Was bei Wirecard abgegangen ist und wie hier Aktionäre betrogen wurden, geht als eigenes Kapitel in die deutsche Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit ein.
Es ist ein Multiorganversagen sämtlicher staatlicher Aufsichtsorgane (Bafin, Zollbehörde, Finanzministerium, Staatsanwaltschaft, ..) und eine Bankrotterklärung für die Arbeit der Wirtschaftsprüfung. Hinzu kommt eine dreckige Melange aus regierungsnahen Beratern (vuzG), pensionierten inländischen Geheimdienstlern in Beraterrolle und ausländischen Geheimdiensten. Ein junger Beamter des Kanzleramtes wird zum Schweigen genötigt.
Als kleines Extrabonbons wurde Herr Dr. Braun für einen Monat aus der Untersuchungshaft entlassen um seine wertvollen Bilder und sonstige Vermögensgegenstände abhängen und verschwinden lassen zu können.
Die Angriffe waren allen bekannt und für mich, der ich über etwas Kenntnisse im Wirtschaftsbereich verfüge, waren u. a. die sehr guten Cash Flow Zahlen Grund an meinem Investment festzuhalten. Und dass die Wirtschaftsprüfer nicht einmal den Cash ordentlich und ausreichend prüfen, hat mit einfacher Pflichtverletzung nichts mehr zu tun. Es ist zumindest grob fahrlässig, wenn nicht sogar kriminell. Und das ganz besonders deshalb, weil Softbank vor dem Hintergrund der laufenden Anschuldigungen die Zusage zu einem 1 Milliarden Investment ganz offiziell von einem uneingeschränkt testierten JA für 2018 abhängig gemacht hat. Und wie wir alle wissen, wurde diese Bilanz ohne Einschränkung testiert. Darauf hin sind die Softbankgelder geflossen.
Die Staatsanwaltschaft ist nicht- wie es ihre Pflicht gewesen wäre - den Vorwürfen der Shortseller nachgegangen, sondern hat die Shortseller zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Bafin hat ohne sorgfältige Prüfung der Angelegenheit ein Shortsellerverbot verhängt. Die Reaktionen der Staatsanwaltschaft und der Bafin waren ein weiterer Grund für mich, an meinem Investment festzuhalten. Es hat trotz dieses Versagens keinen Wechsel in der mit dem Fall befassten Person bei der Staatsanwaltschaft München gegeben. Für mich ein weiteres Versagen des Justizministeriums, das in den Medien noch immer nicht thematisiert wird.
Der CFO der von PWC kam und bei Wirecard jahrelang für die Compliance zuständig war (!!) wurde im Übrigen nie angeklagt. Er hat über viele Jahre ein dickes Gehalt eingefahren und in den letzten Jahren ein Millionensalär. Soviel Inkompetenz wie für die Rechtfertigung seiner Unschuld notwendig ist, schließe ich für einen Mann mit einschlägiger Bildung aus. Das Gleiche gilt für den Treasurer und Ex-CFO.
Ich persönlich habe ein solches brutales Versagen nie und nimmer für möglich gehalten und bin einer der Geschädigten.
Aber das Schlimmste steht uns noch bevor. Die Opferrolle ist sehr beliebt geworden. Und es ist zu befürchten, dass jene die uns vor Verbrechen schützen sollen in die Opferrolle schlüpfen werden. Dann aber stelle ich die Frage, ob wir diese Wirtschafts-Staatsanwaltschaften, Wirtschaftsprüfer, Bafin, .. überhaupt brauchen, wenn sie im Fall der Fälle sowieso für die Wurst sind.
|