Nichts neues aber mit mehr Substanz als Focus, das ist aber auch nicht schwer!!
- von vwd Korrespondentin Marion Brucker -
München (vwd) - Die IM Internationalmedia lässt mit ihren Filmen nicht nur das Publikum Achterbahn fahren, sondern auch die Aktionäre. Anders als die Zuschauer beim Actionspektakel "Terminator 3" müssen Anleger neben starken Nerven aber auch einen "langen Atem" mitbringen, erklärt Medienanalyst Thomas Grillenberger von der BayernLB. Verschiebungen von Filmstarts und die immer schwierigere Finanzierung lassen bei Filmeproduzenten kaum verlässliche Jahresprognosen zu. Folglich reagieren die Aktienkurse solcher Unternehmen auf jede Nachricht mit heftigen Bewegungen. Trotz der Prognoseunsicherheit wagt Grillenberger bei der IM für 2004 eine Vorhersage: Der Analyst erwartet schwarze Zahlen.
Finanzierung für Filmprojekte 2004 steht
Positiv bemerkt Grillenberger vor allem die gefüllte "Filmpipeline". Alle für 2004 geplanten Filme seien bereits fertig gedreht, im Dreh oder in der Postproduktion. "Die Finanzierung dieser Filme steht also", erklärt Grillenberger. Insgesamt neun Filme seien geplant, darunter "Aviator". Unter der Regie von Martin Scorsese wird das Leben des Multimillionärs und Fliegers Howard Hughes verfilmt. Da der Kinostart für diesen Film vom Unternehmen für Dezember 2004 avisiert werde, hat Grillenberger ihn bei seiner Prognose für das kommende Geschäftsjahr nicht mehr berücksichtigt.
Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich Kinostarts am Jahresende oft ins nächste Jahr verzögerten. Der Umsatz wird daher verlagert und es drohen Gewinnwarnungen. Die Verschiebungen liegen aber meist nicht am Unternehmen, sondern an Eigenheiten der Branche. Im Herbst werden besonders viele Filme in die Kinos gebracht. Einerseits sollen damit höhere Einnahmen in den besser besuchten Wintermonaten gesichert werden. Anderseits würden Filme auf den "letzten Drücker" herausgebracht, um noch für die "Oscar"-Nominierung zugelassen zu werden. Für diese ist ein Filmstart im Vorjahr ausschlaggebend. Die Folge ist ein Kinostartgedrängel.
Um Kannibalisierung zu vermeiden, werden andere Filmstarts daher häufig auf einen späteren Termin verschoben. Für IM Internationalmedia bringt das Buchungsschwierigkeiten. Da der Umsatz nicht bei der Auslieferung des Films, sondern erst beim Kinostart verbucht wird, sind die Unternehmensprognosen nicht mehr zu erfüllen. Genau das ist 2003 passiert. Die für das laufende Jahr geplanten Kinostarts für die Filme "Suspect Zero" und "Mindhunters" würden voraussichtlich ins erste Quartal 2004 verschoben, erklärte das Unternehmen Mitte September. Dadurch würden 2003 rund 70 Mio EUR weniger Umsatz verbucht.
Ursprünglich war für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatz zwischen 330 Mio und 350 Mio EUR in Aussicht gestellt worden. Die Aktie war nach der Mitteilung im September um 0,40 EUR auf 1,21 EUR eingebrochen. IM Internationalmedia sucht nun nach Möglichkeiten, auf die negativen Auswirkungen von Filmverschiebungen zu reagieren. IM-Vorstandsvorsitzender Moritz Bormann denkt deshalb darüber nach, gar keine Jahresprognosen mehr zu veröffentlichen.Überlegungen, ein gebrochenes Geschäftsjahr einzuführen, gebe es im Unternehmen aber nicht. Es sei kein operatives Problem, sondern ein reines Berichtsproblem, meint ein Unternehmenssprecher.
Ungeachtet dieses Umstandes sieht ein anderer Medienanalyst für das laufende Geschäftsjahr doch noch ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern über der "Nulllinie". Er begründet dies damit, dass die gesetzlichen Änderungen bei deutschen Filmfonds kurzfristig erst noch einmal einen positiven Effekt haben könnten. Viele Filmfonds versuchten wegen der künftig geringeren steuerlichen Attraktivität, ihre Gelder noch in diesem Jahr in Hollywood "unterzubringen". Dadurch bestehe für IM die Möglichkeit, noch ein oder zwei Filme mehr als ursprünglich geplant in diesem Jahr zur Produktionsfreigabe zu bringen. Wie sich die gekürzten Steuervorteile für Investoren von deutschen Filmfonds künftig auswirkten, sei aber unklar.
Puzzlespiel Filmfinanzierung
Die Filmfinanzierung gleiche einem Puzzlespiel, erklärt IM-Finanzvorstand Andreas Konle. Ein Teilchen muss zum anderen passen, sonst könne das Projekt am Ende nicht realisiert werden. So könne es durchaus sein, dass ein staatlich gefördertes Finanzierungsprogramm wie in Großbritannien auf den ersten Blick lukrativ sei, aber wegen der vorgeschriebenen Beschäftigung von überwiegend Einheimischen dann doch nicht genutzt werden könne. IM versuche daher, zugleich "mehrere Töpfe anzuzapfen". Konle arbeitet mit Private Equity Investments, Filmfonds, Banken und staatlichen Förderprogrammen zusammen, um die Finanzierung in den Griff zu bekommen.
Nach Ansicht eines Analysten fehlt jetzt noch "der große Wurf", ein "Ausreißer", mit dem "so richtig Geld zu machen" sei. "Terminator 3" sei zwar ein "riesen Renommeeprojekt", aber der Film laufe nur ordentlich und nicht außerordentlich, meint der Analyst. Außerdem "schöpfen einen großen Teil der Sahne" Warner und Sony ab. Er sei aber nach wie vor der Überzeugung, dass IM es schaffe. Zwar müsse der Filmproduzent "sehr stark haushalten", da die Liquidität mit rund 16 Mio EUR "nicht üppig" sei.
So richtig "komfortabel wäre eine Liquidität von rund 100 Mio EUR im Jahresdurchschnitt", meint der Analyst. Deshalb müsste IM sicherstellen, dass sie nicht auf eigenes Risiko einen Film produziere, sondern sich über Vorverkäufe ausreichend absichere. Solange IM weiter vorsichtig wirtschafte und es wie bisher gelinge, Filmprojekte aus mehreren Töpfen geschickt zu finanzieren, könne das SDAX-Unternehmen noch lange bestehen.
Es habe sich "qualitativ stark entwickelt" und immer bessere Filme produziert. Je länger der Filmeproduzent am Markt sei, desto größer werde deshalb die Wahrscheinlichkeit auf einen "Megaseller", meint der Analyst. Parallel dazu entwickle sich langsam aber stetig die eigene Filmbibliothek, aus der eine entsprechende Marge erzielt werden könne. Alles in allem betrachtet, sei IM eine "schwierige Aktie" mit "relativ hohem Risko", meint der Analyst. vwd/17.10.2003/mbu/mim/zwi
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