Im Prinzip erscheinen diese Regulierungen nur uns im Westen als willkürlich. Im chinesischen 5 Jahresplan ging man schon vor geraumer Zeit darauf ein. China braucht die großen Tech Unternehmen um seine politisch formulierten Ziele zu erreichen, die jetzigen Handlungen widersprechen diesen 5 Jahresplan bis dato nicht. Im Westen hat man sich auch die großen internationalen Techwerte wie Facebook, Amazon etc. vorgenommen, bei Datenschutz, Steuern etc. China zieht da eigentlich nur nach. Westliche Medien spielen das Thema halt als willkürlich ein, aber so scheint es nicht zu sein.
"Daher möchte ich diesen Wochenbericht nutzen um nochmal auf die aktuelle Situation in China einzugehen und warum ich weiter an meinen chinesischen Werten festhalte. Ich versuche mich seit einigen Jahren wenn es um China und deren Unternehmen geht überwiegend auch über chinesische Quellen direkt über die Lage zu informieren und weniger auf amerikanische Quellen zurückzugreifen. Das hilft sehr dabei ein besseres Verständnis für das Vorgehen und die Ziele sowohl der Politik als auch den Unternehmen dort zu bekommen. Was häufig in amerikanischen Medien als völlig überraschend und willkürlich dargestellt wird, sind Dinge, die in China bereits einige Jahre diskutiert werden und auch in deren berühmten 5 Jahresplänen als Ziele genannt werden. Im März diesen Jahres war es wieder soweit und der neue 5 Jahresplan war erschienen und zeigte frühzeitig auf, worauf sich Bevölkerung und Investoren einstellen können.
Eins dieser Probleme, welches schon sehr lange auf der Agenda von China stand ist das Schul- und Nachhilfesystem. Das dieses komplett umgebaut werden muss war lange klar, die Frage war nur wann genau und in welcher Form und daher habe ich auch immer einen großen Bogen um diese speziellen chinesischen Unternehmen gemacht. Denn in den Zielen des Landes ist klar angegeben, dass es ein Ziel ist der alternden Bevölkerung entgegenzuwirken und wieder mehr Kinder zu bekommen. Das hat bislang allerdings nicht funktioniert und als Hauptproblem wurden die Kosten für weitere Kinder insbesondere was die Nachhilfe angeht ausgemacht. Deshalb ist es nun keine Überraschung, dass dieser Bereich reguliert wird, die Art ist zwar sehr hart aber konsequent um dieses Problem zu beheben. Doch das ist nicht der einzige Punkt, China bemisst die Kosten für die Erziehung nicht nur in Nachhilfe sondern nennt es „Total Cost of Children Ownership“ (TCCO) und das beinhaltet alle Kosten um ein Kind großzuziehen. Als wichtigsten Faktor werden dabei neben der Nachhilfe die Wohnkosten angesehen, daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser Punkt als nächstes stärker reguliert werden könnte. Auf der anderen Seite geht es aber auch um die Einnahmen, denn gerade das untere Lohnniveau muss steigen damit diese Bevölkerungsschicht mehr Geld zur Verfügung hat um weitere Kinder zu bekommen, daher kommt es auch nicht ganz überraschend dass für z.B. Lieferfahrer eine Art Mindestlohn gezahlt werden soll.
Auf weitere Punkte dieses Plans bin ich in der Vergangenheit schon eingegangen, z.B. die technologische Innovation und die Umsetzung dessens in dem man den Wettbewerb erhöht.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, das China unabhängig von westlichen technologien und Produktionen werden soll. Dies ist ein Punkt, der hier bislang wenig diskutiert wird, aber könnte westliche Unternehmen, welche viel nach China exportieren treffen.
Dass die nun verkündeten Regulierungen wieder für Angst sorgen ist an der Börse nichts ungewöhnliches, diese Angst führt nun dazu, dass man viele weitere Dinge befürchtet und dass alle chinesischen Unternehmen bald wegreguliert werden könnten und das Ausländer gar nicht mehr, auch nicht über die VIE Struktur, in chinesische Unternehmen investieren könnten. Doch das widerspricht dem 5 Jahres Plan klar, denn hier ist sogar eine weitere Öffnung geplant. Konkret wird dort gesagt, dass man seine aktuellen Restriktionen für ausländische Investitionen zurückfahren will und sich dem Kapitalmarkt weiter öffnen will, dies spricht sogar eher dafür, dass man zukünftig direkt in chinesische Unternehmen invetieren könnte und nicht mehr den Umweg über die VIE gehen müsste, was sehr positiv wäre.
Weiterhin positiv ist, dass man in China erkannt hat, dass die wirtschaftsbereiche in denen der Staat größeren Einfluss hat eher bremsend sind und der kapitalistische Teil gut für das weitere Wirtschaftswachstum ist. In Folge dessen will man diesen „privatwirtschaftlichen“ Teil weiter stärken und ausbauen.
Auf der anderen Seite gibt man an, dass man bei internationalen Investitionen aber vorsichtig ist wenn es um Investitonen geht, welche die nationale Sicherheit gefährden könnten, diese nationale Sicherheit wird weiter definiert als militärische, landwirtschaftliche und energiewirtschaftliche Aspekte. Dieser Punkt war es, den Didi am ende zu spüren bekam, denn China will verhindern, dass diese Fahrerdaten in falsche Hände geraten, da sie ein militärische Vorteil sein könnten.
Unterm Strich halte ich es nicht für willkürlich was aktuell in China passiert, denn bislang war alles mit dem 5 Jahresplan vereinbar. Daher sehe ich auch nicht die nun kursierenden großen Befürchtungen von Delisting o.ä.. China braucht die großen Tech Unternehmen um seine Ziele zu erreichen, daher erwarte ich hier eine anhaltend starke Entwicklung und werde meine Anteile weiter halten.
Unterm Strich kann ich nur jedem empfehlen, der in chinesische Werte investiert, sich mit diesem 5 Jahresplan genau zu beschäftigen um rechtzeitig mögliche Auswirkungen auf gewisse Branchen und Unternehmen antizipieren zu können".
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