Messenachlese INVEST 2008 in Stuttgart Von Heiko Böhmer
Liebe Leser,
trotz der angeschlagenen internationalen Finanzmärkte ist das Interesse an Finanzthemen weiterhin groß. Dies zeigte sich am Wochenende wieder auf der größten deutschen Finanzmesse, der INVEST in Stuttgart. Dort war auch der Fachverlag für Privatfinanzen, in dem der Privatfinanz-Letter erscheint, mit einem eigenen Stand vertreten. An den 3 Messetagen gab es wieder viele anregende Gespräche mit Ihnen, unseren Lesern. An dieser Stelle möchte ich mich auch im Namen meiner Kollegen für das große Interesse noch einmal bedanken.
Großes Messe-Thema: die kommende Abgeltungssteuer Zwar lag die Besucherzahl mit 13.000 nach Angaben der Messe Stuttgart unter der Zahl vom Vorjahr. Aber dennoch gab es an den 3 Messetagen einen Ansturm auf viele der insgesamt über 200 Aussteller. „Auch in turbulenten Börsenzeiten ist die INVEST Deutschlands wichtigster Branchentreff“, sagte Ulrich Kromer, Geschäftsführer der Messe Stuttgart zum Abschluss am Sonntag.
Neben Informationen rund um die Geldanlage lockte sicherlich auch die Neue Messe Stuttgart viele Besucher zum Gelände direkt am Flughafen. Persönlich finde ich die neuen Hallen sehr gelungen und auch in den vielen Gesprächen, die ich vor Ort mit Kollegen aus der Branche geführt habe, war das Echo durchweg positiv.
Was waren nun die großen Themen der Messe? Ohne Frage gehörte sicherlich die kommende Abgeltungssteuer dazu. An einer Vielzahl der Messestände spielte die steuerliche Neuregelung zum 1. Januar 2009 eine entscheidende Rolle. Wir haben uns daher entschlossen, dieses Thema auch hier im Privatfinanz-Letter näher unter die Lupe zu nehmen. Wir werden ab der kommenden Woche mit einer Serie zu diesem Thema beginnen.
Auf der Messe traf ich auch einige Kollegen, denn auch für uns Finanzjournalisten ist die INVEST sozusagen ein Pflichttermin. Janne Jörg Kipp, Chefredakteur des „Privatinvestor-Brief“, schätzt die aktuelle Marktlage demnach wie folgt ein: „Es gibt erste Anzeichen dafür, dass die Zinssenkungen in den USA bald die Konjunktur ankurbeln werden.“ So habe die Vergangenheit gezeigt, dass nach einer Wirkungszeit von 4-6 Monaten diese in der Regel greifen. Ferner würden die Abschläge der vergangenen Monate der künftigen Entwicklung nicht gerecht, so Kipp. An dieser Stelle wies er vor allem auf das Missverhältnis der Abschreibungen und Kursverluste von 9 Billionen US-Dollar und den zu erwartenden Schaden von 1 Billion US-Dollar hin, wie ihn der Internationale Währungsfonds (IWF) beziffert.
Ein weiteres Argument für ein verstärktes Kaufinteresse der Investoren stellt nach Kipps Meinung die niedrige Bewertung dar. Hier verwies er auf das aktuell sehr niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), das in der derzeitigen Marktlage aussagekräftiger als das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sei. „Das KBV vieler Unternehmen steht in Deutschland im DAX bei 1,5 und im Euro-Stoxx bei 1,6. Dies ist günstig genug, um mit Wiederanlagen vor allem privater Investoren rechnen zu können“, so Kipp abschließend.
Rohstoffe weiter ein interessantes Thema Die gesamte Anlageklasse der Rohstoffe war auch auf der diesjährigen INVEST wieder stark vertreten. Im eingegliederten Rohstoff-Themenpark präsentierten sich mehr als 50 Rohstoff-Firmen den Besuchern. Darunter befanden sich auch eine Vielzahl von Rohstoff-Explorern, die seit dem Jahresanfang sehr stark unter Kursrücksetzern zu leiden haben. Dabei sind die Preise für die meisten Rohstoffe und vor allem viele Edelmetalle im 1. Quartal deutlich gestiegen und im Fall von Gold sogar auf ein neues Allzeit-Hoch von über 1.000 Dollar.
Genau diese eher paradoxe Situation hat Dr. Bernd Heim, Chefredakteur vom Rohstoff-Börsendienst „Nugget Effekt“, den ich auch auf der Messe traf, in einer aktuellen Analyse aufgegriffen:
„Seit nunmehr fast einem Dreivierteljahr koppeln sich die Juniorproduzenten und Explorer von der Preisentwicklung am Gold- und Silbermarkt zunehmend ab. Was anfangs nur wie eine störende Irritation wirkte, nahm ab November 2007 regelrecht groteske Züge an. In der Vergangenheit hatten die Minen immer einen zeitlichen Vorlauf zum Goldpreis und haussierten bevor der Goldpreis anzog. Interessant und vor allem gewinnbringend war der Hebel auf die Edelmetallpreise. Waren die Kosten gedeckt, bedeutete jeder Dollar um den beispielsweise der Goldpreis stieg für die Minen nicht nur einen Dollar mehr Umsatz, sondern gleich einen Dollar mehr Gewinn. Das ließ die Kurse bei einzelnen Minen regelrecht explodieren.
In der ersten Phase des Goldpreisanstiegs zwischen 2001 und 2003 fuhren Anleger deshalb mit ihren Mineninvestments überproportionale Gewinne ein. Die lagen wie zum Beispiel bei der südafrikanischen DRD Gold, welche damals bei einem Goldpreis von nur 250 Dollar je Feinunze nur knapp an der Gewinnschwelle produzierte, in der Spitze sogar bei 600%.
Heute erleben wir das glatte Gegenteil: Einen Goldpreisanstieg machen die Minen entweder gar nicht oder nur zögerlich mit, nur um anschließend in der Korrektur umso heftiger heruntergeprügelt zu werden. Dieses seltsame Schauspiel, das an den Nerven von uns Investoren nagt, könnte schon bald zu Ende gehen, denn die Berichtssaison ist angebrochen.
„Minenwerte werden positiv überraschen“ Nicht erst seit dem Neuen Markt wissen wir, dass sich an der Börse Irrationales mitunter ziemlich lange halten kann. Doch am Ende setzen sich die fundamentalen Aspekte unweigerlich durch. So wird es auch bei den Minentiteln sein. Ob die Anleger schon jetzt aufwachen werden oder noch ein Quartal länger ihren unbegründeten Ängsten nachhängen, ist derzeit kaum abschätzbar. Für Anleger, die wie wir mit einem sehr langfristigen Horizont arbeiten, ist diese Frage letztlich auch nicht entscheidend. Wir wissen: Können die Kosten im Griff gehalten werden, schlägt jeder Dollar Gold- oder Silberpreisanstieg unweigerlich auf die Gewinne durch. Bei den Gewinnen werden die Minen deshalb früher oder später positiv überraschen und dann werden auch die Kurse schnell wieder anziehen.“
So weit die aktuelle Analyse von Dr. Bernd Heim. Wenn Sie über die aktuellen Empfehlungen aus dem Rohstoff-Sektor informiert werden wollen, klicken Sie hier.
Bis morgen, Ihr Heiko Böhmer Chefredakteur „Privatfinanz-Letter“
P.S.: Die nächste INVEST findet vom 24. bis 26. April 2009 wieder in der Neuen Messe Stuttgart statt. Halten Sie sich diesen Termin doch einfach frühzeitig frei – es lohnt sich!
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