Dr. Alexander Burger, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, nimmt für die Aktie von BioTissue ein Upgrade von "reduzieren" auf "halten" vor. (WKN 618061) Die Rahmenbedingungen für Tissue Engineering-Produkte als innovative Medizinprodukte blieben schwierig. Neben einem uneinheitlichen Regelwerk für die Zulassung der Produkte stelle vor allem das Problem der geregelten Kostenerstattung durch die Krankenkassen ein Haupthindernis auf dem Weg zum Erreichen der Profitabilität dar. Während in den USA mit der Erteilung einer FDA-Zulassung auch die Kostenerstattung durch die Krankenkassen verbunden sei, seien in Europa dafür verschiedene Pfade zu beschreiten. Deutschland bilde zudem eine Besonderheit, weil die autologen Produkte hier eigentlich keiner klinischen Prüfung bedürften, sondern nur einer Herstellungserlaubnis nach dem Arzneimittelgesetz. Dennoch könne ein Unternehmen wie BioTissue auch in Deutschland nicht völlig auf klinische Studien verzichten, weil die Krankenkassen solche Studien als Wirksamkeits- und Kosteneffizienznachweis verlangen würden, bevor möglicherweise eine Kostenerstattung in Frage komme. Fünf Produkte (Hautersatz, Vitiligobehandlung, Mundschleimhaut, Knorpel und oraler Knochen) würden bereits vermarktet. Für das laufende Geschäftsjahr stehe zudem eine Entscheidung über die Weiterführung der Kooperation mit dem Berliner Unternehmen Cell-Lining und der eventuellen Vermarktung der gemeinsam entwickelten beschichteten künstlichen Blutgefäße an. Hierbei sei BioTissue gemeinsam mit Cell-Lining mittlerweile von der Forschungs- in die Entwicklungsphase übergegangen und bereite eine GMP-Produktion vor. Außerdem solle auch BioSeed -B, ein autologer Knochenersatz, der auch außerhalb des Mundraums eingesetzt werden könne, an den Markt kommen. BioTissue habe seine Planungen im Frühsommer deutlich revidiert. Auch die Analysten hätten zum damaligen Zeitpunkt ihre Prognosen angepasst und würden ein deutlich geringeres Umsatzwachstum als ursprünglich angenommen erwarten. Daraus würden eine Verschiebung des operativen Break-Even bis 2004 und ein zusätzlicher Kapitalbedarf im kommenden Geschäftsjahr resultieren. Die Halbjahreszahlen würden die Analysten-Prognosen bestätigen. Für die Deckung des Kapitalbedarfs stehe zwar genehmigtes Kapital zur Verfügung, allerdings dürfte die Einwerbung zusätzlichen Eigenkapitals beim derzeitigen Marktumfeld recht schwierig werden. Alternativ könnte bei dem eher geringen Kapitalbedarf von rund 1,5 Mio. Euro auch eine Fremdfinanzierung oder ein strategischer Partner als Finanzier in Frage kommen. Darüber hinaus werde bei BioTissue derzeit über Auslizensierungsmodelle - beispielsweise bei dem Vitiligo-Produkt MelanoSeed - nachgedacht. Wenn diese mit Upfront-Payments verbunden wären, könnte der Kapitalbedarf zumindest reduziert werden. Seit der letzten Empfehlung, die Aktie der BioTissue Technologies zu reduzieren, habe der Titel rund 49% an Wert eingebüßt. Sicherlich habe BioTissue Technologies dabei auch mit dem Gesamtmarkt unter Druck gestanden; man sei jedoch der Auffassung, dass ein wesentlicher Teil der Kursverluste auf die negativen Meldungen im Zusammenhang mit der Umsatz- und Ergebniskorrektur sowie der Ankündigung zusätzlichen Kapitalbedarfs im nächsten Geschäftsjahr zurückzuführen sei. Wie der Kapitalbedarf gedeckt werden solle, sei derzeit noch nicht abschließend geklärt. Das führe bei dem nach wie vor sehr volatilen Marktumfeld bei vielen Investoren zu Verunsicherung. Auf Basis einer gewichteten DCF- und Multiple-Analyse erscheine BioTissue mittlerweile sogar günstig bewertet zu sein.
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