn Riese hier nicht 1:1 folgen, zumal auch weitere Neu-investitionen in die Ausschöpfung neuer Lizenzen fällig werden und die Profitabilität zumindest kumuliert im 3. Quartal auf Quartalsbasis rückläufig war. Der jetzige Kurs dürfte jedoch im Normalfall ein 04er KGV von deutlich unter 10 bedeuten.
Stabilisiert
Fliessen wie geplant die rund 4,5 Mio. liquiden Mittel aus dem UK-Verkauf in die Bilanz, ist auch hier die Waage zwischen kurzfristigen Verbindlichkeiten und liquiden Mitteln wieder hergestellt. Was die Bilanz nicht unmittelbar belastet, aber unter ihr schwebt, sind die Folgen des Forderungsverzichtes Ende 2001. Die Hauptaktionäre hatten mit Besserungsschein auf Gesellschafterdarlehen in Höhe von Mio. 9,4 Euro verzichtet; der Besserungsfall tritt erst dann und in dem Umfang ein, wenn das bilanzielle Eigenkapital das Grundkapital nebst der gesetzlichen Rücklage übersteigt.
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Computec steht auf der sichereren Seite, solange das Unternehmen profitabel bleibt. Wenngleich der Markt für Spielemagazine zuletzt überpenetriert wurde, spricht mittel- langfristig nichts gegen einen wachsenden Markt. Das Unternehmen ist derzeit lediglich mit 16 Mio. Euro bewertet, bereits in den ersten neun Monaten wurden incl. UK 30 Mio. Euro erlöst und ein Jahresüberschuss von einer Mio. Euro eingefahren. Das sind Zahlen, die für sich sprechen, zumal das Unternehmen nicht nur bilanziell und operativ, sondern auch charttechnisch die Konsolidierungsphase hinter sich zu lassen scheint. Kursrisiko ist ein etwaiges Platzen des UK-Verkaufes: Der Verkauf erfolgt aufschiebend bedingt nach erfolgter Jahresabschlussprüfung der Computec Media UK.
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