Hisbollah, Hamas und Israel: alles

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neuester Beitrag: 01.08.06 15:15
eröffnet am: 24.07.06 12:55 von: von Wutzleb. Anzahl Beiträge: 78
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24.07.06 12:55
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695 Postings, 6741 Tage von WutzlebenHisbollah, Hamas und Israel: alles

was man über sie wissen sollte



Eine gefährliche Exkursion in die entfernte Vergangenheit, die vor nur 7 Wochen begann
von Alexander Cockburn
Counterpunch / ZNet Deutschland 21.07.2006


Als die Fernsehkanäle Israels Verteidigern unbegrenzte Zeit für Kommentare gaben, wurde die Botschaft laut, dass keine Nation – am wenigsten Israel – es erlauben würde, über die Grenze hinweg ein Bombardement oder einen bewaffneten Überfall ohne Vergeltung zuzulassen.

Die Richtlinie dieses Tsunami von Gefasel ist die, den Zuschauern keinerlei historischen Kontext zuzutrauen - also nichts von dem, was vor dem 28. Juni geschah, als ein israelischer Soldat gefangen genommen und zwei andere von Hamas getötet wurden und dies die Schlagzeilen beherrschte. Bald danach folgte der Angriff einer Einheit von Hisbollah-Kämpfern an der libanesischen Grenze. Das Gedächtnis soll am 28. Juni 2006 stehen bleiben.

Machen wir eine kurze Exkursion in die Vorgeschichte! Ich rede über den 20. Juni 2006, als die israelische Luftwaffe mindestens eine Missile-Rakete auf einen Wagen abfeuerte, um eine außergerichtliche Tötung auf der Straße zwischen Jabalya und Gaza auszuführen. Die Rakete verfehlte ihr Ziel. Stattdessen tötete sie drei palästinensische Kinder und verwundete 15 andere. (Einen Tag zuvor wurden von isr. Undercovereinheiten zwei Zivilisten aus Khan Yunis, ein Arzt und sein Bruder, irgendwohin entführt --- über diese erfährt man nichts, als ob sie keine Menschen wären. ER) Gehen wir zurück bis zum 13. Juni 2006: die israelische Luftwaffe feuerte Missile-Raketen auf einen LKW, um noch einen Versuch außergerichtlicher Tötung zu versuchen. Die folgende Ladung tötete neun unschuldige Palästinenser.

Nun sind wir schon im dunklen Zeitalter, das weit, weit zurückreicht bis zum 9. Juni 2006, als Israel am Strand von Beit Lahiya 8 Zivilisten tötete und 32 verletzte.

Das ist nur ein kurzer Trip zurück in der Erinnerung, und wir stolpern über die Körper von 20 Toten und 47 Verletzte – alles Palästinenser, die meisten sind Frauen und Kinder.

Israel bedauert ... oh, nein! Israel bedauert nicht im geringsten. Es macht sich nicht einmal die Mühe, Bedauern vorzutäuschen. Es sagt: „ wir behalten uns das Recht vor, Palästinenser zu morden, wann immer wir wollen. Wir behalten uns das Recht vor, ihre Führer zu morden, ihre Häuser zu zerstören, ihr Wasser zu stehlen, ihre Olivenhaine auszureißen, und wenn sie sich dem widersetzen, nennen wir sie Terroristen, die den „Friedensprozess“ vernichten.

Nun sage ich: Israel will die Hisbollah auslöschen. Es möchte natürlich dem libanesischen Volk kein Leid antun, so lange es kein Unterstützer der Hisbollah ist oder irgendwo in der Nähe einer Person oder eines Hauses, eines Autos, eines LKW, einer Straße, eines Busses, eines Feldes, eines Elektrizitätswerkes oder einer Post steht, von der ein isr. Kommandeur oder ein Pilot glaubt, dass dieses oder dieser etwas mit der Hisbollah zu tun hat. Bei einer dieser Möglichkeiten gilt kein Versprechen. Dann wirst du oder deine Frau oder deine Mutter oder dein Baby getroffen/ verbrannt.

Israel bedauert ... oh nein! Siehe oben. Es bedauert nicht im geringsten. Auch George Bush oder Condolezza Rice oder John Bolton bedauern nicht. Letzterer ist der moralisch Primitive, der jeden Tag, an dem er als Amerikas Botschafter in der UNO sitzt, Schande über sein Land bringt. Er hat gerade der Welt erzählt, dass ein toter israelischer Zivilist moralisch viel mehr Wert ist als ein libanesischer.... Keiner von ihnen spricht ein Bedauern aus. Sie sagen, die Hisbollah ist ein Krebsgeschwür im Körper des Libanon. Manchmal endet das Herausschneiden des Krebsgeschwürs mit dem Tod des ganzen Körpers .. auch mit Körpern von Babys. Vielen von ihnen. Schau dir mal die Website Fromisraeltolibanon.info an! .. Man kann sogar sagen, dass Israel zum Entstehen der Hisbollah beigetragen hat. Man kann es beweisen – doch dies erfordert noch einmal eine erschreckende Exkursion in die Geschichte...

Dieses Mal müssen wir fast unvorstellbar weit in der Geschichte zurück gehen. Bis 1982, bis vor die Zeit der Dinosaurier, vor die Zeit von CNN, ... Aber nicht vor die Zeit der Neo-Cons, die zu jener Zeit ... schon genau das taten, was sie jetzt tun: einen amerikanischen Präsidenten beraten, er möge Israel grünes Licht geben, um seine „Sicherheitsprobleme zu lösen“ indem es den Libanon zerstört. 1982 hatte Israel ein Problem. Yassir Arafat, der sein Hauptquartier in Beirut hatte, war gerade dabei zu verkünden, dass die PLO bereit sei, sich mit Israel zusammen zu setzen und im guten Glauben Verhandlungen über eine Zwei-Staatenlösung zu beginnen.

Israel will aber keine Zwei-Staatenlösung: denn das würde bedeuten – wenn die UN-Resolutionen ernst genommen würden – einen palästinensischen Staat direkt neben Israel, mit Wasser und zusammenhängendem Gebiet. Deshalb entschied sich Israel, die PLO aus dem Libanon zu jagen. Es verkündete, dass die palästinensischen Kämpfer die jahrelange Waffenruhe gebrochen hätten, indem sie ein paar Granaten in das nördliche Israel geworfen hätten.

Die Palästinenser hatten aber nichts dergleichen getan. Ich erinnere mich noch sehr gut, weil ich zu jener Zeit vom stellvertretenden Generalsekretär der UN, der mit den UN-Beobachtern an Israels Nordgrenze zu tun hatte, in sein Büro eingeladen worden war...er zeigte mir alle aktuellen Berichte dieser Zone. Seit über einem Jahr gab es keine Schießerei mehr an der Nordgrenze. Israel hatte gelogen...

Mit oder ohne Vorwand wollte Israel in den Libanon einfallen. Dies geschah und die IDF kam bis Beirut. Sie bombardierte und beschoss Städte und Dörfer. Sharons Militär tötete etwa 20 000 Menschen und ließ die libanesischen Christen Hunderte (Tausende ? ER) von palästinensischen Flüchtlingen in den Lagern Sabra und Shatila schlachten.

Das Töten wurde so schlimm, dass sogar Ronald Reagan aus seinem Schlummer erwachte und Tel Aviv anrief, Israel möchte aufhören .... ...... Wir sind nun 24 Jahre später, nachdem Sharon sein Bestes getan hat, 1982 den Libanon zu zerstören - und nun tun dies seine Erben noch einmal. Da sie die Idee eines gerechten Friedens-Vertrages mit den Palästinensern nicht ertragen können, ist dies hier das einzige, was sie tun können: Man nenne den Libanon eine Terror-Oase und bombt ihn zurück in die Steinzeit. Man nenne den Gazastreifen eine Terror-Oase und bombardiere sein Kraftwerk als 1. Schritt auf dem Weg in die Steinzeit. Man bombardiere Damaskus. Man bombardiere Teheran.

Natürlich wird Israel die Hisbollah nicht zerstören. Jedes Mal, wenn noch eine libanesische Familie getötet wird, vervielfacht dies den Hass auf Israel und unterstützt so die Hisbollah...

Ich hoffe, die Leser haben bei der kleinen Exkursion in die Geschichte ihre Freude gehabt – auch wenn sie gefährlich ist. Darum legen die US-Medien so viel Wert auf Geschichte – doch auch ohne die historischen Kenntnisse mag ein großer Teil der Amerikaner das nicht, was Israel tut. ...

Israels Angriff auf den Libanon im Jahr 1982 wurde in den USA schon nach wenigen Tagen unpopulär. Doch die USA zu zwingen, auf Israel Druck auszuüben, um das Grundproblem zu lösen, erfordert politischen Mut; denn tatsächlich ist kein US-Politiker bereit, sich mit der Israel-Lobby anzulegen – auch wenn noch so viele Familien im Libanon und im Gazastreifen auf dem Altar der Feigheit geopfert werden.

http://www.zmag.de/artikel.php?id=1877  
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52 Postings ausgeblendet.

25.07.06 10:30

8584 Postings, 8412 Tage RheumaxInteressanter Artikel

Hätte ne bessere Überschrift verdient.  

25.07.06 11:05
3

4560 Postings, 8897 Tage Sitting BullBrillianter Artikel

vor allem dieser Auszug:

Die Mentalität der Generäle, die sich aus ihrer Erziehung und ihrem Beruf ableitet, ist von ihrem Wesen her gewalt-orientiert, eindimensional, um nicht „primitiv“ zu sagen. Sie basiert auf der Überzeugung, dass man alle Probleme mit Gewalt lösen kann, und wenn dies nicht zum Ziele führt, dann eben mit mehr Gewalt.

-----------------

Hier liegt das Problem: wenn Schwachmaten in Camouflage das Ruder übernehmen, nimmt der Irrsinn seinen Lauf (egal auf welcher Seite).  

25.07.06 11:10

695 Postings, 6741 Tage von Wutzleben@rheumax

zum Beispiel?

War echt am überlegen, aber mir fiel nichts besseres ein ;)



 

25.07.06 12:39

14542 Postings, 6491 Tage gogolwas haben wir denn

nun für ausreden um auf den gestrigen tag zu kommen, bilder ins netz stellen von israelisch opfern ( streugranaten ) und heute gibt es eine meldung das israel selber  solche waffen einsetz und auf die frage nach dem warum gibt es die labidare antwort es ist nicht verboten WAS nun meine user LEIBA BRONSTEIN und MAYOR...  

26.07.06 22:13

3491 Postings, 7006 Tage johannahzu # 29 von von Wutzleben

..."bissl merkwürdig wie einfach es ist ene gruppe zu diskreditieren und ursachen zu verfälschen"....

Fakt ist, daß die Hisbollah für alle Betroffenen eine gefährliche Terrororganisation ist.

Wenn diese Aussage bei manchem so harmlos ankommt (oder wiedergegeben wird) als ob damit eine harmlose Gruppe diskreditiert werden soll, so nach dem Motto, (fast) alle Asiaten leben in Asien, dann ist derjenige entweder realitätsblind, oder er verdreht mit Absicht die Tatsachen.

MfG/Johannah  

26.07.06 22:25
1

695 Postings, 6741 Tage von Wutzlebendie hisbollah ist die legitime antwort

auf das menschenverachtende gebahren israels.

ohne die bösartige israel gäbe es gar keine hisbollah bzw. keine unterstützung für sie.

die hisbollah "ernährt" sich von israelischen verbrechen. sie wächst mit deren anzahl und grausamkeit. ihre basis ist ein unterdücktes volk udn solange die unterdrückung anhält, muss und wird es auch die hisbollah geben.

und eine gruppe als terrorgruppe anzusehen, nur weil sie gegen eine besatzungsmacht kämpft, ist doch im grunde ein witz und zeigt nur, wer medien und menschen im westen kontrolliert.

sie kämpfen mit den ihnen zur verfügung stehenden mitteln gegen eine der modernsten armeen der welt, die zudem von der militärmacht nr.1 unterstützt wird.

was erwartet ihr da? ne offene feldschlacht?


und das sie zahlreiche gründe haben israel zu bekämpfen kann nun niemand mehr abstreiten. israel hat seit jahren frauen, kinder und andere zivilpersonen regelmässig verschleppt oder ermordet. nun sieht man es halt in aller härte. und der umgang mit den un-soldaten macht deutlich, dass es sich um eine bestialische grausame israelische armee handeln muss, die sich wenig um menschenleben kümmert.  

26.07.06 23:05

3491 Postings, 7006 Tage johannahvon Wutzleben

Du kannst dich aufregen, bis du blau anläufst.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß die Hisbollah eine elende Terrororganisation ist die wahllos alle ermordet, die ihr, auch wenn nur zufällig, über den Weg läuft.

MfG/Johannah  

26.07.06 23:12
1

11516 Postings, 8216 Tage der boardaufpasserjohannah - hast du #59 überhaupt gelesen?


was plapperst du denn da???  

27.07.06 00:03

3491 Postings, 7006 Tage johannahHabe ich. Und weil ich nicht nur #59 gelesen

habe, sondern auch einige andere Postings der hiesigen "Experten", habe ich das geschrieben, was du in #60 lesen kannst.

Ich bleibe dabei, die Hisbollah ist eine elende Terrororganisation und ihre Sympathisanten sind genau so elend dran, weil sie ihr Hirn, wenn sie denn eins haben, beim Mitmachen ausschalten.

MfG/Joihannah  

27.07.06 00:21
1

69033 Postings, 7475 Tage BarCodeManch einem ist halt jeder recht,

solange er bereit ist, den eigenen irrationalen Hass auf Israel auszutoben. Da wird rechtfertigt, da werden Horrorbilder einer - ja ich sage es schon wieder - Emanation des Bösen entworfen und freut sich dann mit jeder Katjuscha, die auf das Hassaobjekt abgefeuert wird.

Ein von Wutzleben kann Israel nichts anhaben. Deshalb kann er auch in Ruhe seine wilden Phantasien bei Ariva austoben und bleibt Gottseidank ungefährlich. Es ist sein persönliches Spiel, dass er offenbar braucht.

Die Hisbollah dagegen führt einen realen "heiligen" Krieg gegen ein Land, das es einen feuchten Kehricht angeht. Mit vielleicht ähnlichen aber noch fanatischeren Phantasien, wie Wutzleben, aber mit richtigen Waffen. Und deshalb ist all ihr Gejammer und ihr prahlerisches Gedöns gefährliche Demagogie, ihre Existenz eine Bedrohung für den Frieden. Sie müssen und sie werden hoffentlich die Verlierer dieses Scheißspiels sein.

 

Gruß BarCode

 

27.07.06 00:32
1

59073 Postings, 8547 Tage zombi17Wisst ihr was passieren würde

wenn meine Tochter hier mitlesen würde? Wahrscheinlich nicht, sonst würdet ihr euch nicht so aufführen.

Meine Tochter würde fragen: Papa, geht es den Leuten um den Frieden oder darum ob sie Recht bekommen.
Dazu gäbe es von mir nur eine Antwort: Geh wieder spielen Tochter, das verstehst du noch nicht!
Ich kann nämlich nichts erklären was ich selbst nicht verstehe. Wie sollen gegnerische Parteien jemals zueinanderfinden wenn nicht mal Unbeteiligte vernünftig miteinander umgehen können.

Bitte nicht antworten, ich kenne die Antwort: Die Gegenseite ist schuld:-(  

27.07.06 00:35

10041 Postings, 7979 Tage BeMiBarCode,

ehrlich, ich bewundere Dich, wie Du relativ
sachlich mit diesen ungebildeten Chaoten
zu diskutieren versuchst.
Von nix haben sie Ahnung und
davon viel.
Bei mir kommt jeder Sympathisant dieser
Mörderbande Hisbollah auf die Ignoreliste.

Grüsse
B.  

27.07.06 00:51

3491 Postings, 7006 Tage johannahIch setze keinen auf die Ignore-Liste

Bei mir dürfen sie sich alle austoben.
Und je mehr sie toben, um so besser ist es.

MfG/Johannah  

27.07.06 00:55

10041 Postings, 7979 Tage BeMijohannah

Bist Du Seelsorger oder nur
Philanthrop?
*g*

Grüsse
B.  

27.07.06 00:58
1

25551 Postings, 8377 Tage Depothalbiererignoreliste geht gar nicht.

wenn ich da alle us-propagandageschädigten draufsetzen müßte, käme ich gar nicht mehr aus dem ignorieren raus...  

27.07.06 01:23

3491 Postings, 7006 Tage johannahBeMi, bin weder das eine noch das andere.

Es ist enfach nur lustig oder auch spannend so manche geistigen Ergüsse zu lesen.

Ich muß zugeben, daß ich privat eine derartige Meinungsvielfalt nicht kennenlernen kann.

MfG/Johannah  

27.07.06 01:26

10041 Postings, 7979 Tage BeMijohannah,

es geht mir ähnlich.
Zum anderen enden im privaten und beruflichen
Bereich solche Diskussionen vielfach ungemütlich.
Hier wirkt dagegen vieles nur lustig.

Viele Grüsse
und gute N8
B.  

27.07.06 01:32
1

464 Postings, 6543 Tage felizJohannah, Du meintest

wohl eitrige Ergüsse?

Ich habe ja heute anscheinend richtig was verpasst.
War ja richtige Arbeit das alles Nachzulesen. Besonders bei #59 von unserem Wutz hatte ich fast den Eindruck, dass da der Geifer an dem Posting runterlief - "bestialische grausame israelische armee...".

Der Arme - die Hitze...

Ab ins Bett  

27.07.06 01:52

3491 Postings, 7006 Tage johannahBeMi, schau dir mal an,

was so alles als gut analysiert durchgehen kann.

Ariva spiegelt zum Glück nicht den gestigen Bundesdurschgschnitt wieder.

MfG/Johannah  

27.07.06 02:01

10041 Postings, 7979 Tage BeMijohannah,

ich glaube doch und
das ungehemmt dank Inet.

Gute N8,
mein Rotwein ist alle!
B.  

27.07.06 08:48

695 Postings, 6741 Tage von Wutzlebend amusste jemand wohl bis 2 uhr nachts

warten bis i9hm doch noch jemand auf die schulter klopft.

bei den obskuren ansichten wohl auch ken wunder.




In jeder grösseren Gruppe gibts nen BeMi (frei nach Hans Meyer)  

28.07.06 12:36
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695 Postings, 6741 Tage von WutzlebenFragen und Antworten: am 15. Tag

des Libanonkrieges
von Uri Avnery
uri-avnery.de / ZNet Deutschland 26.07.2006


Frage: Wer wird diesen Krieg gewinnen?

Am 15. Tag des Krieges funktioniert die Hisbollah noch immer und kämpft weiter. Allein dies wird in die Geschichtsbücher der arabischen Völker als glänzender Sieg eingehen.

Wenn ein Leichtgewichtler gegen einen Schwergewichtler kämpft und in der 15. Runde immer noch steht - so ist dies ein Sieg, egal wie das Ende aussieht.

F.: Kann die Hisbollah aus dem Grenzgebiet vertrieben werden?

Die Frage beruht auf einem Missverständnis über das Wesen der Hisbollah.

Nicht zufällig wird die Organisation Hisb-Allah ( „Partei Allahs“) und nicht Jeish-Allah („Armee Allahs) genannt. Es ist eine politische Organisation, die in der schiitischen Bevölkerung des Süd-Libanon verwurzelt ist. Praktisch vertritt sie diese Gemeinschaft. Die Schiiten machen 40% der libanesischen Bevölkerung aus - und zusammen mit den anderen Muslimen sind sie die Mehrheit (im Libanon).

Hisbollah kann nur „entfernt“ werden, wenn die ganze schiitische Bevölkerung vertrieben wird - das wäre eine ethnische Säuberung, und ich hoffe, dass keiner an so etwas denkt. Nach dem Krieg wird die Bevölkerung in ihre Städte und Dörfer zurückkehren, und Hisbollah wird weiter wachsen und gedeihen.

F.:Was wird geschehen, wenn die libanesische Armee an der Grenze entlang aufgestellt wird?

Dies ist vom ersten Augenblick an einer der Slogans der israelischen Regierung gewesen. Dann wird sie dies als Sieg verkaufen. Das klingt für denjenigen sehr überzeugend, der keine Ahnung über die Komplexität des Libanon hat .

Jeder der 1982 im Libanon war und die libanesische Armee in Aktion gesehen hat, weiß, dass es keine ernst zu nehmende Armee ist. Außerdem sind viele ihrer Offiziere und Soldaten Schiiten. Solch eine Militärkraft wird nicht gegen die Hisbollah kämpfen.

Ihre Aufstellung im Süden hängt auf jeden Fall von einem Abkommen mit der Hisbollah ab - und das wird für jeden Tag gelten, an dem sie dort ist.

F.: Könnte eine internationale Streitkraft hilfreich sein?

Dito. Das ist ein Slogan, der besonders für Diplomaten zugeschnitten wurde, die nach einer Idee Ausschau halten, der sie zustimmen können. Sie klingt gut, besonders wenn man noch das Wort „robust“ hinzufügt.

Was genau soll eine „robuste internationale Truppe“ dort tun?

Man schlägt vor, sie solle die Hisbollah in einem bestimmten Abstand von der Grenze halten. Nicht durch Worte - wie die glücklose UNIFIL, die jeder von Anfang an ignorierte - sondern durch Gewalt.

Wenn die Aufstellung dieser Kräfte in Absprache mit beiden Seiten stattfinden sollte, d.h. mit Israel und der Hisbollah - dann ist das in Ordnung. Dies mag dann als Leiter für die israelische Regierung dienen, um mit ihr vom Baum herunterzukommen, auf den sie geklettert war.

Aber wenn diese Kräfte gegen den Willen der Hisbollah dort aufgestellt werden, wird sich ein Guerillakrieg entwickeln. Wird die internationale Streitkraft an einem Ort standhalten und kämpfen, von dem die mächtige israelische Armee vor sechs Jahren mit eingezogenem Schwanz geflohen ist?

Für Israel wird dies ein spezielles Dilemma sein: Was wird geschehen, wenn die Hisbollah Israel trotz der Pufferkräfte angreifen wird? Wird Israel wieder in das Gebiet einmarschieren und einen Zusammenstoß mit der internationalen Truppe riskieren, z.B. mit deutschen Soldaten?

F.:Olmert sagte, wir sollten nicht mit Syrien verhandeln. Ist das durchführbar?

So sagte er. Er sagte überhaupt eine Menge und seine Zunge ist immer noch aktiv

Syrien ist eine zentrale Figur auf diesem Feld. Es wird keine Abmachung mit dem Libanon ohne - direkte oder indirekte - Teilnahme Syriens Erfolg haben.

Eigentlich wurde die Hisbollah von uns geschaffen. Als die israelische Armee 1982 in den Libanon einfiel, wurde sie von den Schiiten mit Reis und Süßigkeiten empfangen. Sie hofften, wir würden die PLO-Kräfte vertreiben, die damals die Kontrolle über das Gebiet hatten. Aber als ihnen klar geworden war, dass unsere Armee dort ist, um zu bleiben, begannen sie einen Guerillakrieg, der 18 Jahre lang andauerte. In diesem Krieg ist die Hisbollah entstanden und breitete sich aus, bis es die stärkste Organisation des ganzen Libanon wurde.

Aber das wäre nicht ohne massive syrische Unterstützung geschehen. Syrien verlangt die Rückgabe der Golanhöhen, die Israel annektiert hat. Deshalb ist es für die Syrer so wichtig, Israel keine Ruhe zu gönnen. Da sie keine Unruhe an ihrer eigenen Grenze mit Israel haben wollen, benützen sie die Hisbollah, damit diese die Grenze zum Libanon unruhig hält.

Die libanesische Grenze wird nicht ruhig werden, bis wir nicht ein Abkommen mit Syrien abschließen werden. Das bedeutet: bis wir die Golanhöhen zurückgegeben haben . Die Alternative wäre ein Krieg mit Syrien mit seinen ballistischen Raketen, chemischen und biologischen Waffen und einer Armee, die sich bewährt hat. Präsident Bush drängt Israel dazu, dies zu tun, um vielleicht die Aufmerksamkeit von seinen Fiaskos im Irak und in Afghanistan abzulenken.

F.: Wie kann man die Durchführung der militärischen Kampagne bewerten?

Dan Haluz will in die israelischen Geschichtsbücher nicht als der größte Feldherr aller Zeiten eingehen.

Er hat die Regierung in diesen Krieg gestoßen, um zwei beschämende militärische Fehlschläge zu vertuschen: die palästinensische Kommando-Aktion in Kerem Shalom und die Hisbollah-Aktion an der libanesischen Grenze. Kein Offizier wurde deshalb zur Rechenschaft gezogen. Die Hauptverantwortung ruht natürlich auf dem Generalstabschef.

Haluz, der erste Generalstabschef, der aus den Reihen der Luftwaffe kommt, war davon überzeugt, dass er die Hisbullah mit einem Bombardement aus der Luft und der Hilfe von Artillerie und mit Kriegsschiffen erledigen könne . Er hat sich gewaltig geirrt. Selbst nach der vielfältigen Zerstörung der Infrastruktur im Libanon gelang es ihm nicht, den Gegner zu besiegen.

Jetzt ist er gezwungen, das zu tun, wovor alle Angst hatten: Bodentruppen in den libanesischen Sumpf zu schicken. Am 15. Tag des Krieges war kein einziges Ziel erreicht worden. Was Haluz betrifft, als Stratege und Kommandeur, so ist seine Benotung nahe Null.

F.:Haben die Zivilisten an der Spitze der Regierung sich unter Beweis gestellt?

Nach den Wahlen dachten viele Leute in Israel, eine bürgerliche Ära habe begonnen, da beide, der Ministerpräsident und der Verteidigungsminister, komplette Zivilisten waren, ohne militärischen Hintergrund. Es hat sich herausgestellt, dass das Gegenteil der Fall ist.

Die Geschichte zeigt, dass politische Funktionäre, die starken Führern folgten, in der Lage sind, schreckliche Dinge zu tun. Sie wollen beweisen, dass auch sie starke Führer sind, dass sie den Schneid haben, einen Krieg zu führen. Harry Truman, der Franklin Roosevelt folgte, ist für das vielleicht größte Kriegsverbrechen der Geschichte verantwortlich: er ließ die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki fallen. Antony Eden, der Winston Churchill folgte, begann den dummen Suez-Krieg in Verschwörung mit Frankreich und Israel.

Die Olmert-Regierung hat diesen Krieg begonnen, war in einer schockierenden Unverantwortlichkeit, ohne ernsthafte Debatten und Beratung. Sie scheute sich, sich gegen die Forderungen des Generalstabschefs zu stellen.

F.: Olmert hat versprochen, dass nach dem Krieg die Situation anders sein würde als vorher. Gibt es dafür ein Chance?

Absolut. Aber die Situation wird für uns viel schlimmer als vorher sein.

Eines von Hassan Nasrallahs Zielen ist, die Schiiten und die Sunniten in einem gemeinsamen Kampf gegen Israel zu vereinigen.

Man sollte wissen, dass Sunniten und Schiiten Jahrhunderte lang Todfeinde waren. Viele orthodoxe Sunniten betrachten die Schiiten als Ketzer. Indem sie den Palästinensern zu Hilfe kamen, die Sunniten sind , hofft Nasrallah, u.a. eine neue Allianz zu schmieden

Im Nahen Osten könnte eine neue Achse entstehen, eine die die Hisbollah, die Palästinenser, Syrien, den Irak und den Iran einschließt. Syrien ist ein sunnitisches Land. Der Irak wird jetzt von den Schiiten kontrolliert, die die Hisbollah voll unterstützen. Aber die irakischen Sunniten, die einen harten Guerillakrieg gegen die Amerikaner führen, unterstützen auch die Hisbollah.

Dieser Block erfreut sich großer Beliebtheit bei der Masse der Bevölkerung in der ganzen arabischen Welt, weil er gegen die USA und Israel kämpft. Der andere Block, der Saudi- Arabien, Ägypten und Jordanien einschließt, verliert täglich an Popularität . Diese Regime werden von der Bevölkerung als Söldner der Amerikaner und als Agenten Israels betrachtet. Mahmoud Abbas tut alles, damit er nicht in diese Kategorie mit eingeschlossen wird.

F.: Was kann also getan werden?

Den israelisch-palästinensischen Konflikt beenden, der den ganzen Nahen Osten am Brodeln hält.

Die Hamas aus dieser feindlichen Front herausholen, indem man mit ihr als der gewählten palästinensischen Regierung verhandelt.

Ein Abkommen mit dem Libanon erreichen. Damit dieses andauert, müssen in diesem Abkommen die Hisbollah und Syrien mit eingeschlossen sein. Das verpflichtet uns, den Golan zurückzugeben.

Man sollte sich daran erinnern, dass Ehud Barak schon damit einverstanden war und fast einen Friedensvertrag unterzeichnet hatte, ähnlich dem mit Ägypten - aber unglücklicherweise im letzten Augenblick aus Furcht vor der öffentlichen Meinung gekniffen hat.

http://www.zmag.de/artikel.php?id=1880  

01.08.06 13:51
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695 Postings, 6741 Tage von WutzlebenSyrien durch das Zielrohr

oder Ein niedlicher, kleiner Krieg

von Uri Avnery

uri-avnery.de / ZNet Deutschland 29.07.2006


ES IST DIE alte Geschichte vom Glücksspieler, der verliert: er hört mit dem Spielen nicht auf. Er macht weiter, um das zu gewinnen, was er verloren hat. Er verliert weiter und spielt weiter, bis er alles verloren hat: seinen Hof, seine Frau und sein Hemd.

Das geschieht auch beim größten Glücksspiel: dem Krieg. Die Heerführer, die einen Krieg beginnen und im Sumpf stecken bleiben, sind gezwungen, immer tiefer in den Sumpf zu geraten. Das ist ein Teil der eigentlichen Essenz des Krieges: es ist unmöglich, nach einem Fehlschlag aufzuhören. Die öffentliche Meinung verlangt den versprochenen Sieg. Inkompetente Generäle müssen ihren Fehlschlag verdecken. Militärkommentatoren und andere Schreibtischstrategen verlangen eine massive Offensive. Zynische Politiker reiten oben auf der Welle. Die Regierung wird von der Flutwelle hinweggetragen, die sie selbst auslösten.

Das war es, was in der letzten Woche nach der Schlacht von Bint-Jbeil geschehen ist.(Die Araber begannen schon damit, es stolz Nasrallahgrad zu nennen.) In ganz Israel wird der Schrei laut: Geht hinein! Schneller! Weiter! Tiefer!

Einen Tag nach der blutigen Schlacht entschied sich das Kabinett für eine massive Mobilisierung der Reservisten. Wozu? Die Minister wissen es nicht. Aber das hängt nun nicht mehr von ihnen ab, auch nicht von den Generälen. Die politische und militärische Führung wird nun von den Wellen des Krieges hin und her geschleudert wie ein Boot ohne Steuer.

Wie schon gesagt wurde, ist es viel leichter, einen Krieg zu beginnen, als ihn zu beenden. Das Kabinett ist davon überzeugt, dass es den Krieg kontrolliert - in Wirklichkeit kontrolliert der Krieg sie. Sie haben einen Tiger bestiegen, und nun sind sie unsicher, ob sie wieder herunter kommen können, ohne dass er sie in Stücke reißt.

Der Krieg hat seine eigenen Regeln. Es passieren unerwartete Dinge, die die nächsten Schritte diktieren. Und die nächsten Schritte gehen immer in eine Richtung: Eskalation.

DAN HALUZ, der Vater dieses Krieges, dachte, er könne die Hisbollah mit Hilfe der Luftwaffe eliminieren, mit der raffiniertesten, wirkungsvollsten und der aller-allerbesten Luftwaffe der Welt. Ein paar Tage massiver Schläge, Tausende Tonnen von Bomben auf die Wohngebiete, Straßen, Kraftwerke und Häfen - und das wär' es dann gewesen.

Doch, wie es sich herausstellt, war es damit nicht getan. Die Hisbollah-Raketen landeten weiter im Norden Israels, Hunderte pro Tag. Die Öffentlichkeit schrie auf. Man kam nicht um eine Bodenoffensive herum. Zunächst drangen nur kleine Eliteeinheiten hinein. Das half nichts. Dann wurden Brigaden eingesetzt - und nun werden ganze Divisionen angefordert.

Zuerst wollten sie die Hisbollah-Stellungen entlang der Grenze vernichten. Als man sah, dass dies nicht genügt, entschied man sich, die Hügel, die die Grenze beherrschen, zu erobern. Dort warteten die Hisbollahkämpfer und brachten ihnen große Verluste bei. Und die Raketen flogen weiter über die Grenze.

Nun sind die Generäle davon überzeugt, dass es keine Alternative gibt, als das ganze Gebiet bis zum Litani-Fluss zu besetzen; das sind etwa 24 km von der Grenze entfernt, um zu verhindern, dass Raketen von dort abgeschossen werden. Dann werden sie herausfinden, dass sie den Awali-Fluss, 40 km weiter drinnen, erreichen müssen - die berühmten 40 km, von denen Menachem Begin 1982 geredet hatte.

Und dann? Die israelische Armee wird sich über ein weites Gebiet verteilen und überall wird sie Guerilla-Attacken ausgesetzt sein, in der Art, die die Hisbollah auszeichnet. Die Raketen werden weiter im Norden Israels landen.

Was nun? Man kann nicht anhalten. Die öffentliche Meinung wird entschiedenere Schritte fordern. Politische Demagogen werden schreien. Die Kommentatoren werden murren. Die Leute in den Luftschutzkellern werden heulen. Die Generäle werden den Zorn zu spüren bekommen. Man kann nicht Zehntausende von Reservesoldaten unbegrenzt mobilisieren. Es ist unmöglich, eine Situation auszudehnen, in der ein Drittel des Landes gelähmt ist.

Alle verlangen, vorwärts zu stürmen. Doch wohin? Nach Beirut in den Norden? Oder nach Damaskus in den Osten?

DIE KABINETTSMINISTER rufen einstimmig: „Nein, niemals! Wir werden Syrien nicht angreifen!“

Vielleicht beabsichtigen einige tatsächlich, dies nicht zu tun. Sie träumen nicht von einem Krieg mit Syrien. Absolut nicht. Aber die Minister machen sich etwas vor, wenn sie glauben, dass sie den Krieg kontrollieren. Der Krieg kontrolliert sie.

Wenn es klar wird, dass nichts hilft, dass Hisbollah weiter kämpft und Raketen weiterhin nach Israel fliegen, wird die politische und militärische Führung dem Bankrott gegenüberstehen. Sie werden dann jemandem die Schuld geben müssen. Aber wem? Nun, natürlich Assad.

Wie ist es nur möglich, dass eine kleine „Terrororganisation“, mit zusammen nur ein paar tausend Kämpfern weiterkämpfen kann? Woher erhalten sie die Waffen? Der Finger zeigt nach Syrien.

Die Armeekommandeure bestehen darauf, dass die ganze Zeit neue Raketen von Syrien zur Hisbollah fließen. Die Straßen sind zwar ruiniert, die Brücken zerstört - doch die Waffen kommen weiter an. Die israelische Regierung fordert, dass eine internationale Truppe nicht nur entlang der israelisch-libanesischen Grenze entlang stationiert wird, sondern auch an der libanesisch-syrischen. Da wird es sicher keine lange Schlange von wartenden Freiwilligen geben.

Dann werden die Generäle verlangen, dass die Straßen und Brücken in Syrien bombardiert werden. Dafür muss aber die syrische Luftwaffe neutralisiert werden, kurz gesagt: ein wirklicher Krieg, der Auswirkungen auf den ganzen Nahen Osten haben würde.

EHUD OLMERT und Amir Peretz dachten nicht darüber nach, als sie vor 17 Tagen in Eile und leichtfertig ohne ernsthafte Debatte, ohne Prüfung anderer Optionen, ohne die Risiken zu kalkulieren, entschieden, die Hisbollah anzugreifen. Für Politiker, die keine Ahnung haben, was Krieg ist, war es eine unwiderstehliche Versuchung: es war eine klare Provokation durch die Hisbollah, und internationale Unterstützung war sicher. Was für eine wunderbare Gelegenheit! Sie taten, was nicht einmal Sharon zu tun gewagt hätte.

Dan Haluz machte ein Angebot, das nicht abgelehnt werden konnte. Ein niedlicher, kleiner Krieg. Die militärischen Pläne waren fertig und eingeübt. Der Sieg war sicher. Um so mehr, als die andere Seite kein richtiger Feind war, sondern nur eine „Terrororganisation“.

Wie sehr der Wunsch in den Herzen von Olmert und Peretz brannte, wird dadurch bestätigt, dass sie nicht einmal an den Mangel von Schutzräumen für die Bevölkerung im Norden gedacht hatten, geschweige denn an die weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen. Hauptsache war, schnell die Siegeskränze zu erwerben.

Sie hatten keine Zeit, ernsthaft über das Kriegsziel nachzudenken. Nun ähneln sie Bogenschützen, die ihre Pfeile auf eine leere Tafel schießen und danach die Ringe um den Pfeil ziehen. Das Kriegsziel ändert sich täglich: die Hisbollah zerstören, sie entwaffnen, sie aus dem Südlibanon vertreiben und vielleicht sie nur schwächen. Hassan Nasrallah töten. Die gefangenen Soldaten nach Hause bringen. Die Souveränität der libanesischen Regierung über den ganzen Libanon ausdehnen. Noch einmal eine neu-alte Sicherheitszone errichten, die von Israel besetzt ist. Die libanesische Armee und /oder eine internationale Truppe entlang der Grenze aufstellen. Die Abschreckung wiederherstellen. Ins Bewusstsein der Hisbollah einätzen. (Unsere Generäle lieben den Ausdruck: ins Bewusstsein einätzen. Das ist ein wunderbares, sicheres Ziel, weil es nicht gemessen werden kann.)

JE LÄNGER der niedliche, kleine Krieg dauert, um so klarer wird es, dass diese sich ändernden Ziele nicht realisierbar sind. Die herrschende Gruppe des Libanons vertritt nur eine kleine reiche und korrupte Elite. Die libanesische Armee kann und will die Hisbollah nicht bekämpfen. Die neue „Sicherheitszone“ wird den Guerillaangriffen ausgesetzt sein, und die internationale Truppe wird nicht ohne Abkommen mit der Hisbollah in dieses Gebiet hineinkommen. Und diese Guerillatruppe, die Hisbollah, kann von der israelischen Armee nicht vernichtet werden.

Das ist keine Schande. Unsere Armee ist in guter - oder besser - in schlechter Gesellschaft. Der Begriff „Guerilla“ ( „kleiner Krieg“) wurde in Spanien während der Besatzung des Landes durch Napoleon geprägt. Irreguläre Banden spanischer Kämpfer griffen die Besatzer an und schlugen sie. Dasselbe geschah den Russen in Afghanistan, den Franzosen in Algerien, den Briten in Palästina und in einem Dutzend anderer Kolonien, dann den Amerikanern in Vietnam und nun passiert es ihnen im Irak. Selbst wenn man annimmt, dass Dan Halutz und Udi Adam bessere Feldherren als Napoleon und seine Marschälle sind, werden sie dort keinen Erfolg haben, wo jene fehl schlugen.

Als Napoleon nicht wusste, was er als nächstes tun könnte, fiel er in Russland ein. Wenn wir die Operation nicht abbrechen, wird sie uns in einen Krieg mit Syrien führen.

Condoleezza Rice's sturer Kampf gegen den Versuch, den Krieg zu beenden, zeigt, dass dies wirklich das Ziel der USA ist. Vom ersten Tag von George Bush's Präsidentschaft an riefen die Neo-Cons dazu auf, Syrien zu eliminieren. Je weiter Bush in den irakischen Morast sinkt, um so mehr benötigt er Ablenkungsmanöver durch andere Abenteuer.

Übrigens: Einen Tag vor Kriegsausbruch nahm unser Minister für Infrastrukturen Binjamin Ben-Eliezer an einer Einweihungsfeier der großen Pipeline teil, die Öl aus den großen Ölfeldern am Kaspischen Meer zum türkischen Hafen Ceyhan, nahe der syrischen Grenze, bringt. Die Baku-Tiflis-Ceyhan -Pipeline meidet Russland und läuft durch Aserbeidjan und Georgien, zwei Länder, die, wie die Türkei eng mit Israel verbunden sind. Es gibt einen Plan, einen Teil des Öls von dort entlang der syrischen und libanesischen Küste nach Aschkelon zu bringen, wo eine dort bestehende Pipeline das Öl nach Eilat bringt, um in den Fernen Osten verschifft zu werden. Israel und die Türkei sollen dieses Gebiet für die USA sichern.

MUSS DIESES Hineinschliddern in einen Krieg mit Syrien passieren? Oder gibt es eine Alternative?

Natürlich gibt es die. Den Krieg sofort beenden!

Als Präsident Lyndon Johnson spürte, dass er im Morast von Vietnam versinken würde, fragte er seine Freunde um Rat. Einer von ihnen antwortete mit sechs Worten: „Erkläre den Sieg und hau ab!“

Das können wir auch tun. Wir sollten aufhören, in ein Verlustgeschäft zu investieren, zufrieden sein mit dem, was wir jetzt erreichen können: Z.B. ein Abkommen mit der Hisbollah erreichen, sich ein paar Kilometer von der Grenze zurückziehen, eine internationale Truppe und/ oder die libanesische Armee dort aufstellen, die Gefangenen austauschen.

Olmert kann dann sagen, er habe einen großen Sieg errungen, behaupten, wir hätten bekommen, was wir wollten, hätten den Arabern eine Lektion erteilt und wir hätten nicht die Absicht gehabt, mehr zu erlangen. Nasrallah wird erklären, er habe einen großen Sieg errungen und habe dem zionistischen Feind eine Lektion erteilt, die er nicht vergessen werde, und Hisbollah stark und bewaffnet am Leben bleiben, und er habe die libanesischen Gefangenen zurückgebracht.

Das wird zwar nicht viel sein. Aber das ist es, was getan werden kann, um die Verluste zu begrenzen, wie man in der Geschäftswelt sagt.

Das könnte geschehen. Wenn Olmert schlau genug ist, sich aus der Falle herauszuziehen, bevor sie ganz zufällt. (Eine alte Volksweisheit sagt: eine schlaue Person ist die, die weiß, wie sie aus einer Falle wieder herauskommt - ein Kluger gerät gar nicht erst hinein). Und wenn Condoleezza den Befehl von ihrem Boss bekommt, dies zu gestatten.

AM 17. TAG des Krieges sollten wir erkennen, dass wir bald vor einer klaren Entscheidung stehen: entweder in einen Krieg mit Syrien zu schliddern - absichtlich oder unabsichtlich - oder ein Abkommen im Norden erreichen, das notwendigerweise die Hisbollah und Syrien mit einschließt. Im Zentrum eines solchen Abkommens, werden auch die Golanhöhen stehen.

Olmert und Peretz dachten in jenen berauschenden Momenten des 12. Juli nicht an so etwas, als sie die Gelegenheit ergriffen, und einen niedlichen, kleinen Krieg begonnen haben. Aber - haben sie denn überhaupt nachgedacht?


http://www.zmag.de/artikel.php?id=1882  

01.08.06 14:11

176 Postings, 8386 Tage bilal61191das ende das kriegs müss hier

01.08.06 15:15

695 Postings, 6741 Tage von Wutzlebenes beginnt doch erst o. T.

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